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Med. Topographie Gmuend:091

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Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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Gehirn erzeugt wurde, und ihn nach drey Tagen unter mancherley phrenitischen Symptomen tödtete.

Der December hatte sehr veränderliche, mehr nasse und gelinde, als trockne und kalte Witterung, viel Regen und wenig Schnee mit häufigen Nebeln; im ganzen war dieser Monat weniger kalt, als der vorhergehende. Der Wind war sehr veränderlich und der Barometerstand sehr unbeständig, der höchste war 28". 0, und der tiefste 26". 12"', 0. Die größte Kälte war am 28ten 0°, des Morgens –8°. Am wärmsten war es den 18ten +9°. Häufig vorkommend waren diesen Monat die rheumatisch-entzündlichen Seitenstiche, Katarrhe, Flüsse, Schnuppen und Husten mit leichten Fieberbewegungen, welche bald leicht auslösenden und gelind diaphoretischen Mitteln wichen; noch häufiger aber waren verschiedene Magen- und Unterleibsbeschwerden, besonders Kardialgie, Anorexie, leichte Kolicken mit Verstopfungen, von starken Schleimanhäufungen meistens und andern Crudidäten, die gerne nach oben turgescirten, und durch frühzeitigen Gebrauch zweckmäßiger Brech- und Abführungsmitteln bald gehoben wurden; nur wenn diese vernachlässigt worden, zog sich die Krankheit gerne in die Länge, oder nahm den herrschenden Fiebercharakter an. Bluthusten, Hämorrhoidalzufälle und Menstruationsfehler, gewöhnlich zu starker Fluß derselben, bey ledigen und verheuratheten Weibspersonen, Bleichsucht und Hysterie kamen zwar das ganze Jahr hindurch mehr oder weniger, jedoch aber in diesem Monat am häufigsten vor, woran auch die mehr naßkalte, und so veränderliche Witterung zum Theil schuld seyn mochte. Von 33 Kranken

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d. M. starb eine ledige 30jährige Weibsperson am Bluthusten; und eine Frau gleichen Alters an der Lungensucht, die nach öfter erlittenen Bluthusten und bey schon natürlicher Anlage dazu in ihrer ersten Kindbette schnell zur wirklichen Ausbildung kam, und sie nach 3/4 Jahren ins Grab brachte.


1810

Dieses Jahr war weniger gesund, als das vorhergegangene; die Sterblichkeit war um ein beträchtliches größer, und wenn die vorkommenden epidemischen Krankheiten, als Kindsblattern, Masern und Dysenterie schon nicht bösartig waren, so waren sie ihrer Frequenz wegen doch bedeutender. Die Jahres- und Witterungskrankheiten waren mit wenigen Abänderungen meistens jenen gleich in den vorigen Jahrgängen. Der besondere Krankheitscharakter, welcher in diesem Jahr die Oberhand behauptet zu haben schien, war zwar vermischt, doch weniger als in andern Jahren, und war vorzüglich entzündlich-rheumatisch, wenig gallicht, so wie die allgemeine stationäre Constitution bereits sich mehr ins Sthenisch-entzündliche zu verlieren anfing. Der Barometerstand war sehr veränderlich, und im Durchschnitt mehr hoch als niedrig; die Temperatur war mehr naß und feuchtwarm, als trocken und heiß. Die Erndte fiel ziemlich gut aus, und die Früchten erhielten ihre völlige Reife, und das Brod davon war nahr- und schmackhaft. Obst gab es wieder nicht viel, und war auch weniger haltbar und schmackhaft als in andern Jahren; aber die Erdbirn geriethen viel und gut.