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MKL1888:Martin

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Martin“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 295297
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Wiktionary: Martin
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Martin. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 295–297. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Martin (Version vom 20.01.2024)

[295] Martin (Martinus, „Kriegerischer“), Heiliger, s. Martin von Tours (S. 297).

Martin, Name von fünf Päpsten: 1) M. I. (St. M.), geboren zu Todi in Toscana, war erst Apokrisiarios zu Konstantinopel und bestieg 649 den päpstlichen Stuhl. Er hielt das erste Laterankonzil gegen die Monotheleten, weshalb ihn Kaiser Constans II. 653 von Rom wegführen, nach einem einjährigen Aufenthalt auf Naxos nach Konstantinopel bringen, wegen Hochverrats verurteilen ließ und im März 655 nach der taurischen Halbinsel (Krim) verbannte, wo M. 16. Sept. d. J. starb. Sein Gedächtnistag ist der 12. November.

2) M. II., auch Marinus I. genannt, aus Montefiascone, saß vom März 883 bis Mai 884 auf den päpstlichen Stuhl.

3) M. III., auch Marinus II., aus Rom, ward 942 zum Papst erwählt, starb im April 946.

4) M. IV., geboren in der Touraine, hieß vor seiner Erhebung auf den römischen Stuhl (1281), wo er Schatzmeister an der Kirche von Tours war, Simon von Brion. Er blieb in schmählicher Abhängigkeit von Karl von Anjou, der ihm die Tiara verschafft hatte, und belegte nach der Sizilianischen Vesper (1282) Sizilien mit dem Bann. Er starb 28. März 1285 in Perugia.

5) M. V. hieß eigentlich Otto Colonna, war schon unter Innocenz V. 1405 Kardinaldiakon und ward auf dem Konzil zu Konstanz 11. Nov. 1417 zum Papst erwählt. Die vor seiner Ernennung von ihm zugesagte Reformation der Kirche beschränkte er auf die Beseitigung einiger unwesentlicher Mißbräuche und schloß mit Deutschland, Frankreich und England Separatkonkordate, deren Punkte ebenfalls nicht zur Ausführung kamen. Am 19. April löste er das Konzil auf und berief 1423 ein neues nach Pavia, das 1424 nach Siena verlegt und hier auf sieben Jahre vertagt wurde. M. redete zwar viel von Kirchenreform, stellte aber keinen einzigen Mißbrauch ab. Im Kirchenstaat glückte es ihm nach Überwindung vieler Schwierigkeiten, seine Autorität herzustellen und die vom König Wladislaw von Neapel besetzten Festen Ostia, Civitavecchia und Engelsburg wieder eingeräumt zu erhalten. Nachdem er 1. Febr. 1431 das neue Konzil nach Basel berufen, starb er 20. Febr. 1431.

Martin, 1) Vincente, gewöhnlich Spagnuolo genannt, Komponist, geb. 1754 zu Valencia, erhielt seine Ausbildung als Chorknabe an der dortigen Kathedrale, begab sich 1781, nachdem er zeitweilig in Alicante als Organist gewirkt hatte, später auch in Madrid als dramatischer Komponist aufgetreten war, nach Italien, wo er sich in wenigen Jahren eine Stellung unter den ersten Opernkomponisten des Landes errang. 1785 ging er nach Wien und hatte hier mit seiner „Cosa rara“ einen Erfolg, welcher den von „Don Juan“ und „Figaros Hochzeit“ noch weit übertraf. Drei Jahre später folgte er einem Ruf als Operndirektor nach Petersburg, wo er im Mai 1810 starb. M. war neben Paesiello und Zingarelli einer der letzten würdigen Vertreter der neapolitanischen Schule, welche während des 18. Jahrh. die Opernbühnen von ganz Europa unumschränkt beherrschte; doch hat sich von seinen zahlreichen dramatischen und andern Kompositionen nichts erhalten als eine Melodie der oben genannten Oper „Cosa rara“, welche bekanntlich Mozart zur Tafelmusik im letzten Finale seines „Don Juan“ verwendet hat.

2) Christoph Reinhard Dietrich, ausgezeichneter Prozessualist, geb. 2. Febr. 1772 zu Bovenden bei Göttingen, studierte in Göttingen, wurde 1790 Advokat und zugleich Dozent an der Universität, 1797 Assessor der Juristenfakultät, 1802 außerordentlicher und 1805 ordentlicher Professor der Rechte. In demselben [296] Jahr folgte er einem Ruf nach Heidelberg als Professor und Vorsitzender des Spruchkollegiums, 1815 ging er als ordentlicher Professor und Oberappellationsgerichtsrat nach Jena. Später zum Geheimen Justizrat ernannt, nahm er 1842 seine Entlassung und lebte hierauf erst zu Mügeln in Sachsen, von dessen Landständen er zum Mitglied des Staatsgerichtshofs für 1846–48 erwählt wurde, sodann zu Gotha, wo er 13. Aug. 1857 starb. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: „Lehrbuch des deutschen gemeinen bürgerlichen Prozesses“ (Götting. 1800; 13. Aufl. von seinem Sohn, dem Justizamtmann Theodor M., Leipz. 1862); „Rechtsgutachten und Entscheidungen des Heidelberger Spruchkollegiums“ (Heidelb. 1808); „Anleitung zu dem Referieren über Rechtssachen“ (Götting. 1809, 3. Aufl. 1829); „Lehrbuch des deutschen gemeinen Kriminalprozesses“ (5. Aufl. von Temme, Leipz. 1857); „Lehrbuch des deutschen gemeinen Kriminalrechts“ (2. Aufl., Heidelb. 1829). Unter Mitwirkung seines Sohns veröffentlichte er seine „Vorlesungen über die Theorie des deutschen gemeinen bürgerlichen Prozesses“ (Leipz. 1855–57, 2 Bde.).

3) Eduard, Mediziner, Sohn des vorigen, geb. 22. April 1809 zu Heidelberg, studierte in Jena, Heidelberg, Göttingen und Berlin, habilitierte sich 1835 in Jena als Privatdozent für Gynäkologie und ward 1837 außerordentlicher, 1846 ordentlicher Professor der Geburtshilfe und der Frauenkrankheiten und Direktor der Entbindungsanstalt daselbst. 1858 ging er in gleicher Eigenschaft nach Berlin und ward hier auch Mitglied der wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen und dirigierender Arzt in der Charitee. Er starb 5. Dez. 1875 in Berlin. Auf dem Gebiet der physiologischen und pathologischen Lagen- und Gestaltverhältnisse des Uterus, der Beckenlehre, des Geburtsverlaufs, der künstlichen Frühgeburt, der Erkrankungen im Wochenbett, der Transfusion etc. waren seine Arbeiten grundlegend. Er war einer der ersten Operateure bei Krankheiten des Eierstocks. Er schrieb: „Lehrbuch der Geburtshilfe für Hebammen“ (Erlang. 1854; 4. Aufl., Stuttg. 1880); „Handatlas der Gynäkologie und Geburtshilfe“ (Berl. 1862; 2. Aufl., hrsg. von August Martin, 1878); „Die Neigungen und Beugungen der Gebärmutter“ (das. 1866, 2. Aufl. 1870).

4) Bon Louis Henri, franz. Geschichtschreiber, geb. 20. Febr. 1810 zu St.-Quentin, widmete sich zuerst dem Rechtsstudium, wandte sich aber 1830 der Litteratur zu und schrieb eine Reihe historischer Romane aus der Zeit der Fronde. 1833 begann er in Gemeinschaft mit Lacroix eine „Histoire de France par les principaux historiens“ (Tours 1833 ff.) und sodann sein Hauptwerk, die „Histoire de France“, die zuerst in 15 Bänden erschien und erst vom 10. Band ab unter dem Namen des Verfassers (Par. 1833–36). Nachdem sie rasch einen zweiten Abdruck erlebt, begann M. eine völlige Umarbeitung und Erweiterung in der 3. Auflage, welche 1837–54 in 19 Bänden erschien, und von der Band 10 und 11 (die Religionskriege) 1844, Band 14–16 (Zeitalter Ludwigs XIV.) 1856 den Preis Gobert erhielten. Für die 4. Auflage (1855–60, 17 Bde.), der eine populäre illustrierte Ausgabe: „Histoire de France populaire“ (1867–85, 7 Bde.), folgte, erteilte das Institut 1869 M. den großen Preis von 20,000 Frank. Das Werk reicht bis zur Revolution; eine Fortsetzung dazu bildet die „Histoire de France moderne, depuis 1789 jusqu’à nos jours“ (2. Aufl. 1878–85, 5 Bde.), ein Sonderabdruck aus letzterm Werk ist die „Histoire de la Révolution française de 1789 à 1799“ (1882, 2 Bde). 1848 lehrte M. die Geschichte an der Sorbonne; die Reaktion entfernte jedoch den republikanisch gesinnten Geschichtschreiber vom Lehrstuhl, und in die Öffentlichkeit trat dieser erst 1870 wieder als Maire des 16. Arrondissements in Paris während der Belagerung und 1871 durch seine Wahl in die Nationalversammlung. 1876 wurde er im Departement Aisne zum Senator erwählt. Auch gehörte er seit 1871 der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften, seit 1878 dem Institut an. Ein eifriger Republikaner und fanatischer Chauvinist, starb er 14. Dez. 1883 in Paris. Von sonstigen Schriften sind außer zahlreichen Aufsätzen in Zeitschriften zu erwähnen: „Histoire de la ville de Soissons“ (in Gemeinschaft mit Lacroix, Par. 1837, 2 Bde.); „De la France, de son génie et de ses destinées“ (das. 1843); „Daniel Manin“ (das. 1859, 2. Aufl. 1861); „Jean Reynaud“ (das. 1863); „Pologne et Moscovie“ (1863); „Vercingétorix“ (ein Drama, 1865); „La Russie et l’Europe“ (1866); „Études d’archéologie celtique“ (1871); „Jeanne d’Arc“ (1872); „Les Napoléons et les frontières de France“ (1874) u. a. Vgl. Hanotaux, Henri M. (Par. 1885); Mulot, H. M., souvenirs intimes (das. 1885).

5) Konrad, Bischof von Paderborn, geb. 18. Mai 1812 zu Geismar im Eichsfeld, studierte in Halle orientalische Sprachen, in München und Würzburg katholische Theologie und ward 27. Febr. 1836 in Köln zum Priester geweiht. Er ward darauf Rektor des Progymnasiums in Wipperfürth, dann Religionslehrer am katholischen Gymnasium in Köln und 1844 Professor der Theologie und Inspektor des Konvikts in Bonn. 1856 zum Bischof von Paderborn erwählt, entwickelte er eine unermüdliche Thätigkeit, um den kirchlichen Geist namentlich in der Diaspora in Sachsen und Thüringen, die seiner Diözese zugeteilt waren, zu heben; er errichtete in Paderborn ein Konvikt, in Heiligenstadt ein Knabenseminar und bewirkte die Stiftung zahlreicher neuer Pfarreien und den Bau vieler katholischer Kirchen in protestantischen Orten. In seinen Schriften: „Ein bischöfliches Wort an die Protestanten Deutschlands“ (1864) und „Zweites Wort etc.“ (1866) behandelte er die Protestanten seiner Diözese als seine Untergebenen, und die Bekehrung von Protestanten zum Katholizismus sowie die katholische Taufe aller Kinder gemischter Ehen wurde von ihm nicht ohne Erfolg betrieben; ja, er knüpfte auch mit orthodoxen lutherischen Pastoren Verhandlungen über ihre „Rückkehr“ zur katholischen Kirche an. Die Ansiedelung von Jesuiten wurde von ihm besonders begünstigt. 1869 wurde er nach Rom berufen, um an den Vorarbeiten für das vatikanische Konzil teilzunehmen. Auf demselben war er Mitglied der dogmatischen Kongregation und eifriger Vorkämpfer für die Infallibilität, welche er auch schriftstellerisch verteidigte („Die Arbeiten des vatikanischen Konzils“, 3. Aufl., Paderborn 1873; „Vaticani concilii documentorum collectio“). Als in Preußen der Kulturkampf ausbrach, den M. mit der Diokletianischen Verfolgung verglich, gehörte er natürlich zu den schärfsten Gegnern der Regierung und bot derselben durch Ungehorsam und dreiste Verletzung der Gesetze Trotz. Wiederholt zu hohen Geldstrafen, endlich 1874 zu Festungshaft verurteilt und im Januar 1875 abgesetzt, ward er in Wesel interniert, von wo er jedoch im Sommer 1875 nach Belgien entfloh. Hier starb er 16. Juli 1879 und ward in Paderborn beigesetzt. Er schrieb ferner: „Lehrbuch der katholischen [297] Religion für höhere Lehranstalten“ (15. Aufl., Mainz 1873, 2 Bde.); „Lehrbuch der katholischen Moral“ (5. Aufl., das. 1865), dessen erste Auflage teilweise aus Kollegienheften des Professors Dieckhoff abgeschrieben war; „Die Wissenschaft von den göttlichen Dingen“ (5. Aufl., das. 1866); „Die christliche und die Zivilehe“ (das. 1874); „Drei Gewissensfragen über die Maigesetze“ (das. 1874), dessen erste Auflage wegen einer der Kurie anstößigen Stelle auf den Index gesetzt wurde; „Katechismus des römisch-katholischen Kirchenrechts“ (Münst. 1875); „Drei Jahre aus meinem Leben“ (Mainz 1877, 3. Aufl. 1878); „Unsre gegenwärtige Pflicht“ (Münst. 1877); „Blicke ins Jenseits“ (das. 1878) u. a. Seine „Kanzelvorträge“ erschienen gesammelt in 6 Bänden (Paderb. 1882–86). Vgl. die Biographien von A. Schreiber (Würzb. 1879) und Rebbert (Paderb. 1879).

6) Nicolas, franz. Dichter und Übersetzer, geb. 7. Juli 1814 zu Bonn, ein Neffe Karl Simrocks, wurde in Belgien erzogen, fungierte eine Zeitlang als Zollbeamter zu Dünkirchen und ging 1838 nach Paris, wo er Chef des Zentralzollbüreaus wurde. Im Auftrag des Unterrichtsministers Salvandy unternahm er 1850 eine wissenschaftliche Reise nach Deutschland zur Erforschung der deutschen Sagenkreise, deren Ergebnisse er in dem Werk „France et Allemagne“ (1852) veröffentlichte. Zu seinen poetischen Werken gehören: „Les harmonies de la famille“ (Lille 1837); „Louise“ (1842); „Les cordes graves“ (Lille 1845); „Une gerbe“ (1849); „Le presbytère“, epische Dichtung (1856); „Marisca“ (1861); „Gazette en vers, Julien l’Apostat, poésies nouvelles“ (1863), welche (4. Aufl. 1867) gesammelt erschienen. Außerdem schrieb M. das kritisch-biographische Werk „Poètes contemporains de l’Allemagne“ (1846–60, 2 Serien) und gab eine Übertragung der Grimmschen Hausmärchen (1846) sowie „Contes allemands“ (nach Hebel und Simrock, 1866) heraus. Er starb im August 1877 in Auteuil.

7) Sir Theodore, engl. Schriftsteller, geb. 1816 zu Edinburg, siedelte 1846 nach London über, wo er als schottischer Anwalt eine ausgedehnte Praxis hat. Er machte sich zuerst unter dem Namen Bon Gaultier durch Beiträge zu Zeitschriften bekannt, gab dann mit Aytoun (s. d.) das „Book of ballads“ (14. Aufl. 1884) und einen Band Übersetzungen von Goethes Liedern und Balladen (1858) heraus. Ebenso übersetzte er aus dem Dänischen das Drama „König Renés Tochter“ von H. Hertz sowie Öhlenschlägers „Correggio“ (1854) und „Aladdin“ (1857). Später folgten metrische Übersetzungen der Oden des Horaz (1860), des Catull (1861), der „Vita nuova“ von Dante (1861), von Heines Gedichten (1878), von Goethes „Faust“ (1. Teil 1862, 2. Teil 1886). Ein Band „Poems, original and translated“ erschien 1863. Sein Hauptwerk ist das im Auftrag der Königin Viktoria verfaßte „Life of his royal highness the Prince Consort“ (1874–80, 5 Bde.; deutsch, Gotha 1876–81). Auch gab er die „Memoirs of W. E. Aytoun“ (1867) u. „Life of Lord Lyndhurst“ (1883) heraus.

8) Ernst, Germanist und Romanist, Sohn von M. 3), geb. 5. Mai 1841 zu Jena, war 1863 Gymnasiallehrer in Berlin, habilitierte sich 1866 als Privatdozent in Heidelberg, wurde 1868 außerordentlicher Professor an der Universität Freiburg i. Br., 1872 zum ordentlichen Professor ernannt, 1874 nach Prag, 1877 nach Straßburg berufen. Er veröffentlichte: „Mittelhochdeutsche Grammatik“ (Berl. 1865, 10. Aufl. 1882); „Alpharts Tod, Dietrichs Flucht, Rabenschlacht“ (das. 1866); „Examen critique des manuscrits du roman de Renard“ (Basel 1872); „Kudrun, herausgegeben und erklärt“ (Halle 1872); „Reinaert“ (Paderb. 1874); „Das Volksbuch Reynaert de Vos“ (das. 1877); „Hermann von Sachsenheim“ (1879); „Zur Gralssage“ (Straßb. 1880); „Le roman de Renart“ (das. 1882–87, mit Suppl.). M. ist auch Herausgeber der „Bibliothek der mittelhochdeutschen Litteratur in Böhmen“ (Prag 1876–80), der „Elsässischen Litteraturdenkmäler“ (Straßb. 1878–87), der „Elsässischen Studien“ (mit Wiegand, das. 1882 ff.) und der 2. Auflage von Wackernagels „Geschichte der deutschen Litteratur“ (Basel 1879 ff.).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 556
korrigiert
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[556]  Martin, 9) John, engl. Maler, geb. 19. Juli 1789 zu Haydon Bridge bei Hexham, besuchte seit 1806 die Londoner Akademie. 1816 gewann sein Bild: Josua heißt die Sonne stillstehen, großen Beifall und einen Preis; 1819 stellte er den Fall Babylons aus, 1821 Belsazars Fest, welches ihm eine Belohnung von 200 Pfd. Sterl. eintrug, 1828 die Zerstörung von Herculaneum und Pompeji. 1832–33 empfing er 2000 Pfd. Sterl. für seine Zeichnungen zu Miltons „Verlornem Paradies“, und 1833 begann er mit Westall die Illustrationen zur Heiligen Schrift. 1837 sah man in der Akademie eine Sündflut, 1840 einen Vorabend der Sündflut, 1850 das Jüngste Gericht. Phantasievolle Erfindung, Streben nach geschichtlicher Wahrheit, effektvolle Komposition zeichnen diese Gemälde aus; doch blieb er in Zeichnung und Kolorit hinter seinen Absichten zurück. Er verstand sich auch auf den Kupferstich und war auch in der Glasmalerei bewandert. M. starb 17. Febr. 1854 in Douglas auf der Insel Man.

 10) Thomas Henri, Philolog, geb. 4. Febr. 1813 zu Bellesme (Orne), 1831 in die Normalschule zu Paris aufgenommen, wurde 1834 Hilfslehrer in Dijon, 1835 Professor am Gymnasium zu Caen, bald darauf Professor der alten Litteratur an der neubegründeten Fakultät zu Rennes und starb 9. Febr. 1884 daselbst. Seit 1871 war er Mitglied der Académie des inscriptions et belles-lettres. Nach den „Études sur le Timée de Platon“ (Par. 1841, 2 Bde.) und einer Ausgabe des „Theon Smyrnaeus de astronomia“ (das. 1849) veröffentlichte er: „Philosophie spiritualiste de la nature“ (das. 1849, 2 Bde.), gleichsam als Einleitung zu einer umfassenden Geschichte der astronomischen und Naturwissenschaften des Altertums, anstatt deren jedoch in der Folge eine große Reihe von Einzelarbeiten erschienen. In seinen religiös-philosophischen Schriften vertrat er die Vereinigung christlicher Religiosität mit philosophischem Denken. Hierher gehören besonders: „La vie future“ (3. Aufl., Par. 1870); „Le mal sociale et ses remèdes prétendus“ (das. 1862); „Les sciences et la philosophie“ (das. 1869).

 11) Don Meliton y Arrauz, span. Ingenieur und Schriftsteller, geb. 1820 zu Segovia, verlebte seine Jugendjahre in England, war 1841–45 Dolmetsch im spanischen Ministerium, nahm dann an dem Bau der Nordbahn teil und wurde 1861 zum Direktor des Straßenbaues ernannt. Seit 1860 war er lange Zeit Deputierter für Oviedo. Von seinen Schriften erwähnen wir: „El nuevo sistemo métrico de pesas y medidas“ (15. Aufl. 1852); „Ponos“ (1863), eine allegorische Geschichte der menschlichen Arbeit, von der 1870 eine Volksausgabe unter dem Titel: „La leyenda del trabajo“ erschien; „Filosofia del sentido comun“ (1872); „Las Huelgas“ (1875); „La imaginacion“ (1877). 1878 wurde er zur Pariser Weltausstellung abgeordnet und veröffentlichte dann in französischer Sprache: „Le travail humain“, sein bedeutendstes Werk, welchem 1879 eine schneidige Kritik der Zustände Spaniens („El trabajo en España“) folgte.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 605
korrigiert
Indexseite

[621] Martin, 4) Henri, franz. Geschichtschreiber. Vgl. J. Simon, Mignet, Michelet, Henri M. (Par. 1889).