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MKL1888:Schwimmvögel

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schwimmvögel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 775
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Schwimmvögel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 775. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schwimmv%C3%B6gel (Version vom 06.12.2024)

[775] Schwimmvögel (Natatores, Palmipedes, hierzu Tafel „Schwimmvögel I–III“), Ordnung der Vögel, mit langem Hals, kurzem Schnabel, kurzen Beinen und Schwimm- oder Ruderfüßen. In ihrer Nahrung auf das Wasser angewiesen, leben sie doch nicht ausschließlich in demselben, sondern sind zum großen Teil ausgezeichnete Flieger. Wegen der kurzen, weit nach hinten gerichteten Beine bewegen sie sich auf dem Land schwerfällig, schwimmen und tauchen dagegen äußerst geschickt. Der Schnabel ist sehr verschieden geformt, teils hoch und scharf, teils breit und flach, teils zugespitzt; bei einer Familie ist er weich und mit feinen Tastorganen versehen. Die Flügel sind äußerst ungleich entwickelt, mitunter ganz verkümmert, mitunter sehr lang und spitz. Der Schwanz ist meist kurz. Allen gemeinsam ist eine große Bürzeldrüse (s. d.) zum Einölen des dichten Gefieders, das gegen Benetzung mit Wasser geschützt werden muß. Die S. leben meist in Scharen zusammen und bevölkern nicht nur die Küsten der See, sondern auch die Binnengewässer und fliegen zum Teil selbst auf dem offenen Meer. Ihre Brutplätze sind gewöhnlich ebenfalls gemeinsam; die Eier werden entweder in den Boden verscharrt, oder in einfache Nester abgelegt. Ihre Wichtigkeit für den Menschen beruht auf der Güte des Fleisches und der Eier, des Gefieders (Daunen) und auch des Düngers (Guanos). Die S. sind bis zum höchsten Norden verbreitet; von den 8 Familien sind 5 kosmopolitisch, die übrigen 3 leben in der nördlichen oder südlichen gemäßigten Zone. Man unterscheidet etwa 80 Gattungen mit über 550 Arten und ordnet sie in sehr verschiedener Weise an.

1. Familie: Zahn-, Siebschnäbler oder Enten (Lamellirostres), zu welchen die Gänse (Anseridae), Enten (Anatidae), Schwäne (Cygnidae), Tauchenten (Fuligulidae), Säger (Mergidae) u. a. gehören; s. Zahnschnäbler.

2. Familie: Möwen oder Möven (Laridae), vom Bau der Tauben oder Schwalben, also mit langen, spitzen Flügeln und oft gabeligem Schwanz; an den Schwimmfüßen bleibt die Hinterzehe frei; Schnabel meist kürzer als der Kopf, Hals kurz. 13 Gattungen, 130 Arten, kosmopolitisch. Hierher unter andern die Gattungen Möwe (s. d., Larus), Seeschwalbe (s. d., Sterna) und Wasserschwalbe (s. d., Hydrochelidon).

3. Familie: Sturmvögel (Procellariidae), vom Bau der Möwen, Schnabel tief gefurcht und mit hakiger Spitze, Nasenlöcher zu Röhren verlängert; Hinterzehe fehlt vielfach. 6 Gattungen mit etwa 100 Arten, kosmopolitisch. Werden auch mit der vorigen Familie häufig zur Ordnung der Seeflieger oder Langflügler (Longipennes) vereinigt. Hierher unter andern der Albatros (s. d., Diomedea) und Sturmvogel (s. d., Procellaria).

4. Familie: Pelikane oder Ruderfüßer (Pelecanidae, Steganopodes), große Vögel mit Ruderfüßen, kleinem Kopf, meist langen Flügeln, langem, sehr verschieden geformtem Schnabel und niedrigen Beinen. 6 Gattungen mit gegen 60 Arten, kosmopolitisch. Hierher unter andern die in besondern Artikeln behandelten Gattungen: Pelikan (Pelecanus), Tölpel (Sula), Fregattenvogel (Tachypetes), Kormoran (Phalacrocorax) und Tropikvogel (Phaëton).

5. Familie: Pinguine (Impennes, Spheniscidae), mit kleinem Kopf, kurzen, flossenähnlichen Flügeln ohne Schwungfedern, kurzem Schwanz, kurzen, weit nach hinten gestellten Schwimmfüßen und langem, spitzem Schnabel. Fliegen nicht, tauchen aber gut; werden mit den folgenden Familien häufig als Taucher (Urinatores) vereinigt. 3 Gattungen mit 18 Arten, nur in den antarktischen und südlichen gemäßigten Regionen sowie an der Küste von Peru und auf den Galapagos. S. Pinguin.

6. Familie: Seetaucher (Colymbidae), im allgemeinen der vorigen Familie ähnlich, jedoch mit zum Flug tauglichen, wenn auch kurzen und stumpfen Flügeln und sehr kurzem Schwanz. Nur die Gattung Colymbus mit vier auf die nördliche gemäßigte und kalte Zone beschränkten Arten.

7. Familie: Steißfüße (Podicipidae), ähnlich den Seetauchern, jedoch mit längerm Schnabel; an Stelle des Schwanzes ein Federbüschel. Hierher die Gattungen Podiceps (Steißfuß, s. d.) und Podilymbus mit über 30 Arten, kosmopolitisch.

8. Familie: Alken (Alcidae), mit kurzen Flügeln, starkem, kurzem Schnabel und kurzem Schwanz; Hinterzehe verkümmert oder nicht vorhanden. 7 Gattungen mit 28 Arten; nur im Norden als Repräsentanten der Pinguine verbreitet. In historischer Zeit ist ausgestorben die Art Alca impennis („Geyrfugl“ oder Riesenalk). Hierher Alk (Alca), Larventaucher (Mormon) und Lumme (Uria).

[Beilage]

[Ξ]

Schwimmvögel I.
[oben:] Wildgans (Anser ferus). 1/8. (Art. Gänse.) – Gänsesäger (Mergus Merganser). 1/5. (Art. Säger.) – Ringelgans (Bernicla torquata). 1/5. (Art. Gänse.)
[unten:] Hühnergans (Cereopsis Novae-Hollandiae). 1/7. (Art. Gänse.) – Singschwan (Cygnus musicus). 1/6. (Art. Schwan.)

[Ξ]

Schwimmvögel II.
[oben:] Eissturmvogel (Procellaria glacialis). 1/4. (Art. Sturmvögel.) – Raubseeschwalbe (Sterna caspica). 1/5. (Art. Seeschwalbe.)
[unten:] Sturmschwalbe (Procellaria pelagica). 1/2. (Art. Sturmvögel.) – Albatros oder Kapschaf (Diomedea exulans). 1/5. (Art. Albatros.)

[Ξ]

Schwimmvögel III.
[oben:] Tropikvogel (Phaëton aethereus). 1/4. (Art. Tropikvogel.) – Fregattenvogel (Tachypetes aquilus), Weibchen. 1/5. (Art. Fregattenvogel.)
[unten:] Pelikan (Pelecanus onocrotalus.) 1/7. (Art. Pelikan.) – Troillumme (Uria Lomvia). 1/4. (Art. Lumme.) – Kormoran (Phalacrocorax Carbo). 1/5. (Art. Kormoran.)