Zum Inhalt springen

MKL1888:Konditorwaren

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Konditorwaren“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Konditorwaren“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 17 (Supplement, 1890), Seite 501
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia:
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Konditorwaren. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 17, Seite 501. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Konditorwaren (Version vom 19.05.2021)

[501]  Konditorwaren werden mit billigen farb- und geschmacklosen Mineralstoffen, wie Schwerspat, Pfeifenerde, Gips, schlechtem Stärkemehl unter Zusatz von Zinkweiß, Traubenzucker (statt Rohrzucker), verfälscht, auch kommen schädliche Farben und Nitrobenzol statt Bittermandelöl in Betracht. Es handelt sich bei der Untersuchung zunächst um Bestimmung des Aschengehalts. Feine Weizenzwiebacke enthalten 1 Proz., Biskuits 1,14, englische Biskuits 0,83, Lebkuchen 1,51, Pfeffernüsse 1,98, Fruchtbonbons 0,12 Proz. Asche. Die Bestandteile der Asche ermittelt man nach den üblichen Methoden. Der Congrès national pour hygiène alimentaire hat erklärt, daß 18 mg Kupfer in 1 kg K. unbeanstandet bleiben können. Kuchen, welche mit Pottasche oder mit Backpulver (doppeltkohlensaures Natron und Weinsäure) hergestellt wurden, geben eine alkalireiche Asche. Wurde überschüssiges kohlensaures Kali (Pottasche) angewandt, so gibt das Gebäck einen alkalisch reagierenden Auszug. Ein solcher Alkaligehalt ist ungehörig, weil er bei Kindern schädlich auf die Magenschleimhaut wirkt. Bonbons etc. erhalten oft einen Zusatz von Traubenzucker, der insofern verwerflich erscheint, als dies Fabrikat oft Verunreinigungen enthält, welche sich hinsichtlich der Verdaulichkeit nicht sehr günstig verhalten. Zur Ermittelung des Traubenzuckers bereitet man eine Lösung oder ein Extrakt, erwärmt dasselbe mit wenig Salzsäure, um den Zucker zu invertieren, entfärbt, wenn nötig, mit Knochenkohle und untersucht im Polarisationsapparat. Ein aus Rohrzucker hergestellter Bonbon muß, Asche und Wasser abgerechnet, eine in annähernd gleichem Maß linksdrehende Flüssigkeit geben wie ein gleiches Gewicht invertierten Rohrzuckers. Bei Gegenwart von Traubenzucker ist die Linksdrehung weit schwächer. Pfefferminzplätzchen enthalten oft große Mengen (bis 20 Proz.) Mineralstoffe, Mehl und Stärke. Auch gebrannte Mandeln werden in ähnlicher Weise verfälscht und mit Traubenzucker bereitet. Am wichtigsten ist die Untersuchung der K. auf giftige Farben. Bisweilen werden unechtes Blattgold und Blattsilber sowie Bronzefarben angewandt, und man hat dann auf Kupfer, Zinn, Zink, Wismut, Quecksilber zu prüfen. Bei Anwendung von Teerfarbstoffen ist unter Umständen Prüfung auf Arsen geboten. Man verdampft 0,1–0,3 g des Farbstoffes mit der 25–30fachen Menge verdünnter Schwefelsäure und einem Körnchen schwefligsaurem Natron bei gelinder Wärme, bis der Geruch nach schwefliger Säure verschwunden ist, dann löst man den Rückstand in wenig reiner Salzsäure, bringt ihn mit einem Stückchen Paraffin in ein Kölbchen, welches mit zweimal rechtwinkelig gebogenem Rohr versehen ist, und destilliert, wobei der zweite Schenkel des Rohrs in einer Vorlage mit Schwefelwasserstoffwasser mündet, aber den Spiegel des letztern nicht ganz erreicht. Bei Gegenwart von Arsen entsteht ein flockiger, gelber Niederschlag, dessen Identität besonders festzustellen ist.