Madonna – 3 (Gemälde der Dresdener Gallerie)

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Autor: Adolph Görling
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Titel: Madonna
Untertitel: Von Hans Holbein
aus: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie
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Erscheinungsdatum: 1848−1851
Verlag: Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne
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Erscheinungsort: Leipzig und Dresden
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Quelle: Scan auf Commons
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The Madonna.     Die Madonna.

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Madonna.
Von Hans Holbein.

In den Werken Albrecht Dürers und Hans Holbeins erreichte die frühere deutsche Kunst ihre Haupt-Blüthe. In dem Grundzuge ihres Wesens, einem frommen, deutschen Ernste sind beide Meister mit einander verwandt; bei Dürer aber gestaltete sich dieser Ernst vorzugsweise zu tiefsinnigen Phantasien, oft zu träumerischer Schwermuth und nur selten zeigt sich der große Albrecht so frei und gewaltig, wie in seinem berühmten Apostelbilde. Holbein ist dagegen eine materiellere Natur; derb, lebenswahr und mit gesunder Kraft sprechen seine Werke uns an. Nicht selten blitzt der gehaltvollste deutsche Humor Holbeins uns entgegen, den er selbst in seinem Todtentanze nicht verleugnet. Die ideale Richtung Dürers kennt er nicht, ungeachtet seines tiefen, religiösen Gemüths. Beide Maler umfassen also in ihren Werken den ganzen Inhalt deutschen Wesens ihrer Zeit.

Hans Holbein, zum Unterschiede von seinem gleichnamigen Vater, der Jüngere genannt, ward im Jahre 1498 zu Augsburg geboren und ward von seinem Vater frühzeitig für die Kunst ausgebildet. Von seinem spätern Wohnort Basel ging er nach England, wo er bis 1529 verweilte, der Liebling König Heinrich VIII. wurde und eine reiche Zahl seiner schönsten Werke, namentlich Portraits vollendete. Im Jahr 1532 kehrte er wieder nach London zurück und starb hier, mitten in der regsten Thätigkeit von der Pest hingerafft 1547.

Seine Madonna mit den Portraits der Familie des Bürgermeisters Meyer ward während seines zweiten Aufenthalts zu Basel vollendet und gehört seiner edlen Auffassung, seinem verklärten Ernste, so wie der frappanten Wahrheit in den Portraits zu Holbeins besten Stücken. Holbein malte dies Bild zweimal; die Wiederholung soll dasjenige im Berliner Museum sein. Dies Gemälde ist ein Votivbild, zum Gedächtniß der Genesung eines Kindes der Meyer’schen Familie ausgeführt. Die heilige Mutter steht in einer Nische und hält das kranke, magere kleine Wesen sorgsam auf den Armen. Dies Kind ist neben der reinen Schönheit der Madonna allerdings häßlich und störend; der Maler sollte aber hier die Gnade feiern, wodurch ihr Schützling wieder zu dem reizenden Knaben wurde, der zu ihren Füßen steht. Die übrigen Figuren sind der prächtig characterisirte Bürgermeister selbst, dessen größerer Sohn, ein junges Mädchen – augenscheinlich eine Verstorbene – die Bürgermeisterin Meyer, Anne Schreckenbartin und die Schwester derselben, eine Klosterjungfrau. Die Malerei ist klar und harmonisch, doch hat der Meister in diesem Punkte vielleicht Größeres geleistet. Die Richtigkeit und Sicherheit seiner Zeichnung kann man ebenfalls an den zahlreichen Holzschnitten bewundern, die er theilweise selbst fertigte, oder unter seiner Aufsicht nach meist eigenhändiger Vorzeichnungen vollenden ließ.