Modern

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Textdaten
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Autor: Ernst Wilhelm Daudert
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Titel: Modern
Untertitel:
aus: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. S. 22–23
Herausgeber: Maximilian Bern
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Otto Eisner
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Erscheinungsort: Berlin
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[22]

Modern.

Mein Sohn, nimm ernst des Lebens Ziel;
Vor allem meid’ das Kartenspiel;
Ich sah schon manchen, sonst nicht Schlechten,
Hohlwangig von durchwachten Nächten:

5
     Ein ausgebrannter Krater.

     Glaub’s deinem Vater!

Dann, Kind, lass auch die Liebelei’n,
Und trinke nie zu viel vom Wein;
Flieh’ vor den Offenbachiaden,

10
Die nur der reinen Seele schaden.“

     So spricht, gleich einem Pater,
     Der würd’ge Vater!

Da sitzt zu Hause so allein
Die Frau Mama beim Lampenschein.

15
„Wie lang müht sich der Gute heute!“

Aus „Orpheus“ strömen schon die Leute.
     Wer kommt aus dem Theater?
     Es ist der Vater!

Und wieder mal harrt mit dem Tee

20
Die gute Frau, das Herz voll Weh.

Sie hofft auf ihn bei jedem Tritte;
Da endlich naht’s mit schwerem Schritte.
     Wer kommt mit einem Kater?
     Es ist der Vater!

[23]
25
Seht nur! im stillverschwieg’nen Saal

Gibt’s heut ein feines Mittagsmahl,
Drauf „meine Tante, deine Tante“,
Wer hält nicht gerne ihre Kante?
     Der eifrigste Confrater,

30
     Es ist der Vater!


In stiller Gasse wohnt ’ne Maid,
Mit Putz vertreibt sie sich die Zeit,
Doch abends zu recht später Stunde,
Da kommt zu ihr der beste Kunde, –

35
     Vielleicht auch ihr Berater, –

     Es ist der Vater!

Bald merkt’s der Sohn und denkt bei sich:
Tut das der Vater, kann’s auch ich.
So geht er hin und tut desgleichen;

40
Die Welt weiss bald von seinen Streichen.

     Voll Kummer ist Frau Mater,
     Erstaunt der Vater!

Ernst Wilh. Daudert.