MKL1888:Pergamēnisches Reich
[842] Pergamēnisches Reich, eins der aus den Trümmern des makedonischen Weltreichs hervorgegangenen kleinern Reiche Asiens, bestand von 282 bis 133 v. Chr. Philetäros, Sohn einer paphlagonischen Tänzerin, später Schatzmeister des Königs Lysimachos von Thrakien, setzte sich in den auf die Ermordung des Seleukos Nikator folgenden Unruhen mit Hilfe der in Pergamon aufgespeicherten Schätze des Lysimachos (9000 Talente) in den unabhängigen Besitz von Pergamon und dem zugehörigen Gebiet und gründete somit 282 das Reich von Pergamon. Er behauptete sich gegen Syrer, Bithynier und Gallier und hinterließ das Reich 263 dem Sohn seines Bruders, Eumenes I., der große Eroberungen in Asien machte und auch Antiochos von Syrien besiegte; er starb 241. Ihm folgte sein Vetter Attalos I., welcher das ganze westliche Kleinasien beherrschte, zuerst den Königstitel annahm, durch ein Bündnis mit den Römern seinem Reich Halt gab, Industrie und Gelehrsamkeit förderte und seine Hauptstadt durch prächtige Bauten schmückte; er starb 197. Sein Sohn und Nachfolger Eumenes II. erhielt, nachdem er in dem Krieg zwischen den Römern und Antiochos d. Gr. treuer Bundesgenosse der erstern gewesen, 189 die thrakische Chersonesos und die Länder des Antiochos diesseit des Taurus. Er begründete die nachmals so berühmte pergamenische Bibliothek und erbaute zur Erinnerung an die glückliche Abwehr der Gallier den prachtvollen Altar mit dem Gigantenfries (s. Pergamon). Auch sein Bruder und Nachfolger Attalos II. Philadelphos (seit 159) liebte die Wissenschaften; er starb 138. Dessen Neffe Attalos III. Philometor (seit 138) regierte dagegen als Tyrann, ließ seine Verwandten aus dem Weg räumen und vermachte 133 sterbend sein Reich den Römern, welche, obwohl die Echtheit des Testaments angefochten wurde, die Erbschaft annahmen und nach der Besiegung und Hinrichtung des Kronprätendenten Aristonikos, eines natürlichen Sohns Eumenes’ II., 129 Pergamon unter dem Namen Asia propria in eine römische Provinz verwandelten, deren Hauptstadt Pergamon ward.