MKL1888:Völk
[259] Völk, Joseph, deutscher Politiker, geb. 9. Mai 1819 zu Mittelstetten im bayrischen Schwaben, studierte in München, ward 1843 zum Doctor juris promoviert und praktizierte sodann als Rechtskonzipient bei Gerichten und Anwalten. Die 1848 erwachte nationale Bewegung ergriff auch V., und er wirkte für die Bestrebungen, welche in der 49er Reichsverfassung einen Ausdruck gewannen. Seit 1855 Rechtsanwalt in Augsburg, trat er in demselben Jahr in die bayrische Abgeordnetenkammer ein, wo er der Linken beitrat und bei den Verhandlungen über nationale Fragen, Justizorganisation, Strafrecht und Zivilprozeß etc. in nationalem und liberalem Sinn hervorragenden Anteil nahm. V. war auch Mitglied des Frankfurter Abgeordnetentags wie des Sechsunddreißiger-Ausschusses 1863 und vertrat entschieden den kleindeutschen Standpunkt, zugleich das Recht des Augustenburgers auf die Elbherzogtümer. Auf dem Kongreß deutscher Abgeordneten in Frankfurt 1. Okt. 1865 und 20. Mai 1866 war V. Referent des Ausschusses. 1868 ward er in das Zollparlament gewählt, wo er 18. Mai eine wirksame patriotische Rede hielt. Seit 1871 Vertreter Immenstadts im deutschen Reichstag und Mitglied der nationalliberalen Partei, war er Mitglied der Reichsjustizkommission und an den Schöpfungen zur Befestigung der Reichseinheit besonders beteiligt. Da er diese über alle andern Rücksichten auf liberale Grundsätze stellte, schied er 1879 wegen der ablehnenden Haltung seiner Partei gegen die Wirtschaftsreform aus derselben aus und trat mit Schauß an die Spitze einer besondern Gruppe. Nachdem er 1880 das 25jährige Jubiläum seiner politischen Thätigkeit gefeiert hatte, lehnte er 1881 eine Wiederwahl in den Reichstag ab und starb 22. Jan. 1882 in Augsburg.