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Michael Pöschel, der Weinkönig von Missouri

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Textdaten
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Titel: Michael Pöschel, der Weinkönig von Missouri
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 448
Herausgeber: Ernst Keil
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[448] Michael Pöschel, der Weinkönig von Missouri. Unter den deutschen Auswanderern, welche es in den Vereinigten Staaten von Nordamerika zu einer glänzenden Stellung gebracht und durch Intelligenz und Betriebsamkeit vielen Landsleuten ein leuchtendes Beispiel zur Nacheiferung geworden sind, verdient Michael Pöschel in erster Linie genannt zu werden. Ihm verdanken die Bewohner von Missouri die Einführung einer rationellen Weincultur, und wenn die Alten den Gott, der die Rebe pflanzte, als einen der größten Wohlthäter der Menschheit feierten und in dem Traubensaft eine Gottesgabe erblickten, fähig und bestimmt, den Erdgeborenen die gemeine Noth des Daseins vergessen zu machen, so haben wir modernen Menschen wohl auch ein Recht, dem Pionier deutschen Weinbaus im fernen Westen ein Wort der Anerkennung zu gönnen.

Mit geringen Mitteln ausgerüstet war Michael Pöschel vor einigen zwanzig Jahren auf ein Stück Land verschlagen, dessen durstiger Boden nicht im Stande war ihn als Farmer zu ernähren. Von Sorgen um seine Zukunft gequält, kam er auf den Gedanken, Weinanpflanzungen zu versuchen, da die Lage und die Bodenbeschaffenheit seines Besitzthums ihm dazu einigen Erfolg versprachen. Mit vielen schweren Opfern mußten die ersten Pflänzlinge bezogen werden, und harte Arbeit, Mühe und Schweiß, erforderte es, um es nach drei Jahren endlich zu einer einigermaßen lohnenden Ernte zu bringen. Sie brachte für achthundert Dollars Wein und ermuthigte zu einer von Jahr zu Jahr sich mehrenden Ausdehnung der Pflanzungen und der Kelterei. Gegenwärtig zieht Pöschel alljährlich 70–80,000 Gallonen Wein aus seinen Culturen und zwar einen Wein von vorzüglicher Qualität und feiner Würze, für welchen er sogar in Europa einen Markt gefunden hat. Seinem Beispiel, seiner uneigennützigen Unterstützung mit Rath und That verdankt eine große Anzahl deutscher Einwanderer, die sich vorzugsweise in dem Städtchen Hermann (das in den letzten Jahren gegen 300,000 Gallonen Wein producirte) als Weinbauer niedergelassen haben, Glück und Wohlstand, und wer den jetzt sechszigjährigen Mann noch in altgewohnter Weise mit seinen Arbeitern um die Wette rüstig den Weinberg bestellen sieht, wird sich sagen, daß Pöschel zu den wenigen Auserwählten zählt, die mit ihrem Pfunde zu wuchern wissen nicht nur zum eigenen, sondern zu vieler Tausende Heil und Segen.