Mormonen in der Schweiz

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Textdaten
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Autor: K. B.
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Titel: Mormonen in der Schweiz
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 46, S. 784
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1877
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[784] Mormonen in der Schweiz. Es ist Thatsache, daß in verschiedenen Cantonen sich Gemeinden der berühmten „Heiligen der letzten Tage“, wie die Mormonen sich nennen, befinden, meines Wissens im Berner Oberland eine, in Toggenburg, nicht weit von Zwingli’s bekannter Geburtsstätte, eine andere und die bedeutendste wohl in Herisau im Canton Appenzell. Ich selbst hatte Gelegenheit dieses Frühjahr einer schweizer Mormonenversammlung beizuwohnen, als gerade ein Prediger aus Utah celebrirte. In seinem Vortrage bemühte er sich, den Gläubigen aus den Verfolgungen, die seine Brüder – wie ja von jeher die Verkünder der Wahrheit – zu erdulden hätten, vorzüglich aber aus den Wundern, die sich noch täglich, wie in den ersten Christengemeinden in Utah ereigneten, die Göttlichkeit des Mormonenthums zu beweisen. Anknüpfend an die Erzählung einer wunderbaren Heilung, die der Redner selbst an seinem Sohne durch Händeauflegen bewirkt haben will, schilderte er die glücklichen Zustände im neuen Zion so verführerisch, daß es nicht Wunder nimmt, wenn schon eine Anzahl Schweizer Heimath und Familie verließen, um nach Utah auszuwandern.

Beim Abschiede hatte ich eine Broschüre erhalten: „Antworten auf Fragen in Betreff der Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“, herausgegeben von J. S. Horne in Bern. Interessant ist in diesem Heftchen besonders die mit zahlreichen Stellen der heiligen Schrift begründete Beweisführung, daß Gott die Vielehe erlaubt, ja selbst eingesetzt habe. Ich bemerke indessen zur Beruhigung, daß nach den eigenen Religionsvorschriften die praktische Ausführung der Polygamie den Mormonen nur in Utah selbst gestattet ist, da sie in jeder Hinsicht den Staatsgesetzen zu gehorchen wünschten, und auch da nur den Gottesfürchtigsten, von denen zu erwarten sei, daß sie eine zahlreiche Nachkommenschaft fromm und gläubig erziehen würden.

Leider bin ich nicht in der Lage, Angaben über die Anzahl und Verbreitung der Mormonen in der Schweiz zu machen, so viel steht indessen fest, daß die alljährlich von Utah entsandten Prediger an der Hand von zahlreich in den untern Volksclassen verbreiteten Tractätchen nicht ohne Erfolg ihr Bekehrungswerk betreiben, und mit Recht kann man schon daraus, daß eine Monatsschrift für die schweizer Mormonen, „Der Stern“ aus dem obengenannten Verlage neben dem guten Absatze von verschiedenen anderen Schriften über Mormonismus schon seit einigen Jahren fortbesteht, auf zahlreiche Anhänger schließen. Man muß hoffen, daß es über kurz oder lang gelingen wird, Sicheres hierüber festzustellen und nötigenfalls dieser Lehre mit ihren verderblichen socialistischen und unmoralischen Grundsätzen schon jetzt im Entstehen entgegenzutreten.
K. B.