Med. Topographie Gmuend:110

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Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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gesprochen. Gleiche Bewandtniß hat es mit den Hebammen auf dem Land, und fast jedes etwas beträchtliche Dorf hat jetzt eine Hebamme, welche auf Kosten der Gemeinde die Hebammenkunst bey einem ordentlichen Accoucheur erlernt hat, und nun auch auf gleiche Kosten eine Klystir- und Mutterspritze zum nöthigen und angewiesenen Gebrauch erhält. Künstliche Geburtsstühle sind bisher wenig oder gar nicht auf dem Lande gebräuchlich gewesen, und waren auch im wirklichen Fall gewöhnlich übel passend und nur für die höchste Noth eingerichtet; jetzt aber sollen nach einer neuen Vorschrift die nöthigen für bestimmte Ortschaften angeschafft werden.

Apotheken haben wir zwey hier, die freylich, wie leicht zu erachten, nicht immer hinlänglich beschäftiget seyn können, und daher öfter über zu wenigen Abgang klagen mögen. Was die erforderliche Reinlichkeit und prompte Bedienung in denselben betrifft, so kann man sich nicht darüber beschweren; auch wurden dieselben in Hinsicht des nöthigen frischen Vorraths und der guten Qualität der Arzneywaaren und pharmazeutischen Präparate bey der letzten Apotheker-Visitation in der Hauptsache nach Zufriedenheit befunden. Ueber die hohe Preise der Arzneyen wird freylich von den Leuten viel und oft geklagt, und manche würden oft gerne früher zu einem Arzt gehen, wenn nur, sagen sie, die Apotheke nicht so theuer wäre. Aber wenn man den schon so hohen Ankauf der rohen Arzneywaaren, die vielen Erfordernisse zu den nöthigen Zubereitungen derselben, das hier nicht selten beliebte Herabhandeln an den festgesetzten Preisen u. m. a. bedenkt; so mag hierinn wohl nicht

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leicht eine für das Publikum günstigere Aenderung getroffen werden können, zumal so lange nicht auch in Betreff des seit schon so vielen Jahren allgemein stockenden Handels und der Herbeyschaffung der ausländischen, zur Zeit noch so nöthigen Arzneykörper aus fernen Colonien, und des gegenseitigen Verkehrs günstigere Aenderungen zu hoffen und zu erwarten sind. Sonst haben sich die Apotheker bey der in der vom 26 Jan. 1812 provisorisch festgesetzten Taxe für Medikamente von ächter und bester Qualität nicht enthaltenen Artikeln einsweilen noch an die Taxe, welche in dem 1755 gedruckten Verzeichniß enthalten ist, zu halten. Außerdem muß l. §. 15. der Instruction für das K. Medizinal-Departement vom 23 May 1807 die Apotheker-Taxe alle fünf Jahre gänzlich revidirt werden; auch hat das Medizinal-Departement jährlich zweymal den Preis der gangbarsten und zugleich theuren Arzneymittel, sofern er im Handel schwankend ist, für die Apotheker zu bestimmen, und diese Preise im Staats- und Reg. Blatt jedesmal zur Kenntniß des Publikums zu bringen.

Einen eignen Thierarzt, der auf irgend einer Veterinärschule sich die nöthigen theoretischen und practischen Kenntnisse aus der Veterinärkunde erworben hat, haben wir hier keinen; sondern die gewöhnlichen Hufschmiede, Hirten und Wasenmeister sind die Leute, bey denen man in vorkommenden Krankheiten der Hausthiere Hülfe sucht, wie es auch von jeher bey uns gebräuchlich war, und welche sich daher auch einzig für befugt und geschickt hiezu glauben und erkennen, so mißlich bey ihren beschränkten und roh empirischen Kenntnissen, wie sie dieselben von ihren