Mistelgauerin im Brautschmuck

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Titel: Mistelgauerin im Brautschmuck
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 803
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[773]

Mistelgauerin im Brautschmuck.
Nach dem Gemälde von Heinr. Stelzner.

[803] Mistelgauerin im Brautschmuck. (Zu dem Bilde S. 773.) Wandert man von dem heutigen deutschen Hochsitze musikalischen Lebens, dem lieblichen Bayreuth, in der Richtung gegen Bamberg zu, so gelangt man nach anderthalbstündigem Marsche in eine Landschaft, die Mistelgau genannt wird und ein gleichnamiges Dorf enthält. Der Mistelgau ist eine der von der Natur am meisten begünstigten Gegenden in dem sonst vielfach rauhen bayrischen Kreise Oberfranken, eine jener Gegenden des mittleren Deutschlands, in die vordem der slavische Volksstamm der Sorben oder Wenden eingedrungen war. Der Name Mistelgau wird von dem slavischen Worte „mysliweky“ (zur Jagd gehörig) abgeleitet. Heute ist die behäbige Bauernschaft des Mistelgaues vollständig germanisiert; man hört nur deutsche Laute. Bloß aus einzelnen Anzeichen klingen noch slavische Erinnerungen herauf, die auch aus gewissen Eigentümlichkeiten der Volkstracht sprechen. Die Mistelgauerinnen verwenden viel Sorgfalt auf Haartracht und Anzug, namentlich wenn es zur Konfirmation, zum Tanz oder gar zur Hochzeit als Braut oder Brautjungfer geht. Dann werden die Mädchen „gebändert“; es wird ihnen das Haar mit einem mehrere Meter langen roten Seidenbande umwunden, so daß sie mit einem zierlichen, gefältelten und gezackten Läppchen geschmückt erscheinen. Um den Hals tragen sie Ketten von Silber oder Schnüre von schwarzen Glasperlen, am Rücken mit fliegenden Bandmaschen versehen, dazu über dem grünseidenen Brusttuch einen gestickten Linnenkragen. Ueber den Rock kommen breite, am Rand mit rotgestickten Verzierungen versehene Schürzen. Das hübsche Bild von H. Stelzner läßt uns eine junge Mistelgauerin belauschen, wie sie den Brautschmuck anlegt.