Med. Topographie Gmuend:090

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Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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waren jetzt Zugpflaster, Sinapismen u. dgl. sehr dienlich, da dieselben vor dem unnütz und ohne heilsame Wirkung waren. Von chronischen Krankheiten sahe man den Bluthusten, die Auszehrung, besonders von Lungengeschwüren, die Krätze und Flechten am häufigsten vorkommen. Gestorben sind von 46 Kranken ein Lungensüchtiger und ein Mädchen am gallichten Nervenfieber.

Der Anfang des Oktobers hatte meistens heitre, aber schon ziemlich kalte Tage mit starken Nachtfrösten; diesen folgten mehr trübe, neblichte und regnerische Täge hin und wieder mit Schneeflocken, gegen Ende wurde es wieder mehr heiter aber auch kälter. Der herrschende Wind war W. und N. W. Der höchste Barometerstand 28". 0, und der niedrigste 27". 6"', 0. Am 20ten war der wärmste Tag +15°, und am 14 der kälteste +6°, am Morgen +2°. Leichtere oder stärkere Katarrhfieber, rheumatische Hals- und Brustaffektionen, Gelenkschmerzen, die sehr ins Entzündliche neigten, waren diesen Monat sehr gewöhnlich, so wie auch Schnuppen, Husten und verschiedene Flüsse, welche, besonders im Anfang, meistens eine leicht entzündliche Diathesis hatten, wo man aber nicht Blutlassen durfte, sondern in denen nur gelind diaphoretische und resolvirende Mittel und ein warmes Verhalten indizirt waren. Ruhrartige Anfälle kamen noch hie und da vor, und Schwindel, Schlagflüsse und chronische Hautausschläge, meistens herpetischer Art, waren nicht selten. Von 45 Kranken starben zwey: eine im 8ten Monat schwangere Frau am Steckfluß, und auch das hernach herausgenommene Kind war schon todt; ein 20jähriger Junge

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an der Auszehrung von scrophulösen unheilbaren Hohlgeschwüren.

Der November fieng mit trüben und neblichten Tagen an, er hatte viel Regen, und in der Mitte und gegen Ende ziemlich Schnee, der aber nie lange liegen blieb; heitre Tage waren wenig, und gewöhnlich war es an solchen mehr frostig und kalt; den 24 und 25 waren heftige Sturmwinde mit regen und Schnee; im ganzen war dieser Monat sehr feucht und frostig kalt. Der herrschende Wind war W. und N. O. Der Barometerstand war sehr veränderlich und meistens tief, der höchste war 27". 11"', O. Das Thermometer erreichte am wärmsten Tag +10°, und am tiefsten fiel es am 20ten 0°, des Morgens –4°. Die herrschenden Krankheitsformen waren Seitenstiche, Hals-Ohren-Zahn- und Hüftweh, mancherley Geschwülste, besonders der Gelenke, rheumatisch-entzündlicher Natur, Husten und Katarrhe mit und ohne Fieber. Die Kindbetterinnen litten gern an leicht entzündlichen Stockungen in den Brüsten und daherrührenden Abscessen; auch wurden sie häufiger mit rheumatischen Unterleibsbeschwerden und daher entstehenden Störungen oder gänzlichen Unterdrückungen der Lochien befallen. Frequenter als sonst kamen Schlagflüsse vor, und die Kinder litten mehr an Würmern und schweren Zahnen. Gestorben sind von 33 Kranken dieses Monats zwey Männer mittlern Alters am Schlagfluß, der beym erstern von chronischen Unterleibsbeschwerden mit einem mehrjährigen feuchten Asthma herrührte, und plötzlichen Tod verursachte; beym andern durch Versetzung eines schon länger im Arm haftenden Rheuma auf das