Melancholie an Laura
Laura – Sonnenaufgangsglut
Brennt in deinen goldnen Bliken,
In den Wangen springt purpurisch Blut,
Deiner Thränen Perlenflut
Dem der schöne Tropfe thaut,
Der darinn Vergöttrung schaut,
Ach dem Jüngling der belohnet wimmert,
Sonnen sind ihm aufgedämmert!
Silberklar und Sonnenhelle,
Mayet noch den trüben Herbst um dich,
Wüsten öd und schauerlich
Lichten sich in deiner Stralenquelle,
Goldet sich in deinem Sterne;
Lächelst du der Reizeharmonie?
Und ich weine über sie. –
Untergrub denn nicht der Erde Veste
Unsre stolz aufthürmenden Palläste,
Unsrer Städte majestätsche Pracht
Ruhen all auf modernden Gebeinen,
Deine Nelken saugen süßen Duft
Aus dem Beken einer – Menschengruft.
Blik empor – die schwimmenden Planeten,
Laß dir Laura seine Welten reden!
Unter ihrem Zirkel flohn
Thürmten tausend Throne sich
Heulten tausend Schlachten fürchterlich
In den eisernen Fluren,
Suche ihre Spuren.
Laufen ach die Räder ab
An Planetenuhren.
Blinze dreimal – und der Sonnen Pracht
Löscht im Meer der Todennacht!
Pralst du mit des Auges Glut?
Mit der Wangen frischem Purpurblut?
Abgeborgt von mürben Modern?
Wuchernd fürs geliehne Roth,
Schwere Zinsen fodern!
Rede Mädchen nicht dem Starken Hohn!
Eine schönre Wangenröthe
Ist doch nur des Todes schönrer Thron,
Spannt den Bogen der Verderber schon –
Glaub es – glaub es Laura deinem Schwärmer,
Nur der Tod ist’s dem dein schmachtend Auge winkt,
Jeder deiner Stralenblike trinkt
Meine Pulse, pralest Du,
Hüpfen noch so jugendlich von dannen –
Ach! die Kreaturen des Tyrannen
Schlagen tükisch der Verwesung zu.
Dieses Lächeln, wie der Wind
Regenbogenfarbigtes Geschäume,
Ewig fruchtlos suchst du seine Spur,
Aus dem Frühling der Natur
Wächst der ew’ge Würger nur.
Weh! entblättert seh ich deine Rosen liegen,
Bleich erstorben deinen süßen Mund,
Deiner Wangen wallendes Rund
Düstrer Jahre Nebelschein
Wird der Jugend Silberquelle trüben,
Dann wird Laura – Laura nicht mehr lieben,
Laura nicht mehr liebenswürdig seyn.
Stumpf an meiner Jugend Felsenkraft
Niederfällt des Todenspeeres Schaft,
Meine Blike brennend wie die Lichter
Seines Himmels – feuriger mein Geist,
Der im Meere eignen Weltgewimmels
Felsen thürmt und niederreißt.
Kühn durchs Weltall steuern die Gedanken,
Fürchten nichts – als seine Schranken.
Lern’ es, Mädchen, dieser Trank der Lust,
Dieser Kelch, woraus mir Gottheit düftet –
Laura – ist vergiftet!
Unglükselig! Unglükselig, die es wagen,
Ach die kühnste Harmonie
Wirft das Saitenspiel zu Trümmer,
Und der lohe Aetherstral Genie
Nährt sich nur vom Lebenslampenschimmer –
Frohnt ihm jeder Wächter schon!
Ach! schon schwören sich mißbraucht zu frechen Flammen
Meine Geister wider mich zusammen!
Laß – ich fühls – laß Laura noch zween kurze
Wiegt sich schwankend über mir zum Sturze,
Und in eignem Strale lösch ich aus. – –
Weinst du Laura? – Thräne, sei verneinet,
Die des Alters Strafloos mir erweinet,
Laura will, daß meine Kraft entweiche,
Daß ich zitternd unter dieser Sonne schleiche,
Die des Jünglings Adlergang gesehn? –
Daß des Busens lichte Himmelsflamme
Daß die Augen meines Geists verblinden,
Daß ich fluche meinen schönsten Sünden?
Nein! versiege Thräne Sünderin! –
Brich die Blume in der schönsten Schöne,
Meine Fakel weinend aus,
Wie der Vorhang an der Trauerbühne
Niederrauschet bei der schönsten Scene,
Fliehn die Schatten – und noch schweigend horcht das Haus. –