MKL1888:Mai

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mai“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 107
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Mai. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 107. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mai (Version vom 28.12.2023)

[107] Mai (lat. Majus, weil er der Göttin Maja gewidmet war, Weide- oder Wonnemonat), gegenwärtig der fünfte, im altrömischen Kalender der dritte Monat des Jahrs, hat 31 Tage. Die Sonne tritt im M. in das Zeichen der Zwillinge. Der Frühling tritt im M. in das letzte Stadium der Entwickelung, und das Pflanzen- und Tierleben geht seiner höchsten Entfaltung entgegen (Rosenmonat, Wonnemonat). Der M. bringt aber auch dem Obst- und Getreidebau viele Gefahren, und die Rückfälle der Kälte (s. Herren, die drei gestrengen) werden der jungen Vegetation oft verderblich. Die mittlere Veränderlichkeit der Temperatur, d. h. der Mittelwert von allen in einem möglichst großen Zeitraum für den Monat vorgekommenen Abweichungen von der ihm zukommenden Mitteltemperatur ist ungefähr, ebenso groß wie im April, aber größer als im Juni. Sie beträgt im nordöstlichen Europa 1,7, in den baltischen Ländern 1,2, in Deutschland 1,5, in Westeuropa 1,3, in England 1,1, in Italien 1,4° C.

Mai (Majo), Angelo, ital. Philolog, geb. 7. März 1782 zu Schilpario in der Provinz Bergamo, trat 1797 in den Jesuitenorden, wurde 1813 Aufseher an der Ambrosianischen Bibliothek in Mailand, 1819 Kustos, dann Bibliothekar an der vatikanischen zu Rom, 1825 apostolischer Protonotar, später Präfekt der Kongregation des Index und 1838 Kardinal; starb 9. Sept. 1854 in Castel Gandolfo bei Albano. M. verdankt seinen litterarischen Ruf der Auffindung und Veröffentlichung verloren gehaltener Schriften des Altertums aus Palimpsesten, die er zuerst durch chemische Mittel leserlich machte. So publizierte er aus der Ambrosiana Fragmente von sechs Reden Ciceros (Mail. 1814 u. 1817), Briefe und Reden des Fronto sowie Briefe der Kaiser M. Aurelius und L. Verus (das. 1815), Fragmente aus Plautus, besonders aus der „Vidularia“ (das. 1815), Isäos’ Rede über die Erbschaft des Kleonymos (das. 1815), eine Rede des Themistios (das. 1816), mehrere Bücher der römischen Altertümer des Dionysios von Halikarnassos (das. 1816), Fragmente des Philon, Eusebios und Porphyrios (das. 1816), Eusebios’ „Chronicorum libri duo“ (das. 1818) u. a. m. In der Vaticana entdeckte er Ciceros „De republica“ (Rom 1822). Seine Funde sind gesammelt in „Auctores classici e vaticanis codicibus editi“ (Rom 1828–38, 10 Bde.), in „Scriptorum veterum nova collectio etc.“ (das. 1825–38, 10 Bde.), „Spicilegium romanum“ (das. 1839–44, 10 Bde.) und „Nova patrum bibliotheca“ (das. 1852–54, 7 Bde.).