MKL1888:Landois

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Landois“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 462463
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Landois. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 462–463. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Landois (Version vom 11.04.2021)

[462] Landois (spr. langdŏa), 1) Hermann, Zoolog, geb. 19. April 1835 zu Münster, studierte daselbst Theologie und Naturwissenschaft, ward 1859 zum Priester geweiht, promovierte 1863 in Greifswald als Dr. phil. und machte 1864 daselbst sein Staatsexamen. Seit 1862 war er Lehrer der Naturwissenschaft an der Ackerbauschule zu Botzlar (Kreis Lüdinghausen); 1865 ging er in gleicher Eigenschaft an das Gymnasium in Münster, habilitierte sich 1869 als Dozent der Zoologie an der dortigen Akademie und ward 1873 Professor der Zoologie. Er ist auch Vorsteher des zoologischen und anatomischen Museums der Akademie und Direktor für das Fach der Zoologie des Naturhistorischen [463] Vereins der Rheinlande und Westfalens. Als der freiern Richtung angehörender Naturforscher mußte er sich bald mit seiner geistlichen Behörde überwerfen, und um in keiner Weise beengt zu sein, sagte er sich vollständig von derselben los. Er war für die Zoologie in wissenschaftlicher und praktischer Hinsicht sehr thätig, und namentlich lieferte er zahlreiche Abhandlungen über die mikroskopische Anatomie der Insekten. Seine zoologischen Präparate für den Unterricht fanden auf den Weltausstellungen gebührende Würdigung. 1871 stiftete er den Westfälischen Verein für Vogelschutz, Geflügel- und Singvögelzucht, und 1874 gründete er den westfälischen zoologischen Garten in Münster zur Schaustellung und wissenschaftlichen Erforschung europäischer Tiere. Er schrieb: „Lehrbuch der Zoologie“ (mit Altum, 5. Aufl., Freiburg 1883); „Tierstimmen“ (das. 1875); „Lehrbuch der Botanik“ (mit Berthold, das. 1872); „Ton- und Stimmapparate der Insekten“ (Leipz. 1867); „Der Mensch und die drei Reiche der Natur“ (mit Kraß, 3 Tle., mehrfach aufgelegt, Freiburg) und im münsterschen Dialekt den komischen Roman „Frans Essink, sien Liäwen un Driewen“ (6. Aufl., Münst. 1886, 2 Tle.).

2) Leonard, Physiolog, Bruder des vorigen, geb. 1. Dez. 1837 zu Münster, studierte seit 1857 in Greifswald, habilitierte sich 1863 daselbst für Physiologie und wurde zugleich Assistent am physiologischen Institut, 1868 außerordentlicher, 1872 ordentlicher Professor der Physiologie und Direktor des physiologischen Instituts. Unter seinen Arbeiten ist besonders hervorzuheben: „Die Lehre vom Arterienpuls“ (Berl. 1872), durch welche er, durchweg auf eigne Untersuchungen gestützt, die graphische Methode vervollkommte und zur Verbreitung derselben in Deutschland am nachhaltigsten wirkte. Seine Arbeit über „Die Transfusion des Bluts“ (Leipz. 1875) stellt die Grenzen der Wirkungen dieser Operation fest im Anschluß an ein Versuchsmaterial von mehreren hundert Tierexperimenten und liefert den Beweis von der Schädlichkeit der Tierbluttransfusion beim Menschen. Von seinen vergleichend-anatomischen Schriften beziehen sich die wichtigsten auf die Untersuchung menschlicher Parasiten. Er schrieb noch: „Lehrbuch der Physiologie“ (5. Aufl., Wien 1886); „Graphische Untersuchungen über den Herzschlag“ (Berl. 1876).