Napoleons Aufenthalt in Moskau

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Textdaten
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Autor: Dionys Davuidof
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Titel: Napoleons Aufenthalt in Moskau
Untertitel:
aus: Das Ausland, Nr. 114 S. 456
Herausgeber: Eberhard L. Schuhkrafft
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scans bei Commons
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Napoleons Aufenthalt in Moskau.


Raybor triokh stateï etc. Prüfung dreier Stellen in Napoleons Memoiren, von Dionys Davuidof. Moskau 1826. 8. (in russischer und französischer Sprache).

Der Verfasser dieser Schrift, der zu Anfang des russischen Feldzugs eine Escadron Husaren befehligte, war der erste, der in Rußland die Idee zu jenem Parteigängerkriege gab, welche auf dem Rückzuge von Moskau soviel dazu beitrug, den Schrecken dieses Zuges zu vermehren. Im Jahr 1815 wurde Davuidof zum General-Major ernannt. Unter den Stellen, die er bestreitet, ist diejenige die bemerkenswertheste, welche den Aufenthalt Napoleons in Moskau betrifft.

Davuidof sagt: „Der Aufenthalt der französischen Armee in Moskau dauerte 34 Tage, und nicht, wie es in Napolens Memoiren heißt, blos 20. Napoleon zog am 2 September daselbst ein, und verließ die Stadt erst am 7 October. Dieser Umstand ist sehr wichtig, denn in jene 14 Tage fällt der Waffenstillstand von Taroutino, der einen so unmittelbaren Einfluß auf das Schicksal der französischen Armee hatte. Hätten die Franzosen Moskau 14 Tage früher verlassen, so hätte keiner der Entwürfe des russischen Marschalls zur Reife kommen können. Die russische Armee hätte keine Zeit gehabt, sich mit den von Fürst Labanof zusammengezogenen Truppen zu verstärken; die Rekruten und die jungen in die Linienregimenter eingetheilten Soldaten wären noch nicht gehörig exercirt gewesen; man hätte die Verstärkung der 24 donischen Kosakenregimenter noch nicht erhalten gehabt, die, vereinigt mit denen, welche das russische Heer bereits besaß, mehr als 20,000 Mann leichter Cavallerie bildeten, die den Franzosen auf dem Rückzuge soviel Schaden zufügten; die Begeisterung der Russen wäre noch nicht durch den Sieg vom 6 October aufgeregt gewesen; endlich wäre für das französische Heer nicht nur keine Hungersnoth eingetreten, sondern es hätte auch den Weg von Moskau nach Smolensk auf guten Straßen und zu guter Jahreszeit zurückgelegt, da der Herbst außergewöhnlich warm war, die eigentliche Kälte hingegen erst mit dem 22 October begann, und die Franzosen unter den Mauern von Viazma überraschte.“

Diese Verlängerung des Aufenthals in Moskau, nebst den verderblichen Folgen, die sich daran knüpften, kann wohl, selbst nach dem Zeugniß der französischen Schriftsteller, nicht mehr bestritten werden. Davuidof zeigt bei dieser Schrift alle jene Würde, und jenen Anstand, den man von seinem militärischen Verdienst sowohl, als von seinem Geist und seinem Talent erwarten durfte [1]Selbst Soldat, achtet er (dieß sind seine Worte) den Ruhm des ersten Kriegers aller Jahrhunderte, und das Andenken dessen, den nur Undank und Feigheit verläumden und verlästern konnten.


  1. Davuidof ist zugleich einer der geschäztesten Dichter Rußlands.