MKL1888:Quecksilberpräparate

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Quecksilberpräparate“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 506
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Quecksilberpräparate. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 506. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Quecksilberpr%C3%A4parate (Version vom 13.02.2024)

[506] Quecksilberpräparate, die als Arzneimittel dienenden chemischen Verbindungen des Quecksilbers und Mischungen desselben mit andern Stoffen. Aethiops mineralis, s. Hydrargyrum sulfuratum nigrum. Aqua phagedaenica, s. Altschadenwasser. Emplastrum Hydrargyri s. mercuriale, Quecksilberpflaster, Mischung aus 8 Teilen Quecksilber, welches mit 4 Teilen Terpentin zerrieben ist, 24 Teilen Bleipflaster und 6 Teilen gelbem Wachs. Hydrargyrum bichloratum corrosivum, Quecksilberchlorid. H. bijodatum rubrum, Quecksilberjodid. H. chloratum mite, Quecksilberchlorür, Kalomel. H. jodatum flavum, Quecksilberjodür. H. nitricum oxydulatum, salpetersaures Quecksilberoxydul. H. oxydatum rubrum, rotes Quecksilberoxyd, rotes Quecksilberpräzipitat, durch Erhitzen von salpetersaurem Quecksilberoxyd bereitetes Quecksilberoxyd. H. oxydatum via humida paratum, präzipitiertes Quecksilberoxyd, aus Quecksilberchloridlösung durch Natronlauge gefälltes Quecksilberoxyd. H. praecipitatum album s. amidato-bichloratum s. ammoniato-muriaticum, weißes Quecksilberpräzipitat, s. Quecksilberchlorid. H. sulfuratum nigrum, Aethiops mineralis, schwarzes Schwefelquecksilber. H. sulfuratum rubrum, Zinnober, rotes Schwefelquecksilber. Liquor Hydrargyri nitrici oxydulati s. Bellostii, zehnprozentige Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul. Unguentum Hydrargyri cinereum, graue Quecksilbersalbe, Mischung aus 13 Schmalz, 7 Talg, 10 Quecksilber. U. Hydrargyri album, weiße Quecksilbersalbe, Mischung aus 9 Paraffinsalbe und 1 weißem Präzipitat. U. Hydrargyri rubrum, rote Quecksilbersalbe, Mischung aus 9 Paraffinsalbe u. 1 Quecksilberoxyd. U. ophthalmicum, Augensalbe, Mischung aus 19 Wachs, 30 Mandelöl, 1 Quecksilberoxyd.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 694
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[694] Quecksilberpräparate. Quecksilberformamid (Hydrargyrum formamidatum) entsteht beim Lösen von frisch gefälltem Quecksilberoxyd in Formamid CONH3 (welches durch Destillation von ameisensaurem Ammoniak mit Harnstoff erhalten wird), ist in festem Zustand nicht bekannt und wird in einer Lösung angewandt, welche in 1 ccm so viel Q. enthält, wie 0,01 g Quecksilberchlorid entspricht. Die Lösung ist farblos, reagiert schwach alkalisch, schmeckt wenig metallisch, wird durch Eiweißlösung nicht gefällt, durch ätzende Alkalien in der Kälte nicht verändert, scheidet beim Kochen mit verdünnten Alkalien Quecksilber ab, ist lichtempfindlich und wird in subkutaner Injektion bei Syphilis angewandt. Es wirkt schmerzlos und erzeugt weder Abscesse nach Verhärtungen. Quecksilberchlorid-Harnstoff (H. bichloratum carbamidatum) wird durch Lösen von Quecksilberchlorid und Harnstoff in Wasser erhalten. Die Lösung von gleicher Stärke wie die des vorigen ist farblos, reagiert sauer, schmeckt salzig, dann schwach metallisch, zersetzt sich allmählich, besonders am Licht, und wird wie das vorige benutzt. Succinimidquecksilber (H. imidosuccinicum) C8H8HgN2O4 entsteht beim Lösen von frisch gefälltem Quecksilberoxyd in Succinimidlösung (welches man durch rasche Destillation von bernsteinsaurem Ammoniak erhält), bildet ein farbloses Kristallpulver, löst sich leicht in Wasser, schwer in Alkohol, reagiert neutral, fällt nicht Eiweiß, wird durch Natronlauge, Ammoniak und Jodkalium gefällt; die wässerige Lösung ist recht haltbar; man benutzt es ebenfalls zu Injektionen, die nicht sehr schmerzhaft sein und nicht oder nur selten Infiltrationen verursachen sollen. Phenolquecksilber (H. carbolicum) (C6H5O)2Hg entsteht, wenn man überschüssige, geschmolzene Karbolsäure mit Ätzkali in wenig Spiritus löst, eine alkoholische Lösung von Quecksilberchlorid zusetzt, nahe bis zur Trockne verdampft, die Masse mit Wasser anrührt, auswäscht und aus Alkohol umkristallisiert. Es bildet farblose Kristalle mit 51,8 Proz. Quecksilber, löst sich kaum in Wasser, schwer in kaltem, leicht in heißem Alkohol, auch in Äther, wird durch Natronlauge und Schwefelwasserstoff nicht zersetzt, ist aber lichtempfindlich. Man benutzt es gegen Syphilis, es wird rasch resorbiert und längere Zeit gut vertragen, ohne Mundentzündung und Speichelfluß hervorzurufen. Benzoesaures Quecksilberoxyd (H. benzoicum) (C7H5O2)2Hg + H2O wird aus salpetersaurem Quecksilberoxyd durch benzoesaures Natron gefällt, bildet ein farb-, geruch- und geschmackloses, kristallinisches Pulver, löst sich leicht in heißem Wasser und Alkohol, sehr schwer in kaltem Wasser, dagegen leicht bei Gegenwart von Kochsalz. Man benutzt es bei Syphilis zu subkutanen Injektionen und auf eiternden Wunden; es wird gut resorbiert und vertragen, ruft nur ausnahmsweise Speichelfluß hervor. Salicylsaures Quecksilberoxyd (H. salicylicum) C7H4O3Hg wird erhalten durch Erhitzen von frisch gefälltem Quecksilberoxyd mit Salicylsäure und wenig Wasser, bildet ein weißes, amorphes, geruch- und geschmackloses Pulver, reagiert neutral, ist in Wasser und Alkohol kaum löslich, wird nur durch konzentrierte Mineralsäuren zersetzt, gibt mit Ätznatron eine kristallisierende Verbindung, Natronhydrat-Quecksilbersalicylat, löst sich in Sodalösung unter Entwickelung von Kohlensäure und verbindet sich auch mit den Haloidmetallen. Es wird wegen seiner leichten Löslichkeit in Kochsalzlösungen leicht resorbiert, stört nicht das Allgemeinbefinden und wirkt doch äußerlich und innerlich energisch. Gerbsaures Quecksilberoxydul (H. tannicum) wird durch Zusammenreiben von salpetersaurem Quecksilberoxydul mit Tannin, Auswaschen des Niederschlags und Trocknen bei 30–40° erhalten. Es ist amorph, mißfarbig, geruch- und geschmacklos, gibt an Wasser und Alkohol Gerbsäure ab, wird von verdünnter Salzsäure wenig angegriffen, gibt mit konzentrierter Salzsäure Kalomel, mit ätzenden und kohlensauren Alkalien auch in starker Verdünnung metallisches Quecksilber. Hierauf beruht seine Anwendung als sehr mild wirkendes Präparat bei Syphilis.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 757
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[757] Quecksilberpräparate. Quecksilberzinkcyanid (Hydrargyrum-zincum cyanatum), ein von Lister zum Imprägnieren von Verbandmitteln empfohlenes Präparat, bildet ein weißes, mikrokristallinisches Pulver, ist in Wasser vollständig unlöslich und greift die Haut nicht an. Es ist kein Doppelsalz, sondern ein Zinkcyanid, welches eine gewisse Menge (nach der von Dunstan angegebenen Darstellungsmethode 36 Proz.) Quecksilbercyanid mechanisch gebunden und in wasserunlöslichem Zustand erhält. Da das Präparat die Entwickelung der Bakterien in hohem Grade hemmt, letztere aber nicht tötet, so muß es, um bei Verbänden zur vollen Wirkung zu gelangen, mit Sublimat kombiniert werden. Dies geschieht durch Befeuchten der mit Quecksilberzinkcyanid imprägnierten Verbandstoffe mit einer Sublimatlösung (1 : 4000).