MKL1888:Tarnow
[523] Tarnow, Stadt in Galizien, nahe der Mündung der Biala in den Dunajec, Station der Karl Ludwigs-Bahn (Krakau-Lemberg), in welche hier die Staatsbahnlinie Stroze-T. einmündet, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines römisch-katholischen Bischofs und Domkapitels, eines Kreisgerichts, einer Finanzbezirksdirektion und eines Hauptzollamtes, hat eine alte Domkirche, ein schönes Rathaus, eine theologische Lehranstalt, ein bischöfliches Seminar, ein Obergymnasium, eine Lehrerbildungsanstalt, mehrere Klöster, eine Waisenanstalt, Sparkasse, Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen, Zichorienfabrik, Glashütte, Dampfmühle, bedeutenden Handel und (1860) 24,627 Einw. (davon 11,349 Juden).
Tarnow, Fanny, Schriftstellerin, geb. 27. Dez. 1783 zu Güstrow in Mecklenburg, lebte auf dem väterlichen Gut Neubuckow, ging 1816 nach dem Tod ihrer Mutter zu einer Freundin nach Petersburg, wo sie viel mit Klinger verkehrte, verließ aber des rauhen Klimas wegen Rußland bald wieder und hatte seit 1820 ihren Wohnsitz in Dresden, seit 1828 in Weißenfels, zuletzt in Dessau, wo sie 20. Juni 1862 starb. Ihre Romane und Novellen, deren lange Reihe „Natalie“ (Berl. 1811) eröffnete, und zu denen auch das Buch „Zwei Jahre in Petersburg“ (Leipz. 1833) gehört, waren zu ihrer Zeit bei der Frauenwelt sehr beliebt, ohne daß sie auf künstlerischen Wert Anspruch machen könnten. Gesammelt erschienen eine „Auswahl“ (Leipz. 1830, 15 Bde.) und „Gesammelte Erzählungen“ (das. 1840–42, 4 Bde.). Vgl. Amely Bölte, Fanny T., ein Lebensbild (Berl. 1865).