MKL1888:Perugino

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Perugino“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 896
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Perugino. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 896. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Perugino (Version vom 12.09.2021)

[896] Perugino (spr. -dschīno), 1) eigentlich Pietro Vanucci, Hauptmeister der umbrischen Malerschule, Lehrer Raffaels, geb. 1446 zu Città della Pieve, soll sich nach Vasari in Florenz bei Verrocchio gebildet haben, mit welchem seine ersten Arbeiten jedoch nicht verwandt sind. 1475 malte er Fresken im Stadthaus zu Perugia, 1478 in Cerqueto, welche nicht mehr vorhanden sind. Dann ging er nach Rom, um daselbst Wandbilder in der Sixtinischen Kapelle zu malen, von denen die Taufe Christi und die Verleihung der Schlüssel an Petrus übriggeblieben sind. Er war dann an verschiedenen Orten thätig, kehrte aber immer wieder nach Florenz zurück, wo er seine Werkstatt hatte und zu hohem Ansehen gelangte. Seine ersten, bis 1493 gemalten Tafelbilder (zwei Madonnen im Louvre und in der Londoner Nationalgalerie) sind noch in Tempera ausgeführt. Erst seit 1494, wo sich P. in Venedig aufhielt, begann er in Öl zu malen. In der Zeit von 1494 bis 1499 entstanden die Beweinung Christi (Florenz, Pal. Pitti), die thronende Madonna für den Kommunalpalast in Perugia (jetzt im Vatikan) und die Himmelfahrt Christi (Museum zu Lyon), welche zu den Hauptwerken Peruginos gehören, in denen sich Innigkeit des religiösen Gefühls mit Strenge der Komposition verbinden. 1496 führte er einen Christus am Kreuz mit Heiligen in Santa Maria Maddalena de’ Pazzi in Florenz aus, und 1500 vollendete er die Ausmalung des Cambio, der Gerichtshalle der Wechsler, in Perugia, in welcher er religiöse Darstellungen mit allegorischen und einer ornamentalen Deckenmalerei verband. Es folgten die Himmelfahrt Mariä für das Kloster Vallombrosa (1500, jetzt in der Akademie zu Florenz), die Vermählung von Maria und Joseph für den Dom zu Perugia (jetzt im Museum zu Caen) und der Sieg der Keuschheit über die Begierde (1505, im Louvre), in welchen sich bereits ein Rückgang bemerklich macht. Von da ab wurden die Bilder Peruginos, da er die zahlreichen Bestellungen nur noch mit Hilfe von Schülern erledigen konnte, immer handwerksmäßiger. 1508 war er wieder im Vatikan zu Rom beschäftigt, wo er die Deckenmalerei in der Camera dell’ Incendio ausführte. Von seinen letzten Arbeiten sind noch das Martyrium St. Sebastians, Christi Geburt, Taufe und Verklärung in der Pinakothek zu Perugia und das Fresko der Geburt Christi für die Kirche zu Fontignano (jetzt im South-Kensingtonmuseum zu London) zu nennen. Bei der Ausführung des letztern starb P. 1523 an der Pest.

2) Maler und Kupferstecher, s. Bartoli 3).

3) Architekt, s. Alessi.