MKL1888:Reinkens
[699] Reinkens, Joseph Hubert, kathol. Theolog und Bischof, geb. 1. März 1821 zu Burtscheid bei Aachen, war eine Zeitlang Fabrikarbeiter an letzterm Ort, ehe er seine Gymnasialstudien antreten konnte, um sich hierauf in Bonn dem Studium der Theologie und Philosophie zu widmen. Nachdem er 1850 in München Doktor der Theologie geworden, habilitierte er sich in Breslau und wurde 1853 außerordentlicher, 1857 ordentlicher Professor. In dem 1860 zwischen Bischof Förster und Professor Baltzer ausgebrochenen Konflikt stand er auf der Seite des letztern; dafür verhängte der erstere infolge der Schrift „Papst und Papsttum nach der Zeichnung des heil. Bernhard“ (Münst. 1870) eine Disziplinaruntersuchung über den Verfasser. Mit Döllinger und andern Gesinnungsgenossen entwarf dieser nun 26. und 27. Aug. 1870 die Nürnberger Erklärung gegen das vatikanische Konzil und widmete sich seitdem ganz der Sache der Altkatholiken (s. d.), welche ihn im Juni [700] 1873 zu ihrem Bischof ernannten. Als solcher hat er, seinen Sitz in Bonn nehmend, die seither abgehaltenen Synoden geleitet. Von Leipzig erhielt er 1871 das Ehrendiplom eines Doktors der Philosophie. Unter seinen wissenschaftlichen Schriften sind hervorzuheben: „De Clemente presbytero Alexandrino“ (Bresl. 1851); „Hilarius von Poitiers“ (Schaffh. 1864); „Martin von Tours“ (Bresl. 1866); „Die Geschichtsphilosophie des heil. Augustinus“ (Schaffh. 1866); „Aristoteles über Kunst, besonders über Tragödie“ (Wien 1870); „Die päpstlichen Dekrete vom 18. Juli 1870“ (Münst. 1871, 6 Tle.); „Revolution und Kirche“ (Bonn 1876); „Über Einheit der katholischen Kirche“ (Würzb. 1877); „Lessing über Toleranz“ (Leipz. 1883), sowie die biographischen Schriften: „Luise Hensel und ihre Lieder“ (Bonn 1877), „Amalie von Lasaulx“ (das. 1878) u. „Melchior von Diepenbrock“ (Leipz. 1881).