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Mandäische Liturgien/Qolasta/75

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Textdaten
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Autor: Mark Lidzbarski
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Titel: Mandäische Liturgien
Untertitel: Mitgeteilt, übersetzt und erklärt
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Erscheinungsdatum: 1920
Verlag: Weidmannsche Buchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Internet Archive
Kurzbeschreibung:
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LXXV.

Im Namen des großen Lebens werde Heilung und Sieghaftigkeit, Kraft und Festigkeit, Rede und Erhörung zu teil mir NN von Seiten des Lebens.

Wir bekannten, und Lobpreisungen gelten dem gewaltigen, fremden, ersten, erhabenen Leben, das über allen Werken steht. Wir wollen Haupt und Mund dem Leben darbringen und feste Rede dem Lichtschatze, der großen Ruhe und Stütze des Lebens. Dich wollen wir preisen, ehren, verherrlichen, segnen, festigen. Wer soll dich preisen, wer dich verherrlichen, bei der Größe deiner Siege? Du bist gepriesen, du bist verherrlicht, du bist geehrt, du bist gefestigt. Du bist gekommen, du kommst, außer dir ist. niemand gekommen.

Ob deines Glanzes erschraken die Reiter,
ob deines Lichtes gerieten Pforten und Königreiche in Verwirrung.
Als der Jordan dich erblickte, kehrte er um,
die Wogen des Meeres wandten sich um.
Die Inseln des Meeres gerieten in Verwirrung,
die Fahrzeuge stürzten um und fielen auf ihr Antlitz.
Die Zedern auf dem Libanon zerbrachen,
die Berge erbebten und hüpften wie Hirsche,
sie öffneten (ihren Mund) und gewährten Lobpreis.
Die Hindinnen in der Steppe werfen ihre Jungen aus.
Die Höhen stehen da und sprechen in Ehrung,
die Erde bebte und erbebte.
Jordan, wen schautest du und kehrtest um,
Wogen des Meeres, warum wandtet ihr euch um,
Inseln des Meeres warum gerietet ihr in Verwirrung,
Fahrzeuge, warum stürztet ihr um und fielet auf euer Antlitz,
Zedern auf dem Libanon, warum zerbrächet ihr,
Berge, warum erbebtet ihr und hüpfet wie Hirsche,
öffnet ihr (euren Mund) und gewähret Lobpreis,
Hindinnen in der Steppe, vor wem werfet ihr eure Jungen aus,
ihr Höhen, vor wem stehet ihr da und sprechet in Verehrung,
Erde, wen sähest du und erschrakest?

Den Glanz, der über den Glanzwesen, das Licht, das über den Lichtwesen steht, den guten Mann, der durch die Welten drang, kam, das Firmament spaltete und sich offenbarte.

Als das Leben hinschaute, erblickte es die Tibil, und sein Glanz fiel auf die Dächer ihres Baues. Sie sitzen auf den Thronen der Auflehnung, doch sie sanken von ihren Thronen und fielen auf ihr Antlitz. Es verdeckte und nahm den Glanz der Welten und Äonen weg und löschte die Flammen ihrer Lampen aus. Es setzte die Augen der Planeten in die Tiefen der Erde und die unteren Nebel der Finsternis.

Rūhā erhob ihre Stimme, kreischte und rief: „Mein Vater, mein Vater, warum hast du mich geschaffen? Mein Gott El El, warum entferntest du mich, schnittest mich ab und ließest mich in den Tiefen der Erde und den unteren Nebeln der Finsternis, daß ich keine Kraft habe, dorthin emporzusteigen?“

Alle erhoben sich, beteten und priesen in herrlicher Weise das gewaltige (Leben). Sie ließen ihre Stimme zu reicher Ehrung ertönen und priesen den Glanz, der über den Glanzwesen, das Licht, das über den Lichtwesen, und den guten Mann, der durch die Weiten drang, kam, das Firmament spaltete und sich offenbarte. Er sonderte das Licht von der Finsternis, sonderte das Gute vom Bösen, sonderte das Leben vom Tode. Er sonderte ab die Freunde seines Kušṭā-Namens von der Finsternis zum Lichte, vom Bösen zum Guten, vom Tode zum Leben und stellte sie auf den Pfaden der Kušṭā und des Glaubens auf.

Du sprachest zu uns mit deiner Sprache und befählest uns mit deiner Rede: Seiet ihr mein Glanz, und ich werde euer Glanz sein; seiet ihr mein Licht, und ich werde euer Licht sein; mein Name sei in eurem Munde, und ich werde bei euch sein. Du bist es, der du die Abgötter in ihren Tempeln stürzest und Tadel über die Abgötterei bringest. Die Abgötter knickten in Schande an ihrem Wege zusammen, über ihre Tempel kam reichlich Schmach. Er stürzte sich auf sie und fesselte ihren Glanz. Groß ist die Herrlichkeit, in die Mandā ḏHaijē sieh kleidete. Gesegnet ist jener Lichttag, gepriesen der Morgenschein, in dem du aus den Lichtwelten aufbrachest und kämest.

Zu den Tagen wurde nicht gezählt, zu den Monaten wurde nicht gerechnet außer jenem Tage, an dem du dich aus den Lichtwelten offenbartest. Der Tag, an dem du dich offenbartest, sei allen Freunden deines Kušṭā-Namens offenbar. Unsere Nennung, unsere Bitte, unser Gebet, unsere Demut, unsere Tugend, unsere Kenntnis steige empor vor dich, Lichtschatz, große Ruhe und Stütze des Lebens. Wenn wir auch siebenmal am Tage hintreten und deinen Namen, deine Benennung und deine Güte preisen, mein Herr, wer soll dich preisen, wer dich verherrlichen bei der Größe deiner Siege? Soll der stinkende Körper dich preisen oder die nichtige Zunge? Wenn unser Mund wie das Meer wäre, unsere Lippen wie seine Wogen, unsere Zunge wie die zerklüfteten Berge, dann könnten wir dich preisen, dich verherrlichen, dich ehren, dich segnen. Du weißt es, wer dich aus dem Herzen fürchtet und wer dich nur mit den Lippen bekennt. Mit reinem Munde sei du gesegnet, mit der Zunge des Lobpreises gepriesen. Dich preisen die Stützen, die nicht wanken, und die Ophane der Kušṭā, die sich nicht verändern. Dich preisen die Söhne des Heils, die bei dir weilen, die endlos, zahllos und unvergänglich sind. Sie leuchten durch den gegenseitigen Glanz, unter ihnen allen gibt es nicht Haß, Eifersucht und Zwietracht. Dich preist der Ort, der ganz aus Pforten des Glanzes, des Lichtes und der Herrlichkeit besteht. Dich preist Abathur, der alte, hohe, verborgene, verwahrte, der in der Reihe gleich dem Leben sitzt. Dich preist Ptahil-Uthra und spricht zu dir: „Gesegnet seiest du, mein Herr Mandā ḏHaijē, und gepriesen. Gesegnet sei der große Ort, aus dem du gekommen bist; gepriesen, verherrlicht und geehrt sei der große Ort, an den du gehest“. Dich preisen die Männer von erprobter Gerechtigkeit, die aus den unteren Škīnās sind. Dich preist dein Wissen, deine Weisheit, deine Einsicht und deine Güte. Du bist gekommen, du kommst, und alsdann wirst du dich offenbaren. Du bist es, der du endlos, zahllos und unvergänglich bist. Du bist Vater, du bist Bruder, du bist Sohn, du bist der Quell, du bist die große Wurzel des Lebens. Du bist der Erste, du bist der Letzte.

Du bist der Zukünftige, der du kommen sollst, du bist es, der sich in der Ferne offenbaren soll. Entferne von uns deinen Zorn und nähere uns deine Gnade. Banne, stoße weg, entferne und vernichte die Engel des Zornes, des Eises und des Hagels weg von meinem Boden und meinem Hause, des NN. (So rasch) wie die Augen sich senken und die (Himmels)räder sich drehen, steigt unsere Bitte, unser Gebet und unsere Demut vor dich, Mandā ḏHaijē. Was wir getan haben, vergib uns, und was wir tun, vergib uns. Der Vergeber der Sünden, Vergehen, Torheiten, Strauchelungen und Irrungen bist du, Mandā ḏHaijē. Wenn du, Mandā ḏHaijē, uns unsere Sünden, Vergehen, Torheiten, Strauchelungen und Irrungen nicht vergibst, wer sollte dann schuldlos vor dir, Mandā ḏHaijē, dastehn? Wir sind Sklaven, die ganz Sünden, du bist der Herr, der ganz Vergebung ist. Alle Hände stahlen vor dir, alle Lippen logen ... Niemand ist sündenrein vor dir, Mandā ḏHaijē. Die Welten kennen deinen Namen nicht, verstehen dein Licht nicht. O die essen und trinken, die hadern und verfolgen, die huren und kuppeln, die sich vor einem Gewölbe und Ziegel verneigen! Tagtäglich sitzen sie auf den Thronen der Auf lehnung und verfolgen den Namen des Lebens. Den Namen des Lebens lernten sie nicht kennen und um das Leben kümmerten sie sich nicht. Wir bezeugten das Leben, und zum Leben hatten wir Vertrauen. Mandā ḏHaijē war uns Beistand und Hilfe. Die Welten schmähten und verfolgten uns; verachte uns nicht wegen der) der Welten, richte uns nicht nach dem Gerichte der Welten, stelle uns nicht mit den Schuldigen der Welten auf und schneide uns nicht vom Leben ab. Wir sprachen mit den Ordnungen des Lebens und offenbarten verborgene Geheimnisse. Die Welten schmähten und verfolgten uns, doch du, Leben, nimm aus dem Verborgenen das dir zukommende Gebet entgegen, und mag Ruhe über deinem Lichte errichtet werden. Du bist unser Glanz, unsere Helligkeit, unsere Stärke, unser Beistand, unsere Erleuchtung, der du dich den ersten Freunden deines Namens in Strahlen des Glanzes offenbartest. Wir bekannten deine Kušṭā, mag dein Licht auf uns abgeschnitten werden; mögen wir mit deinen Siegen sein und in deiner Kušṭā aufgerichtet werden. Die Götter in der Höhe mögen uns sehen, dann unterliegen und beschämt werden. Bekleide uns mit deinem Glanze, bedecke uns mit deinem Lichte und zeige uns den Weg, auf dem du aus dem Hause des Lebens gekommen bist. Wir wollen auf ihm den Gang der wahrhaften, gläubigen Männer gehen, auf daß unser Geist und unsere Seele in der Škīnā des Lebens, in der Geneigtheit des Lebens, der Geneigtheit der drei Uthras, der Geneigtheit des Mandā ḏHaijē, des Erhabenen unter den Wesen, der Geneigtheit der vier Männer, der Söhne des Heils, ruhen. Friede werde von dir unserem Geist und unserer Seele zu teil. Bekleide uns mit deinem Glanze, bedecke uns mit deinem Lichte, stelle uns vor dir auf unter den Schuldlosen, nicht unter den Schuldigen, unter den Vollwertigen, nicht unter den Mangelhaften. Mandā ḏHaijē ist dein Name, Kušṭā ist dein Name, siegreich ist dein Name, verherrlicht ist dein Name, geehrt ist dein Name, gesegnet ist dein Name, gefestigt ist dein Name. Siegreich bist du, siegreich ist dein Name, siegreich sind die Reden der Kušṭā, die aus deinem Munde herauskommen, über alle Werke. Mache siegreich und festige diese meine Seele des NN.

Und das Leben ist siegreich über alle Werke.