MKL1888:Mandeln
[181] Mandeln (Amygdalae, Tonsillae), bei den Säugetieren zwei zur Kategorie der sogen. geschlossenen Lymphdrüsen (s. d.) gehörige Organe im hintern Teil der Mundhöhle. Sie ragen mit ihrer freien Fläche in diese hervor und füllen den dreieckigen Raum aus, welchen die vom weichen Gaumen herabsteigenden Gaumenbogen mit dem seitlichen Teil der Zungenwurzel bilden. Sie sind im allgemeinen mandelförmig, beim Menschen 14 mm lang, 9 mm breit und bestehen aus 10–20 größern Lymphfollikeln und einer Anzahl kleinerer Drüsen, welche durch Falten der Mundschleimhaut voneinander getrennt sind. Früher wurden sie als Schleimdrüsen angesehen, sie lassen aber Lymphzellen massenhaft aus sich heraus in den Mund gelangen, zu welchem Zweck, ist allerdings noch unbekannt. Die M. sind bei dem Neugebornen noch nicht vorhanden. In den ersten Lebensmonaten fangen sie erst an, sich zu entwickeln, und erreichen ungefähr im dritten Lebensjahr relativ ihre volle Größe. Sie sind häufigen Entzündungen unterworfen (s. Bräune), schwellen dabei an und bleiben, wenn diese Prozesse häufig wiederkehren, zuweilen dauernd vergrößert und derb; sie enthalten dann kleine abgestorbene Gewebspfröpfe, welche der Zersetzung anheimfallen und sehr übeln Geruch aus dem Mund veranlassen. Mitunter werden kleine Eiterherde eingedickt, verkalken und bilden die Mandelsteine; dieselben haben meist die Größe eines Hanfkorns, gelangen von Zeit zu Zeit unter Schlingbewegungen in die Mundhöhle und werden oft für Stücke kariöser Zähne gehalten. Sie sind gesundheitlich völlig bedeutungslos, bei den lästigen Schwellungen der M. ist aber rechtzeitige Abtragung mit dem Messer um so mehr angezeigt, als diese Operation trotz des oft beträchtlichen Blutverlustes beinahe schmerzlos und bei kunstgerechter Ausführung ganz gefahrlos ist. Vgl. Tafel „Halskrankheiten“, Fig. 5 u. 6.
Mandeln, in der Mineralogie und Geologie die nachträglichen Ausfüllungen ursprünglicher Hohlräume blasiger Gesteine (s. Mandelstein).