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MKL1888:Reinmar

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Reinmar“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Reinmar“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 13 (1889), Seite 700
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Reinmar. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 700. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Reinmar (Version vom 13.04.2022)

[700] Reinmar, Name mehrerer hervorragender Minnesänger. 1) R. der Alte war aus der elsässischen Stadt Hagenau gebürtig (daher von Gottfried von Straßburg „die Nachtigall von Hagenau“ genannt) und übte seine Kunst am Wiener Hof, wo er Walthers von der Vogelweide Lehrer und Freund war. „Er vor allen steigt nieder in das innerste Gemüt, und wie kein andrer hat er den Ausdruck der lautern Liebe, der ausdauernden Treue, der zärtlichen Klage, des ergebenen Duldens“ (Uhland). Die Manessische Handschrift enthält von ihm 262 Strophen. In nicht weniger als 42 verschiedenen „Tönen“ ergehen sich die von ihm uns erhaltenen Lieder (abgedruckt in „Des Minnesangs Frühling“ von Lachmann und Haupt, 4. Aufl., Leipz. 1888). Sein Tod muß wegen der darum im „Tristan“ angestimmten Klage vor ca. 1210 erfolgt sein. Vgl. E. Schmidt, R. von Hagenau (Straßb. 1874); R. Becker, R. von Hagenau (in der „Germania“, Bd. 22); Burdach, R. der Alte und Walther von der Vogelweide (Leipz. 1880).

2) R. von Zweter, vom Rhein gebürtig, in Österreich aufgewachsen, lebte und sang am Prager Hof, dann wieder am Rhein; zu Eßfelden in Franken soll er begraben liegen. Seine merkwürdigerweise fast sämtlich in derselben Strophenart abgefaßten Gedichte (hrsg. von Röthe, Leipz. 1887) sind vorwiegend lehrhafter Natur und enthalten, während das Element der Minne in ihnen zurücktritt, scharfe satirische Angriffe auf kirchliche und politische Zustände, den Verfall der Sitten, das Turnierwesen u. a. Seine dichterische Thätigkeit hat etwa 1227 begonnen. Vgl. K. Meyer, Untersuchungen über das Leben Reinmars von Zweter und Bruder Wernhers (Bas. 1866); Pleschke, R. von Zweter (Brünn 1878); Wilmanns, Chronologie der Sprüche Reinmars von Zweter (in Haupts „Zeitschrift für deutsches Altertum“, Bd. 13, Berl. 1866).