MKL1888:Liderung

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Liderung“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 769770
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Liderung. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 769–770. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Liderung (Version vom 24.11.2022)

[769] Liderung (abzuleiten von Leder; Verpackung, Dichtung), Vorrichtung, welche das gegenseitige dichte Anschließen zweier Maschinenteile hervorbringen soll. Bleiben die Maschinenteile in einer und derselben Lage zu einander, so dichtet man sie gegeneinander einfach dadurch ab, daß man sie möglichst genau aufeinander paßt oder ein schmiegsames Dichtungsmaterial (Hanf, Leder, Papier, Asbest, Gummi etc.) dazwischenbringt. Bei zwei ineinander beweglichen Maschinenteilen genügt in der Regel ein genaues Aufeinanderpassen nicht, weil bei der Bewegung eine gegenseitige Reibung und daher auch eine Abnutzung eintritt, durch welche nach einiger Zeit durchlassende Spalten entstehen. Man wendet daher entweder gleichfalls schmiegsame Dichtungsmaterialien oder federnde Metallringe an, wovon letztere den Vorzug einer großen Dauerhaftigkeit haben, während erstere oft erneuert werden müssen. Besonders wichtig sind die Liderungen von Kolben und Stangen (z. B. Kolben-, Schieber-, Ventilstangen). Erstere sollen die Kolben gegen ihre Cylinder dicht anschließen lassen, ohne ihre Beweglichkeit bedeutend zu hindern. Sie bestehen entweder in einem um den Kolben gelegten Ring von Hanf, Segelleinen oder Leder, der durch eine besondere Vorrichtung zwischen Kolben und Cylinder gehörig festgepreßt werden kann, oder aus Lederstulpen (Lederstulpdichtung), d. h. Lederscheiben mit rechtwinkelig aufgebogenen Rändern, welch letztere durch den in der abzudichtenden Flüssigkeit herrschenden Druck gegen die Cylinderwandungen gepreßt werden. Diese Kolbenliderungen werden meist zur Abdichtung gegen tropfbare Flüssigkeiten gebraucht, während dagegen bei Dampf und auch in neuerer Zeit bei Luft (Gebläse, Kompressoren) meist metallische Liderungen, bestehend in federnden Ringen, die sich gegen den Cylinder pressen, in Anwendung sind. Eine ganz besondere Art der Kolbenliderung ist die sogen. Labyrinthdichtung, die darauf basiert, daß eine Flüssigkeit, wenn sie durch Öffnungen von oftmals wechselndem Querschnitt geleitet wird, dermaßen in Wirbelungen gerät und sich gewissermaßen so verirrt, daß sie nur sehr langsam hindurchtreten kann. Eine solche L. erzielt man dadurch, daß man den ziemlich langen, in dem Cylinder mit ganz geringem Spielraum beweglichen Kolben mit einer Reihe ringsherum laufender Nuten versieht. Die Labyrinthdichtungen haben eine ziemlich verbreitete Anwendung bei den mit komprimierter Luft betriebenen [770] Gesteinsbohrmaschinen gefunden. Über die Abdichtung von Stangen s. Stopfbuchsen.