MKL1888:Lüneburger Heide

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lüneburger Heide“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Lüneburger Heide“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 1005
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: Lüneburger Heide
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Lüneburger Heide
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Lüneburger Heide. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 1005. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:L%C3%BCneburger_Heide (Version vom 17.08.2023)

[1005] Lüneburger Heide, niedriger Landrücken im preuß. Regierungsbezirk Lüneburg, welcher sich zwischen der Aller und Elbe 90 km weit von SO. nach NW., von der Göhrde bis in die Gegend von Bremen und Stade, erstreckt. Ihr höchster Rücken zieht sich näher dem nordöstlichen Rand hin; seine Höhe wechselt zwischen 80 und 120 m und ist am bedeutendsten 12 km nördlich von Soltau bei Wilsede (171 m). Auf beiden Seiten ist der Abfall sanft, im S. kaum merklich von der Horizontallinie abweichend, im N. steiler; daher erscheint die L. H. hier, in der Ferne gesehen, als blauer Gebirgsstreif am Horizont, von welchem die Flüsse in tief eingeschnittenen Thälern herabkommen, im S. dagegen als eine endlose Ebene, durch welche die Flüsse zwischen sumpfigen Ufern und Torfmooren langsam zur Aller abfließen. Im Nordrand treten Muschelkalk und Gips an zwei Stellen zu Tage. Im übrigen decken Sand-, Thon- und Mergellager in mächtiger Auflagerung das tiefer liegende feste Gestein. Die L. H. ist keineswegs von steppenartiger Sterilität. Nirgends trifft das Auge auf kahle Hügel; selbst die trockensten Stellen sind mit Heidekraut bedeckt, und in reicher Fülle überwuchert die Heidelbeere den Boden. Wo aber hinreichende Feuchtigkeit eine mannigfaltigere Entwickelung der Vegetation möglich macht, finden sich Buchen- und Birkenwaldungen, und Eichengehölze umgeben insbesondere die Heidedörfer. Kiefernwälder und öde Sandstrecken finden sich nur an den sumpfigen Flußrändern der südlichen Abdachung. Eine über die ganze Heide verbreitete Pflanze ist Arnica montana. Der Kultur und dem Baumwuchs stellt sich an vielen Punkten der sogen. Ortstein entgegen, eine vorzugsweise aus Quarzsand bestehende feste Bodenschicht, die nicht tief unter der Oberfläche liegt und weder Wasser noch Wurzeln durchläßt. Die Hauptprodukte der Heide sind Schafe (Heidschnucken), Buchweizen und Honig. Das Heidekraut wird als Viehstreu abgehauen (Plaggenwirtschaft), nur selten noch abgebrannt, um für den Buchweizen den Boden zu gewinnen. Die Blüte des Buchweizens gibt neben der des Heidekrauts eine treffliche Nahrung für die Bienen ab. Außer Schafen und Honig bilden Heidel-, Preißel-, Erd- u. Wacholderbeeren Ausfuhrartikel. Eine Merkwürdigkeit der Heide sind die zahlreichen Hünengräber, die sich daselbst vorfinden. Die Eisenbahnen von Harburg nach Hannover und von Stendal nach Bremen durchschneiden die Heide. S. Karte „Hannover“.