MKL1888:Lyra

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lyra“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 1213
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Lyra. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 12–13. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lyra (Version vom 21.11.2023)

[12] Lyra, altgriech. Saiteninstrument, der Kithara ähnlich, aber kleiner und ohne Fuß, war der Sage nach eine Erfindung des Hermes. Man bildete sie aus dem Gehäuse einer Schildkröte als Schallkasten und in den Öffnungen der Vorderbeine mit den Wurzelenden befestigten gewundenen Ziegenhörnern oder ähnlich geformten Holzstäben, welche in der Nähe der Spitzen durch ein Joch verbunden waren; auf dem Brustschild befand sich der niedrige Steg, über den die etwas tiefer im Schallkasten angeknoteten Saiten in gleicher Höhe bis zum Joch fortliefen, wo sie einfach umgeschlagen oder durch Wirbel gespannt wurden. Man schlug die Saiten, deren Zahl verschieden war [13] (meistens sieben), mit dem Finger oder einem sogen. Plektron (s. Abbildung). Da L. und Kithara des Griffbretts entbehrten, d. h. jede Saite stets nur einen Ton gab, so sind sie nicht unsrer heutigen Zither oder gar Guitarre, sondern nur der Harfe vergleichbar. –

Fig. 1 u. 2. Formen der Lyra.

Im 16.–17. Jahrh. hieß L. ein Streichinstrument mit vielen Saiten, die teils über das Griffbrett, zum Teil aber neben demselben (als sogen. Bordune) liefen; diese L. gehörte zur Gattung der Violen (s. d.) und wurde in dreierlei Größe gebaut: als Lira da braccio (mit 7 Griffsaiten und 2 Bordunen, Tenorinstrument), als Lira da gamba (12 Saiten und 2 Bordune, Baßinstrument) und Archiviola da lira (Lirone, bis zu 24 Saiten, Kontrabaßinstrument, auch Accordo genannt). Zur Gattung der Lyren gehörten auch das Baryton (s. d.), die Viole d’amour und Englisch Violet. Noch Haydn schrieb Stücke für L. – Endlich heißt L. das auch Stahlspiel oder uneigentlich Glockenspiel genannte Instrument der Militärmusiken, das auch im Opernorchester Eingang gefunden hat, bestehend aus abgestimmten Stahlstäben, die auf einem lyraförmigen Rahmen befestigt sind und mit einem Hämmerchen geschlagen werden.

Lyra, Sternbild, s. Leier.