Zum Inhalt springen

Med. Topographie Gmuend:095

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
« Zurück Vorwärts »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


[182]

herrschenden; der Barometerstand war meistens hoch; die größte Hitze hatten wir am 29ten +26°, und die geringste Wärme am 7ten +10°, des Morgens +6°. Die Masern blieben den ganzen Monat hindurch anhaltend herrschend, und man sah jetzt noch mehrere Kinder, welche dieselben ohne Arzneygebrauch und gehöriges Verhalten bereits überstanden hatten, mit einem äußerst hartnäckigen und quälenden Husten, der in solchen Fällen gewöhnlich bleibenden Nachkrankheit vorkommen, und bey einigen auch wirklich die Lungensucht und Auszehrung daher entstehen. Gegen Ende des Monats zeigten sich auch die natürlichen Blattern unter den Kindern, waren aber gutartig. Sonst sahe man böse Hälse, rheumatisches Gliederreißen, Drüsengeschwülste, die leicht zur Zertheilung neigten, Katarrhe und Seitenstiche häufiger vorkommen, in denen der rheumatisch-entzündliche Charakter mit etwas wenig Galle als der prädominirende sichtbar war; und wenn schon verschiedene Organe ergriffen wurden, so traf es doch größtentheils die Brust, so daß es entweder eine rheumatisch-entzündliche Brustentzündung mit Seitenstich, oder ein etwas entzündungsartiges Katarrhfieber vorstellte. Hin und wieder traf es auch die Gedärme, wo denn Kolickschmerzen und ein etwas schmerzhafter Durchfall entstunden. Die Heilanzeige erforderte meistens leicht auflösende und gelind diaphoretische, manchmal auch ausleerende Mittel, und nur bey etwas heftiger Lungenentzündung war eine kleine Aderlaß zuträglich, welche außerdem gewöhnlich leicht schadete. Von 50 Kranken d. M. sind drey gestorben: ein 3jähriges Mädchen an den Folgen der Masern; ein Knabe an

[183]

der Lungenentzündung, und ein Mädchen an den Kindsblattern.

Der July war in der ersten Hälfte meistens heiter, sehr heiß und schwül mit seltnen Regen; den 15ten trat feuchtes und regnerisches Wetter mit einiger Kühle ein; den 20ten wurde es wieder heiter und angenehm, bald sehr heiß und schwül, und mehrere starke Gewitter mit heftigen Regen begleiteten das letzte Viertel des Monats. Es herrschten am meisten Süd- und Südostwinde; der höchste Barometerstand war 27". 13"', 0, und der tiefste 27". 4"', 0. Die größte Hitze war am 2ten +27½°, und die geringste Wärme am 19ten +15°, am Morgen +9°. Die Masern verschwanden diesen Monat nach und nach gänzlich, wogegen aber die natürlichen Kindsblattern herrschender wurden, ohne jedoch einen bösartigen Charakter einzunehmen. Kolicken, leichte Dysenterien und andere Abdominalbeschwerden, gallichte Sommerfieber, auch Halsweh, Hüft- und Gelenkschmerzen waren außerdem die meist vorkommenden Krankheitsformen, und erheischten theils mehr auflösende und erweichende, theils mehr ausleerende Mittel, besonders nach oben nach dem jeweilig herrschenden singulären Krankheitscharakter. Unter den Kindern kamen häufig Würmer, Aphten und Flechten vor, und von chronischen Krankheiten waren der Bluthusten mit daraus folgender Lungensucht, die Bauchwassersucht und der zu starke Menstruationsfluß die am öfteren vorkommenden[.] Diesen Monat starben unter meinen 52 Kranken drey: eine Frau an der Wassersucht; ein Lungensüchtiger, und ein Kind an den Gichtern vom harten Zahnen.