Naturwissenschaftlicher Seehandel, oder: Der Ocean auf dem Tische noch einmal

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Titel: Naturwissenschaftlicher Seehandel, oder: Der Ocean auf dem Tische noch einmal
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aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 41-44
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1857
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Naturwissenschaftlicher Seehandel,
oder:
Der Ocean auf dem Tische noch einmal.

Der Ocean auf dem Tische,“ welchen wir einst schilderten[1] und der in Deutschland allenthalben und sogar in Asien u. s. w. so viele Liebhaber fand, ist jetzt in England nicht nur eine allgemeine Staatszimmer-Decoration, sondern auch ein in vielen, stets sich mehrenden Läden feil gebotener Industrie- und Handelsartikel geworden. Damals wußten wir auf viele Anfragen und Bestellungen keine sichere Antwort zu geben, da wir nicht das Risiko übernehmen konnten, aus unbestimmten, fernen, theueren Quellen Deutschland unter Meerwasser zu setzen, und den Transport wunderbarer, zarter, vegetabilischer, besonders vegetabilisch-animalischer Gebilde auf unser Gewissen zu nehmen. Jetzt ist das etwas Anderes. Man verschickt alle Tage lebensvolle kleine Oceane mit der Eisenbahn, und kann auch Deutschland damit versorgen. Wer sich einen mit Pflanzen, Thierpflanzen und Thieren belebten Ocean anschaffen will, den verweisen wir auf die Bedingungen und Vorsichtsmaßregeln, in einer der früheren Nummern der Gartenlaube zusammengestellt[2] und auf diesen Artikel.

Das Hauptoceangeschäft Londons ist das von Mr. W. Alford-Lloyd, 19 und 20 Portland Road, Regents Park, wo alle möglichen Aquarien, lebendige Seethiere, Seegewächse und sonstige Materialien zum lebendigen Studium der Meeresnaturgeschichte vorräthig und feil geboten werden, im Durchschnitt 15,000 [42] Exemplare und Species von Gewächsen und Thieren des Meeres, Vertreter von mehr als 200 Gattungen. Die für sie gefüllten Tischoceane zwischen Spiegelglasplatten enthalten mehr als 1000 Gallonen Seewasser. Sie werden von einer Anzahl eigens dazu eingeübter Fänger von verschiedenen Gestaden aus immer wieder frisch versorgt, so daß durch den Absatz kein Mangel entsteht. Bereits leben viele Hunderte von Menschen blos von diesen schönen neuen Schätzen aus dem Meere, das überhaupt Ernten liefert, fruchtbar und ergiebig, wie kaum eine zu Lande. Von diesen Schnittern des Meeres sprechen wir ein andermal.

Die Marinefauna und Flora Lloyds ist bis jetzt die reichste und vollständigste und bietet selbst Bewohnern des Meeresstrandes, die sich leicht selbst einen Ocean auf dem Tische beleben könnten, große Vortheile, da nicht nur die größte Auswahl von allerhand nöthigen und bequemen Bestandtheilen und Hülfsmitteln geboten wird, sondern auch die Laien (und wir sind es noch ziemlich alle) die nöthige Belehrung und solche Arten von Thieren und Gewächsen zusammengestellt erhalten, die zu einander passen und den gläsernen Käfig vertragen können.

Die Entdeckung einer Methode, Seewasser künstlich nachzumachen, die wir ebenfalls in einer früheren Nummer der Gartenlaube[3] mittheilten, gibt nun in Verbindung mit diesem schönen, neuen „Seehandel“ Jedem leichte Gelegenheit, die Naturgeschichte der Meerestiefe aus lebendiger Quelle zu studiren, und nicht nur sein Zimmer auf die neueste und nobelste Weise zu schmücken, sondern sich auch täglich Genüsse zu verschaffen, die früher allgemein verschlossen waren.

See-Aquarium mit See-Anemonen, Seesternen etc.


Wir können übrigens nicht umhin, zu bemerken, daß das künstliche, mit der größten chemischen Genauigkeit componirte Seewasser nach den Erfahrungen des Direktors der Zoophytenhäuser im zoologischen Garten des Regents-Parkes zu London, auch wenn die chemische Analyse nicht den geringsten Unterschied von dem natürlichen entdecken kann, sich nie als wohlthätig für Thiere und Pflanzen erwies. Sie halten sich wohl darin selbst ziemlich lange, gedeihen aber nicht, wachsen nicht, sondern verschrumpfen in der Regel mit der Zeit, während sie im natürlichen Seewasser sich vermehren, wachsen und frischer zeigen. Dies ist zugleich wieder ein Beispiel, daß die Natur auch für den feinsten Chemiker noch ihre Geheimnisse hat. Wir können auch auf chemischem Wege nicht den „Odem Gottes,“ nicht das Geheimniß der Lebensfreude in unser wissenschaftliches Seewasser hauchen.

Bei den jetzigen Kommunikationsmitteln wird es daher rathsam und im Ganzen nicht kostbar sein, sich in Hafenstädten Lieferanten natürlichen Seewassers zu verschaffen. Die Ausgabe ist nicht oft nöthig, da man selbst im Zoophytenhause zu London schon ganzer siebzehn Monate in einigen Aquarien das Wasser nicht erneuert hat, ohne den darin lebenden Gebilden zu schaden. Das Wasser hält sich also lange, vorausgesetzt, daß es lebenskräftig erhalten, ventilirt und mit Sauerstoffquellen versorgt wird.

Für Herren von „Seen im Glase“ wird es von Interesse sein, zu erfahren, daß in dem Etablissement Lloyd’s auch solche Süßwassergeschöpfe gehalten und verkauft werden, die selten oder nie lebendig gesehen und beobachtet werden konnten, und daß Aquarien oder vielmehr Wasserpflanzen-Treibhäuser seltene Farren, Lichenen und Moose und noch seltenere amphibische Pflanzen und Thiere zum Beobachten und Studiren in ihrem geheimnißvollen Wachsen und Bewegen bieten.

Entwurf zu einem See-Aquarium.

In Bezug auf die Wasserbehälter Lloyd’s bemerken wir, daß sie nicht blos im Allgemeinen zur beliebigen Aufnahme von Pflanzen und Thieren, sondern mit Rücksicht auf Bedingungen des Lichts, der Brechung, Stärke und Richtung desselben, des Wasserdruckes, der Tiefe u. s. w., für bestimmte Gattungen von Pflanzen und Thieren construirt werden. Man hat dabei theuere Erfahrungen und Studien der Thiere in ihren natürlichen Zuständen zu Grunde gelegt. Nur die äußerlichen Formen und Arrangements sind für Zwecke der Dekoration und Schönheit eingerichtet, so daß die Aquarien zu anmuthigen Zimmerverzierungen werden. Wer hier die Schönheit und Pracht hoch anschlägt und die Mittel nicht scheut, kann erstaunliche Prachtwerke bekommen, welche jeden andern Luxus im prächtigsten Saale verdunkeln. Es gibt drei Stockwerk hohe Oceane mit Springbrunnen, beweglich auf kostbaren Ständern und strahlend in goldenen Kanten. Doch nichts geht über die Strahlen der Sonne, die ihre Seesterne und Thierblumen unten mit allen Farben des Regenbogens umspielt und über das freudige Aufperlen von Lebenslust aus grauen und rothen Geweben und Haufen von Seegewächsen.

Endlich findet man in Lloyd’s Etablissement alle möglichen wissenschaftlichen Werke, Zeitschriften und Abbildungen, die sich auf die betreffenden Zweige der Naturwissenschaft beziehen, so daß man sich theoretisch und praktisch Raths erholen kann.

Die Preise der verschiedenen originellen Verkaufsartikel sind sehr elastisch: für grüne Seegewächse von 4 zu 8 Pence, rothe 6 bis 12, Zoophyten (Madreporen) 1 bis 2 Schillinge, See-Anemonen 6 Pence bis 7 Schillinge für’s Stück, für nackte und behaus’te Hydroiden 6 bis 12 Pence, Sternenfische und in Thürmchen wohnende Meerwürmer 6 Pence bis 2 Schillinge 6 Pence, Crustaceen 6 bis 18 [43] Pence, Barnaclen 6 bis 12, Polyzoa ebenso, Mollusken von 6 Pence für’s Dutzend bis 18 Pence für’s Stück, entsprechende Fische von 6 Pence bis 2 Schillinge.

Im Allgemeinen kann man also annehmen, daß etwa jeder Bewohner des künstlichen Oceans auf dem Tische durchschnittlich 10 Sgr. kosten würde. Rechnet man hierzu die Preise von Behältern 1 bis 21 Pfund für’s Stück und die Fracht für Uebersendung (wenn man es nicht vorzieht, Letztere zu Hause machen zu lassen), kann man sich ungefähr berechnen, wie viel man wohl für eine solche neue, noble Bereicherung seiner Studien und Freuden würde anlegen müssen. Die größten Behälter, durchaus von Spiegelglas, für 21 Pfund sind 6 Fuß lang, 3 Fuß breit und 2 Fuß 6 Zoll tief. Von da fallen sie in der Größe und im Preise bis zu 1 Pfund und sind dann 1 Fuß 4 Zoll lang, 91/2 Zoll breit und 9 Zoll tief. Die praktische Hauptform derselben ist dieselbe, wie wir eins in Abbildung beifügen. Außerdem gibt es achtkantige, runde und noch andere Formen für den verschiedenen Geschmack von Liebhabern, dazu „trocknes Seewasser“ d. h. Pfundpackete der nöthigen Bestandtheile dazu à 1 Schilling, hinreichend für etwa 3 Gallonen Seewasser, Mikroskope, Linsen, Marington’s Mikroskop zum Studium der lebendigen Seethiere u. s. w. in ihrem Elemente (à 32 Thaler), Tropfgläser zur Lüftung des Wassers, ebenso Spritzen, Röhren und Löffel, Guttapercha-Heber, Steinkrüge, eingeflochten, zur Versendung von Thieren in Seewasser, kurz alle Werkzeuge, die zur Haltung und Pflege eines Marine-Aquariums gehören.

Die bekleidete Anemone.

Summa Summarum würden in Deutschland etwa 50 Thlr. dazu gehören, um sich ein gutes, wohlassortirtes, mittelgroßes Aquarium der Art auf den Tisch zu setzen oder auf einen eigenen Ständer, den man sich übrigens in Deutschland selbst billiger und geschmackvoller herstellen kann, eben so den Glasbehälter. Zur Modellirung eines Ständers und Glasbehälters eignen sich Felsen, Wasserpflanzen, Schilfe u. s. w. Man könnte sich den Ständer so formiren, daß es scheint, als würde der gläsern ewigverschlossene Ocean von bewachsenen Felsen und Wasserpflanzen getragen. Diese lassen sich von Blech sehr gut treiben und mit entsprechenden Farben lackiren. Ein bloßes hölzernes gehobeltes und gedrechseltes Tischbein für solche Zwecke, wie man’s in England hat, sieht immer geschmacklos aus.

Man hat übrigens auch hier angefangen, nach besseren Modellen zu arbeiten, z. B. nach folgendem: einem sechsseitigen Aquarium auf einem Schilffuße und einer Krone für entsprechende Blumen und Pflanzen und einem Einsatze für Aufnahme von Wasser- und halbaquatischen Gewächsen. Man sieht hier wenigstens, welche Schönheit und seltenen Gebilde der Natur sich in und an Aquarien mitten in unserem Zimmer acclimatisiren, verdichten und zu einer unerschöpflichen Quelle der interessantesten Studien und Genüsse vereinigen lassen.

Schlangenhaarige See-Anemone. Drei Species von Seesternen.
Rhodomela subfusca.

Uebrigens wird die neue, aus dem Meere steigende Industrie und der Handel damit sich wohl auch in deutschen Hafenstädten mit der Zeit ansiedeln und die Konkurrenz die Preise so civil machen, daß es mit Ernst und wirklichem Interesse jedem anständigen Menschen leichter wird, sich ein solches Aquarium, als einen neuen Rock anzuschaffen. In London gibt es schon ein paar Dutzend Geschäfte, die in Billigkeit der Preise um den Vorrang kämpfen. Unter solchen Verhältnissen kann es Schreiber dieser Zeilen[4] schon mit gutem Gewissen übernehmen, Personen und wissenschaftlichen Instituten, denen es auf möglichst rasche Anschaffung eines Oceans im Zimmer ankommt, seine Hülfe und Vermittelung anzubieten, wenn sie es nicht vorziehen wollen, sich an den Eigenthümer des vorher erwähnten Hauptgeschäfts oder an Mr. Smith, 164 Johnstreet Road oder Mr. Bohn, Essexstreet, Strand, unmittelbar selbst zu wenden.

Die neue, auf die Oberfläche des Tages und mitten in unser bequemes Zimmer heraufbeschworne lebensvolle Wunderwelt der Tiefe verdient schon ein kleines Opfer, welches sicherlich die reichsten Zinsen wissenschaftlicher Freude tragen wird. Ich studire und genieße diese wunderbaren Gebilde nun schon seit länger als einem [44] Jahre, so oft ich irgend eine Stunde für den zoologischen Garten oder eine Privatsammlung erübrigen kann, und sie erscheinen mir immer wieder neu, immer wunderbarer, geheimnißvoller, bezaubernder in ihrer Metamorphosen- und farbenreichen Doppelnatur von Pflanze und Thier. Auch die Gebilde, welche losgelöst von dem Boden, als animalische Formen gelten, weichen so sehr von den Geschöpfen süßer Wasser ab, daß sie schwimmend, kriechend, sich windend und schlängelnd in ihrem ungestörten Leben als Beute oder Beutemacher, in ihrer List und Vorsicht, den im blumigen Scheine der Unschuld lauernden Zoophyten-Armen zu entgehen u. s. w. immer interessant bleiben und nie langweilig werden, eine Tugend, die man oft den besten Menschen absprechen oder wenigstens etwas stärker wünschen muß. Und mit welcher Wonne weidet sich das Auge auf den sammetnen Wiesen, welche die Felsen des durchsichtigen, durchsonnten, mit lebendigen Thierblumen besternten Miniatur-Meeres überteppichen! Die feinsten, grünen, cocongewebten Hauche von Ulven, Enteromorphen und Cladophoren streben empor, dazwischen strahlen rosig und sanguinisch eßbare Iridäen, Delesserien, Corallinen, Rhodomelen und Gracillarien und steigen saftig aus dem Grunde stolze Blätter und Blüthen hoch über den kleinen, blanken Meeresspiegel empor. Sternenfische scheinen und glitzern farbenspielig zur Sonne empor, die schneeigen Baumkronen der Anemonen erröthen rosig und aurorafarben, übergolden sich und wechseln die Farbe öfter, wie ein gewisser Bürgermeister 1848. Kleine, arme Ritter stecken ihre Trompeten oben zum Thurme heraus und blühen die zartesten Hauche von Farbentönen, die bei der leisesten Berührung wie ein Blitz verschwinden und das Insekt, das ihre zarten Hauche von Fangfäden berührte, mit in ihren Thurm hineinziehen.

Die dicken, lebendigen, weidenartigen Baumkronen der Edwardsia vestita, einer erst neuerdings entdeckten See-Anemone, starren wie Speere in der Sonne und manches unvorsichtige Geschöpfchen stürzt sich mitten in seiner Lebensfreude dazwischen, ohne Arnold-Winkelried’sche Absichten, und verschwindet im Nu mit allen den zahllosen Spießen und Speeren im Stamme. Die schlangenhaarige Anemone, Actinia anguicoma, läßt ihre lebendigen, räuberischen Haare und Hände wie todt hängen, um die lustig umherschießende Garneele (Shrimp, die alle Tage hundertzentnerweise in England zum Thee gegessen werden) desto sicherer zu machen und im Nu mit hundert Schlangenumarmungen in ihren Stumpf und Stamm hineinzuwürgen. Ich berührte einmal das Schlangenhaupt einer solchen Actinia mit einem Stäbchen, das sie mir sofort aus der Hand riß. Nur mit der größten Schwierigkeit gelang es mir, das unverdauliche Stäbchen aus ihren hundert Armen und Zähnen herauszuwickeln. Arme und Zähne, Haare und Hände, Kopf und Magen, alle diese Ausdrücke passen für die sonderbaren Glieder dieser wunderlichen Launen und Träume der Natur zwischen den Grenzen animalischer und vegetabilischer Gebilde; aber sie passen deshalb auch nicht, weil diese Ausdrücke einen animalischen Organismus voraussetzen. Spricht man dagegen von Stamm, Wurzel, Zweig u. s. w., sind dies auch wieder hinkende Vergleiche, da diese sonderbaren Thierpflanzen eben lebendig thierische sind. Die speciellen Kunstausdrücke der Zoophytologen sind aber ohne gelehrten Commentar noch unverständlicher, so daß wir der Kürze wegen vorläufig nur der Anschauung im Allgemeinen zu Hülfe kommen wollen. Wir finden daher einige der Creaturen des abgebildeten Aquariums noch besonders und deutlicher mit Holzschnitt eingedruckt, zunächst die Edwardsia vestita, die „bekleidete“ Anemone, welche indessen ihr Kleid, wie ein einziges Paar Hosen oder wie einen Sack hat fallen lassen, um weidenbaumartig rasch heraus zu wachsen und mit ihren schieferartigen, farbenspielenden Tentakeln jedes beliebige damit in Berührung kommende Thierchen hangend einzuschließen, sich damit in den Stamm hineinzuziehen und verschlossen zu bleiben, bis das Verdauungsgeschäft abgemacht ist und neuer Appetit die Räuberspeere aussendet, ihn zu befriedigen. In Zeiten großer Gefahr verschwindet oft nicht nur die Krone, sondern auch der Stamm und steckt sich in den Sack unten, der über dem Kopfe zugebunden wird und mit seiner gepanzerten Außenseite, wie eine Festung, jedem Angriffe trotzt. Auch denkt kein Raubthier unten so leicht an einen Angriff gegen einen so harten, unscheinbaren Klumpen, als welcher das Geschöpf jetzt erscheint, da Niemand vermuthet, was für Schönheit und Fülle sich darin verstecke.

Auf der andern Abbildung sehen wir oben rechts die schlangenhaarige Actinia anguicoma mit ihren perlenweißen, hängenden Tentakeln, baumstammartigem Körper von blasser Orangefarbe und den kleinen, noch helleren Tuberkeln daran. Links darunter hat sich ein Seestern (Goniaster equestris) mit Scharlachgrundfarbe und blaßgelben Punkten und Lichtern entfaltet, der in Zeiten der Gefahr sich zu einem farblosen Klümpchen zusammenwickelt. Die Thierblume unten rechts ist ein Sternfisch anderer Art, Palmysses membranaceus, blaß strohgelb mit purpurrother Stickerei auf seiner Oberfläche. Links daneben ist die stark fünfstrahlige Cribella oculata in der Mitte von tiefer Rosenfarbe, nach den Enden abnehmend und bis zum Weiß verschwindend. Oben links ein Echinus miliaris, im Hintergrunde darüber Zweige des maritimen Baumes Rhodomela subfusca mit rother Grundfarbe und rothen Farbentönen in seinen arabeskenartigen Zweigen.

Dieser in Holz geschnittene Blick in die heraufbeschworene oceanische Unterwelt gelte jetzt zugleich als Scheideblick dieses Artikels und als aufmunternder Wink zu Versuchen, ihn aus seinen hölzernen Banden zu flüssigem, dauerndem Leben im Putzzimmer zu erlösen, wo er mehr Genuß gewähren mag, als die todten, koketten Schätze von Tassen und Silbergeräthen im Schranke mit Spiegelwänden, welche durch Wiederschein noch einmal so viel dazu lügen sollen.



  1. Vgl. Gartenl. 1855. Nr. 4. 28. 38.
  2. Vgl. Gartenl. 1855. Nr. 28.
  3. Vgl. Gartenl. 1855. Nr. 28.
  4. Adresse durch die Verlagshandlung der Gartenlaube zu erfahren.