MKL1888:Tiedemann

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Tiedemann“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 694
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Tiedemann. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 694. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Tiedemann (Version vom 21.06.2023)

[694] Tiedemann, 1) Dietrich, philosoph. Schriftsteller, geb. 3. April 1748 zu Bremervörde bei Bremen, 1776 Lehrer am Carolinum zu Kassel, 1786 Professor der Philosophie an der Universität Marburg, wo er 24. Sept. 1803 starb. Er war ein Gegner der Kantschen Philosophie und schrieb unter anderm ein „System der stoischen Philosophie“ (Leipz. 1776, 3 Bde.) und in skeptischer Haltung eine Geschichte der Philosophie unter dem Titel: „Geist der spekulativen Philosophie“ (Marb. 1791–96, 6 Bde.).

2) Friedrich, Mediziner, geb. 23. Aug. 1781 zu Kassel, studierte seit 1798 in Marburg, Würzburg und Paris und ward 1806 Professor der Anatomie und Zoologie zu Landshut. Seine „Anatomie des Fischherzens“ (Landsh. 1809) und seine Untersuchung des Baues der Strahltiere gehörten wie die „Anatomie der kopflosen Mißgeburten“ (das. 1813) und die „Anatomie der Bildungsgeschichte des Gehirns“ (Nürnb. 1816) zu den bedeutendsten Leistungen jener Zeit. 1816 ging T. als Professor der Anatomie und Physiologie nach Heidelberg, wo er eine anatomische und zoologische Sammlung anlegte. 1849 zog er sich vom Lehramt zurück und lebte dann in Frankfurt und München, wo er 22. Jan. 1861 starb. Er schrieb noch: „Zoologie“ (Landsh. u. Heidelb. 1808–14, 3 Bde.); „Die Verdauung nach Versuchen“ (gemeinschaftlich mit Gmelin, Heidelb. 1826–27, 2 Bde.); „Physiologie des Menschen“ (Bd. 1 und 3, Darmst. 1830 und 1836); „Das Hirn des Negers, mit dem des Europäers verglichen“ (Heidelb. 1837); „Von den Duverneyschen und Bartholinischen Drüsen des Weibes“ (das. 1840); „Von der Verengung und Schließung der Pulsadern in Krankheiten“ (das. 1843); „Von lebenden Würmern und Insekten in den Geruchsorganen des Menschen“ (Mannh. 1844); „Geschichte des Tabaks“ (Frankf. 1854). Mit Reinhold und Treviranus gab er die „Zeitschrift für Physiologie“ heraus, von welcher 5 Bände (Darmst. 1825–32) erschienen sind. Vgl. Bischoff, Gedächtnisrede (Münch. 1861).