Morgenfantasie
Frisch athmet des Morgens lebendiger Hauch,
Purpurisch zukt durch düstre Tannenrizen
Das junge Licht, und äugelt aus dem Strauch,
In goldnen Flammen blizen
Mit freudig melodisch gewirbeltem Lied
Begrüßen erwachende Lerchen die Sonne,
Die schon in lachender Wonne
Jugendlichschön in Auroras Umarmungen glüht.
Dein Stralenguß regnet
Erwärmend hernieder auf Anger und Au.
Wie silberfarb flittern
Die Wiesen, wie zittern
In säuselnder Kühle
Beginnen die Spiele
Der jungen Natur,
Die Zephyre kosen
Und Düfte beströmen die lachende Flur.
Wie hoch aus den Städten die Rauchwolken dampfen,
Laut wiehern, und schnauben und knirschen und strampfen
Die Rosse, die Farren,
Ins ächzende Thal.
Die Waldungen leben
Und Adler, und Falken und Habichte schweben,
Und wiegen die Flügel im blendenden Stral.
Den Frieden zu finden,
Wohin soll ich wenden
Am elenden Stab?
Die lachende Erde
Mit Jünglingsgebärde
Steig empor, o Morgenroth, und röthe
Mit purpurnem Kusse Hain und Feld,
Säusle nieder Abendroth und flöte
Sanft in Schlummer die erstorbne Welt.
Eine Todenflur,
Ach! und du o Abendroth umflötest
Meinen langen Schlummer nur.