MKL1888:Religionsphilosophie

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Religionsphilosophie“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 718
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Religionsphilosophie. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 718. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Religionsphilosophie (Version vom 21.01.2022)

[718] Religionsphilosophie, die wissenschaftliche Behandlung der religiösen Ideen und die Untersuchung der historisch gegebenen Religionen bezüglich ihres philosophischen Gehalts. Dieser doppelten Aufgabe zufolge versucht die R. entweder die religiösen Ideen zu einem wissenschaftlich geordneten System und einem rationell begründeten Ganzen zusammenzustellen, indem sie eine wissenschaftliche Religionslehre aus der Idee der Religion selbst ableitet ohne Rücksicht auf das, was eine positiv gegebene Religion darüber lehrt, oder sie verhält sich zu einer historisch gegebenen Religionslehre kritisch und korrektiv. Im erstern Sinn behandelten die alten griechischen Philosophen die religiösen Ideen von verschiedenen Standpunkten aus, und in gleicher Weise hat die neuere Philosophie, sobald sie sich von der Herrschaft der Kirchenlehre emanzipiert hatte, selbständige Religionssysteme aufgestellt, wogegen die Scholastiker des Mittelalters sowie die meisten philosophierenden Theologen darauf ausgingen, ein kirchliches Glaubenssystem zu rechtfertigen, zu rektifizieren oder (wie D. Strauß) zu stürzen. Das wichtigste Objekt der religionsphilosophischen Untersuchung ist die Idee der Gottheit (s. Gott), deren ganze wissenschaftliche Entwickelung ihr zufällt, da die historischen Religionen diese Idee ohne Ausnahme als gegebene und in ihrer Realität zweifellose voraussetzen. Nächstdem gehören die Fragen über moralische Freiheit und Unsterblichkeit als Hauptprobleme der R. an. S. Litteratur bei Religion.