MKL1888:Usedom
[23] Usedom (Üsedom), eine zum preuß. Regierungsbezirk Stettin gehörige Insel, scheidet mit der durch [24] die Swine von ihr getrennten Insel Wollin, mit welcher sie den Kreis U.-Wollin bildet, das Pommersche Haff von der Ostsee und ist durch die Peene vom Festland getrennt. Sie ist 408 qkm (7,41 QM.) groß und, mit Ausnahme von mehreren hohen Sanddünen und dem Streckelsberg, dem Golmberg etc., eine nur mit Brüchern und Wiesen bedeckte Ebene mit vielen Seen, großen Waldungen und ziemlich gutem Ackerboden. Die 33,000 Bewohner nähren sich von Feldbau, Viehzucht, Fischerei, Schiffahrt und Handel, auch von Lotsendienst und den Seebädern. Die Stadt U., an der Südwestseite der Insel und im Hintergrund einer seeartigen Bucht, die durch die sogen. Kähle mit dem Kleinen Haff verbunden ist, an der Linie Ducherow-Swinemünde der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche und (1885) 1786 Einw. Die Hauptstadt des Kreises ist Swinemünde.
Usedom, Karl Georg Ludwig Guido, Graf von, preuß. Diplomat, geb. 17. Juli 1805 zu Karzitz auf Rügen, in Schulpforta erzogen, studierte in Greifswald, Göttingen und Berlin die Rechte, trat 1830 in den Staatsjustizdienst, ward nach längern Reisen 1835 Legationssekretär in Rom, 1838 vortragender Rat im Ministerium des Äußern, 1844 des Innern, 1846 Gesandter in Rom, 1848 in Frankfurt a. M., schloß 1850 den Frieden mit Dänemark, war 1851–54 wieder Gesandter in Rom, ward 1858 Bundestagsgesandter in Frankfurt, 1863 unter Erhebung zum Grafen Gesandter beim König von Italien, nahm an den Verhandlungen 1866 hervorragenden Anteil und verfaßte die 1868 von Lamarmora veröffentlichte Stoß-ins-Herz-Depesche, wurde 1869 wegen einer Differenz mit Bismarck abberufen, 1872 kommissarisch zum Generaldirektor der königlichen Museen in Berlin ernannt, zog sich aber 1879 zurück und starb 22. Jan. 1884 in San Remo. U. schrieb: „Briefe und Charakteristiken aus der deutschen Gegenwart“ (Berl. 1849).