MKL1888:Tyrtǟos

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Tyrtǟos“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 960
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Tyrtǟos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 960. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Tyrt%C7%9Fos (Version vom 15.04.2023)

[960] Tyrtǟos, griech. Elegiker des 7. Jahrh. v. Chr., aus Athen oder aus Aphidnä in Attika, verpflanzte die ionische Elegie nach dem dorischen Sparta. Nach der Sage erbaten die Spartaner in der Bedrängnis des zweiten Messenischen Kriegs auf die Weisung des delphischen Orakels einen Führer von den Athenern, die ihnen den lahmen T. schickten; diesem gelang es, durch seine Elegien die entzweiten Spartaner zur Eintracht zurückzuführen und zu solcher Tapferkeit zu entflammen, daß sie den Sieg gewannen. Gewiß ist, daß sich T.’ Gesänge bis auf die spätesten Zeiten im Munde der spartanischen Jugend erhielten. Sie waren teils im elegischen Versmaß und in episch-ionischer Mundart, teils im anapästischen Marschmetrum abgefaßt. Außer Bruchstücken einer „Eunomia“ („Gesetzmäßigkeit“) betitelten Elegie, durch welche er die Zwietracht der Spartaner beschwichtigte, und eines Marschliedes besitzen wir von seinen „Ermahnungen“ („Hypothekai“) genannten Kriegselegien noch drei vollständig, die zu den schönsten Überresten der antiken Poesie gehören. Ausgaben von Schneidewin („Delectus poesis graecae elegiacae“, Bd. 1, Götting. 1838) und Bergk („Poetae lyrici graeci“, Bd. 2); Übersetzung von Weber („Die elegischen Dichter der Hellenen“, Frankf. 1826) u. a.