MKL1888:Post- und Telegraphenschule
[734] Post- und Telegraphenschule, an Stelle der frühern Telegraphenschule am 1. Okt. 1888 in Berlin eingerichtete Lehranstalt, welche die Besucher für die höhern Stellen der Post- und Telegraphenverwaltung vorbereitet. Es werden nur solche Beamte zugelassen, welche bei ihrem Eintritt in den Dienst das Reifezeugnis eines Gymnasiums oder einer Realschule erster Ordnung erlangt u. sodann während ihrer Dienstzeit die Sekretärprüfung bestanden haben. Die Zahl der Lehrer beträgt 23, die Zahl der Schüler 70–80, welche zwei Kurse von je 6 Monaten durchzumachen haben. Der erste Kursus ist für Post- und Telegraphenbeamte gemeinschaftlich; der zweite Kursus bezweckt eine weitergehende Ausbildung entweder im Postdienst oder in den für den Telegraphendienst wichtigen Fächern; die in demselben gehaltenen Vorträge werden von den Beamten besucht, je nachdem sie sich vorzugsweise dem Post- oder dem Telegraphendienst zuwenden wollen. Der erste Kursus umfaßt als Lehrstoff: Mathematik, Mechanik, Physik, Chemie, allgemeine Staats- und Volkswirtschaft, deutsches Staats- und Verwaltungsrecht, Post- und Telegraphenrecht, Reichsbeamtengesetz, Telegraphenlinienbau im allgemeinen, Einrichtung und Gebrauch der Telegraphenapparate im allgemeinen, Postbauten und Anordnung der Diensträume, seminaristische Übungen; der zweite Kursus: höhere Mathematik, elektrodynamische Maschinen, elektrische Beleuchtung und Kraftübertragung, Metallurgie, chemische Analyse, Handelsgeographie, Finanzwissenschaft, Gerichtsverfassung und Gerichtsverfahren, Post- und Verkehrsgeschichte, internationaler Post- und Telegraphendienst, Telegraphenbau und Telegraphenapparate im besondern, Postdampfschiffswesen und Feldpostwesen, Postbankwesen, Telegraphenbetriebswesen, Postwagenbau, Pferdekunde und Postfuhrwerke.