Maienzeit (Die Gartenlaube 1899/10)
[324] Maienzeit. (Zu dem Bilde S. 301 und unsrer Kunstbeilage.) Von der beglückenden Macht des Maien erzählen die beiden Bilder, deren malerischer Reiz durch Blütenzweige erhöht wird. Auf dem einen derselben sehen wir den Genius des schönsten der Frühlingsmonde auf seinem leichten Wagen daherfahren durch die Lüfte, mit hochgehobner Hand von seinem Blumenreichtum der Erde spendend, während vorn auf dem Rande des Wagens Gott Amor thront, jubelnd einen seiner Pfeile hinab auf die Erde abschießend, wo unter einem blühenden Zweige auf Wiesengrün ein junges Paar in Unterhaltung begriffen ist. Einen prächtigen, eben frisch gepflückten Strauß von Fliederzweigen trägt auf der Kunstbeilage ein Mädchen. Die liebliche Anmut desselben hat selbst etwas von der Zartheit des Dufts und der Farben des Flieders. Die Augen der Holden verkünden uns, daß auch in ihrem Herzen der Mai eine zartduftige Blumenwelt zum Erblühen gebracht hat, die Blüten der ersten Liebe.