Neuere Literatur zur Geschichte Englands seit dem 16. Jahrhundert (DZfG Bd. 6)
Ein Rückblick auf die wichtigeren Erscheinungen der Literatur über Englands neuere Geschichte muss sich zuförderst auf die unentbehrliche Sammlung der State Papers lenken. Im Jahre 1890 war die Vermehrung derselben eine weniger durch Zahl der Bände, als durch Gewicht ihres Inhalts ganz ansehnliche. Die Domestic Series ist um die Papiere von 1645 auf 1646, durch Hamilton edirt, bereichert worden[1]: sie enthalten neue Aufschlüsse über den Lauf der Kriegsereignisse, wie über das Bestreben Karl’s I. und seiner Gemahlin, welche gegen die puritanische Armee auswärtige Hilfsvölker aufbieten wollten. – Einen andern Beitrag zur Geschichte der puritanischen Revolution lieferte M. A. Green, die Herausgeberin der Papiere des Comités für Geldvorschüsse im langen Parlament: sie hat nun die Papiere der Commission, welche mit royalistischen Delinquenten behufs ihrer Freisprechung um Geld zu verhandeln hatte, erscheinen lassen[2]. Zusammengehalten mit Green’s früherer Publication bietet uns diese neue wohl das ganze zur Zeit vorräthige Material, das in die finanzielle Gebahrung der Revolution Einsicht gewährt. – Die constitutionellen Urkunden, welche auf den Gang der Revolution Bezug haben, liegen jetzt in einem Bande vereinigt vor: der Name des Herausgebers, S. R. Gardiner bürgt für die Vortrefflichkeit der Edition[3]. – In der Colonial-Series hat Sainsbury die auf Amerika [106] und Westindien bezüglichen Staatspapiere fortgesetzt und vom Jahre 1669 bis 1674 geführt[4]: sie enthalten schätzenswerthe, auch nach Bancroft ins Gewicht fallende Beiträge zur Colonialgeschichte, und das zu einer der wichtigsten Epochen derselben. – Eine neue selbständige Serie der State Papers scheint mit Publication der Register des geheimen Rathes aus den Jahren 1542–1547 eröffnet zu sein[5]: sie stellen nun ausser Zweifel, dass Heinrich VIII. gegen Schluss seiner Regierung sich ganz entschieden der protestantischen Seite zuneigte. – Aus Rawdon Brown’s Nachlass hat G. C. Bentinck einen 7. Band Venetianischer Staatspapiere, die Jahre 1558–1580 umfassend, erscheinen lassen[6]. – Die neue Folge der zur Veröffentlichung gelangenden Staatsprocesse umfasst in einem zweiten Bande die während der Jahre 1823–1831 vorgekommenen Fälle[7]. Der wichtigste darunter ist wohl der O’Connell’s; ausserdem stossen wir auf vier Libellprocesse, deren seltsamster die Drucklegung von Byron’s Vision of Judgment durch John Hunt betrifft. – Eine andere wichtige Sammlung von Staatspapieren ist Referenten lediglich aus der Besprechung in der Academy, Aug. 2, 1890 (n. 952) bekannt[8]. Sie bezieht sich, in Calcutta erscheinend, auf die Regierung Ostindiens unter Warren Hastings, über dessen Thätigkeit sie zum Theile ganz neue Aufschlüsse bringen soll.
Die Zeit der Herrschaft des Tudorgeschlechtes betreffend wäre in erster Linie der Abschluss von Bagwell’s Werk über die Irische Geschichte jener Tage zu erwähnen. Der ausgegebene 3. Band[9] umfasst die letzten zweieinhalb Jahrzehnte der Tudorzeit und ist durch die gleichen Vorzüge wie die früheren Bände ausgezeichnet. Die Unparteilichkeit, die ebenso umfassende, als tiefgehende Sachkenntniss des Verfassers lassen die unvermeidlichen Fehler, in die er verfallen ist, als leicht und nebensächlich erscheinen. – Ueber Kirche und Staat unter den Tudors liegt ein Buch von Gilbert Child vor[10]: es [107] enthält 281 Seiten Text und 146 Seiten Documente. Die Auswahl der letzteren ist als eine glückliche zu bezeichnen; die Verwerthung derselben zum Zwecke der ihnen vorausgeschickten Darstellung ist es nicht immer. Am bedenklichsten geht des Verfassers Einleitung, welche die Beziehungen zwischen Staat und Kirche vor der Reformation erörtert, in die Irre. Dagegen ist seine Auffassung der Tudorzeit eine im ganzen correcte, wie auch im einzelnen selten anfechtbare. – Die seit Milton’s Zeit oft ventilirte Frage nach Entstehung und Quellen des Common Prayer Book der Staatskirche wird vielleicht zur Ruhe gebracht sein dank den kürzlich veröffentlichten Arbeiten zweier Katholiken, Gasquet und Bishop[11][WS 1]. Wie freilich schon ehedem feststand, aber nicht so unzweifelhaft klar bewiesen wurde, hat Cranmer bei Abfassung des Comm. Pr. B. doch zumeist katholische Muster zu Grunde gelegt, in erster Linie das Brevier des Cardinals Quignon. Die Verfasser bringen jedoch zur Evidenz, dass er sich nicht sklavisch an seine Originale gehalten habe und die schönsten Bestandtheile des Gemeinen Gebetbuchs in der That seinem ebenso kritischen, als in sprachlichen Dingen feinfühligen Verfahren zu danken sind. – Einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Renaissance und Reformation gibt Hume Brown mit einer Biographie Georg Buchanan’s[12], des heftigen Gegners der Maria Stuart, dem ihr Sohn seine gelehrte Erziehung zu verdanken hat. Der Verfasser hat die Gestalt seines Helden und dessen zum Theile abenteuerlichen Lebenslauf in ein klares Licht gestellt; man wird vom parteiischen Standpunkt aus, wie ihn die jüngsten Vertheidiger der Maria Stuart einnehmen, den Ausführungen H. Brown’s gar manches, aber vom Standpunkt einer nüchternen Kritik sehr wenig entgegensetzen können. – Die gleichzeitigen Aussagen über den bittern Streit, der im Schoosse der Englischen Katholiken während der letzten Jahre von Elisabeth’s Regierung ausgebrochen ist, hat Th. G. Law gesammelt[13]: er sendet seinen Actenstücken eine sehr gelungene Einleitung voraus, welche Ursprung wie Verlauf dieses Streites bei aller Knappheit der Darstellung aufs deutlichste hervorkehrt.
Ueber die Misshandlung der Arabella Stuart durch Jakob I. verbreitet sich ein von einer Dame geschriebenes Buch, welches das Leben Arabella’s zum Gegenstand hat[14]. Die Verfasserin hat neues [108] Material zur Beleuchtung des Falles herangezogen und lässt keine Entschuldigungsgründe für des Königs Betragen gelten. Sie mag in dieser Richtung etwas zu weit gegangen sein und die augenblickliche politische Lage, die sich für Jakob derzeit bedenklich anliess, nicht in Rechnung gezogen haben. Allein der Hauptsache nach hat Verfasserin ohne Frage Recht: was immer eine dem Könige günstige Geschichtsschreibung vorbringen mag, das Urtheil Hallam’s steht dessfalls noch heute unerschüttert fest; es lautet (Constit. Hist. I, ch. 6): „Die Behandlung Arabella’s zählt zu den grausamsten Massregeln des Despotismus, auch wenn sie nicht eine grobe Verletzung des Englischen Rechtes wäre.“ – Ein Buch über die Stuart-Dynastie gibt Aufschlüsse über den Versuch des Sohnes Jakob’s II., die Krone dem Hause Hannover im Jahre 1715 zu entreissen[15]. Der Verfasser konnte mit Erlaubniss der Königin einen Theil der in Windsor befindlichen Stuart Papers veröffentlichen, insbesondere Briefe des Prätendenten, des Herzogs von Berwick und Bolingbroke’s. Der Charakter dieser drei Persönlichkeiten, wie er gemeiniglich aufgefasst wird, tritt aus dieser ihrer Correspondenz scharf und deutlich hervor: was wir von ihnen wissen, wird im einzelnen vielleicht näher präcisirt, aber grundsätzlich neuerdings bestätigt.
Eines der interessantesten Capitel Irischer Geschichte bezieht sich auf die Universität Dublin, von deren historischer Entwicklung J. W. Stubbs (nicht zu verwechseln mit seinem berühmten Namensvetter, Bischof Will. Stubbs) eine Darstellung liefert[16]. Das Buch entbehrt nicht werthvollen, theilweise bisher unbekannten Materials. Allein die Verarbeitung lässt manches zu wünschen und ein vollständiges Bild des Universitätslebens bietet sie nicht. – Fast ausschliesslich auf Irische Geschichte hat die Correspondenz zwischen Pitt und dem Herzog von Rutland Bezug, die ehedem nicht in den Buchhandel gekommen war, jetzt aber in einer neuen allgemein zugänglichen Ausgabe vorliegt[17]. Vorwiegend die Frage der Handelsunion zwischen Irland und England lässt sich auf Grund dieses Briefwechsels ins Detail verfolgen.
Lord Chesterfield’s einst vielgelesenen Briefen an seinen natürlichen Sohn wurden jetzt die Schreiben angereiht, die er an sein Pathenkind [109] Philipp, den legitimen Erben seines Namens, gerichtet hat[18]. Sie sind in einer ausserordentlich luxuriösen Ausgabe erschienen und zeigen den berühmten Verfasser eben nicht von einer andern Seite; enthalten aber werthvolle Mittheilungen sowohl über die geistigen Bestrebungen der Zeit, als auch über hervorragende Persönlichkeiten derselben, wie z. B. Bolingbroke’s, des ältern Pitt, Garrik’s und anderer.
Mit den jüngst erschienenen Bänden 7 und 8 ist Lecky’s classisches Werk zum Schlusse gelangt[19]. Wie in den frühern Bänden gönnt Verfasser auch den Gegnern seiner Ansichten das Wort und verhüllt keine der Thatsachen, die seinen Schlussfolgerungen widersprechen oder zu widersprechen scheinen. Abgesehen von der höchst gediegenen Auffassung, die im ganzen Verlauf seiner Arbeit ihm kaum jemals versagte, hat er diesmal auch unbenützte Quellen erschlossen und aus denselben mit voller Hand geschöpft. Die von Referent in einem früheren Berichte (Bd. 1 S. 460) geäusserte Klage, dass die Deutsche Uebersetzung des Lecky’schen Buches mit dem 4. Bd. ins Stocken gerathen ist, wäre hier verstärkt zu wiederholen.
Zur Geschichte der actuellen Wirksamkeit des Parlamentarismus in England ist das Buch von Todd, dessen 2. Bd. erschienen ist[20], auch nach Gneist’s bahnbrechenden Arbeiten in diesem Fache von vorspringender Wichtigkeit. Für diejenigen, welche die Geschäftsordnung und deren Anwendung, wie überhaupt die Functionen des Englischen Parlaments oder die organischen, von den festländischen so grundverschiedenen Einrichtungen des Englischen Staates genau kennen lernen wollen, bildet Todd einen niemals seinen Dienst versagenden Führer.
Ein Leben Lord Beaconsfield’s verdanken wir der Feder keines geringeren als Froude[21]. Es ist in der anregenden Art erzählt, welche diesem durch Formvollendung ausgezeichneten Historiker eigen ist. Dabei geht es aber in die Tiefe, unter Benützung handschriftlichen, wohl nur den wenigsten zugänglichen Materials.
Die seit einigen Jahren in England aufgekommene Mode, historische Einzeldarstellungen, sofern sie sich auf eine bestimmte Kategorie von Ereignissen oder Persönlichkeiten beziehen, in allmählig erscheinenden Serien zu verbinden, war und ist vom besten Erfolge. Serie [110] reiht sich an Serie, ein Band dieser volksthümlich gehaltenen Monographien folgt auf den andern. Da ist zuerst die Serie: „Geschichte der Nationen“, welche von J. Mackintosh um eine Geschichte Schottlands von frühester Zeit bis auf die Gegenwart vermehrt wurde[22]. Ohne auf durchaus selbständigen Forschungen zu beruhen, ist dies Buch doch mehr als eine Compilation. Verfasser weiss das Legendarische, das in Schottischen Geschichten eine so grosse Rolle spielt, genau von streng Geschichtlichem zu sondern, und bei der Würdigung hervorragender Personen, von Knox und Oliv. Cromwell angefangen bis auf Sir Robert Peel hält er sich an Thatsachen, die er geschickt zu gruppiren versteht.
In der bei Putnam erscheinenden Serie „Helden der Völker“, wird uns von Clark Russel das Leben Nelson’s geboten[23]. An die vielgelesene und, was Kunst der Darstellung betrifft, unerreichte Nelson-Biographie von Southey reicht Clark Russel’s Buch nicht. Allein es entschädigt dafür durch emsigen Fleiss in Auffindung und Aufhellung des Thatsächlichen, durch sorgfältige Ausmalung der Schlachtenbilder. Minder gelungen sind die politischen Parthien, wie uns denn über Nelson’s Betragen in Neapel nur wenig orientirende Mittheilungen gegeben werden. Die typographische Ausstattung des Buches ist eine vorzügliche. Ein anderes Leben Nelson’s, eben erst selbständig, nicht in Serienfolge erschienen[24], gründet sich auf die eigenen Depeschen des berühmten Seemanns und andere gleichzeitige Schriftstücke, wie auch auf die anschaulich gehaltenen Schilderungen, die der Franzose de la Gravière von den Seeschlachten der Zeit gegeben hat. Es ist ein gediegenes Werk, das den Thatsachen in objectiver Weise gerecht wird und die Laufbahn seines Helden klar und voll zur Erscheinung bringt.
Die Macmillan’sche „Staatsmänner“-Serie brachte im J. 1888 einen Wolsey von Creighton und im Jahre 1889 einen Walpole von John Morley[25]: beides gleich ausgezeichnete Leistungen, die aus erster Quelle geschöpfte Erkenntniss in populärer Form bringen. Als gemeinsamen, aber einzigen Fehler derselben dürfte man hervorheben, dass sowohl Creighton als auch Morley in ihrer Vorliebe für die von [111] ihnen behandelten Staatsmänner etwas zu weit gehen und die unleugbaren Schwächen Wolsey’s wie Walpole’s nicht ganz ins klare setzen.
In der gleichfalls Macmillan’schen Serie von „Englischen Männern der That“ erzählt Stebbing das Leben Mordaunt’s Lord Peterborough’s[26]. Seine Schilderung dieses merkwürdigen Charakters stimmt mit Noorden’s Darstellung (Europäische Geschichte im 18. Jahrhundert II, 204 ff.) überein. Gleich dem Deutschen Forscher vindicirt Stebbing dem Lord Peterborough den Ruhm der Einnahme Barcelona’s, der ihm zu Gunsten des Prinzen von Hessen streitig gemacht wurde. – Einem andern in Englands Geschicke ungleich tiefer eingreifenden Manne der That ist in derselben Serie ein Denkmal gesetzt: es ist der viel gerühmte und viel verleumdete Monk, dessen Biographie diesmal von Jul. Corbett geschrieben wurde[27]. Man kann nicht sagen, dass Verfasser ihn wesentlich anders auffasst, als von unbefangenen Geschichtschreibern insgemein geschieht; aber das neue Buch über Monk ist desshalb von Werth, weil es die schwersten gegen den General erhobenen Anklagen in der That entkräftet. Dabei würde es gewonnen haben, wenn Verfasser über die schlimmsten Fehler und Schwächen seines Helden nicht allzu leicht hinweggeschlüpft wäre.
Die Clarendon-Presse in Oxford lässt eine Serie: „Herrscher von Indien“ erscheinen. Zunächst ein Leben Warren Hastings’ von Trotter[28], welcher schon vor 13 Jahren eine Warren Hastings-Biographie veröffentlicht hat. Den Vergleich mit dem glanzvollen Essay, den Macaulay im Jahre 1841 über Warren Hastings publicirte, hält Trotter’s Buch freilich nicht aus. Wenn es den berühmten Whig-Historiker zuweilen an Gründlichkeit übertrifft, lässt sich doch nicht verhehlen, dass eben die Grundlinien für eine Beurtheilung Hastings’, wie Macaulay sie gezogen hat, durch das Ergebniss von Trotter’s Forschungen nicht verwischt sind. – Ebenda erschien von Malleson ein Leben des Franzosen Dupleix[29]. Darin werden die Hauptzüge jener wichtigen indischen Geschichtsepoche und der Gang der Französisch-Englischen Kämpfe um den Besitz der Halbinsel mit bestem Erfolge zusammengefasst.
Eine bei Methuen erscheinende Serie hat Englische Religionsführer zum Gegenstand. Sie bringt das Leben Cardinal Newman’s von Hutton. Der Verfasser ist Protestant, wird aber der Grösse des zum Katholiken convertirten Newman in vollem Maasse gerecht. [112] Am gelungensten sind die Theile seiner Arbeit, die sich auf Newman’s literarische Thätigkeit beziehen, dank welcher der verstorbene Cardinal den Sprachgewaltigsten Englischer Zunge anzureihen ist. – Hierbei sei erwähnt, dass für Kenntniss der höchst interessanten Persönlichkeit N.’s die eben erfolgte Veröffentlichung seines Briefwechsels von besonderer Wichtigkeit ist[30]. Ein in der That pietätloser Angriff auf Newman, vom Standpunkt anglikanischer Rechtgläubigkeit unternommen, ist jüngsthin von seinem Bruder ausgegangen[31]. Scheelsüchtig wird darin des Cardinals Aufrichtigkeit bestritten und ohne genügende Kenntniss seiner Schriften den Anschauungen desselben entgegengetreten. Man kann diese Anschauungen so wenig theilen, als Referent es thut, muss aber, wenn billig geurtheilt werden soll, der lautern Gesinnung, in der sie vertreten sind, und der seltenen Kunst, mit der sie dem Leser eingeschmeichelt werden, alle Anerkennung zollen.
Von Deutschen Publicationen zur neueren Geschichte Englands wären zu erwähnen: W. Michael’s aus archivalischen Quellen geschöpfte Habilitationsschrift über Englands Rolle bei der ersten Theilung Polens[32]; eine Abhandlung Fel. Salomon’s über Frankreichs Stellung zu einem der schottischen Aufstände[33], deren Verfasser die Sage von Richelieu’s Verbindung mit den Schotten aufs gründlichste beseitigt; ferner eine wohl nicht auf Quellenforschungen beruhende, aber bereits Erforschtes geschickt zusammenfassende Monographie über die Juden in England[34]; endlich A. Zimmermann’s S. J. confessionelle Streitschrift über Maria die Katholische[35], in der das Angedenken dieser Königin hochgepriesen und die unter ihr fortgehende grausame Ketzerverfolgung zu rechtfertigen versucht wird. – Ein bleibendes Verdienst um Quellenforschung zur politischen und Culturgeschichte Englands hat sich F. Tönnies mit einer kritischen Ausgabe von Hobbes’ Behemoth und Elements of Law erworben[36]. [113] Die Edition des Behemoth gründet er auf eine Oxforder, von Hobbes selbst durchgesehene und stellenweise corrigirte Handschrift, nach der nie zuvor gedruckte Stellen aufgenommen wurden; die Ausgabe der Elements of Law beruht auf einer Textvergleichung von fünf Handschriften des British Museum und einer zu Hardwick befindlichen. Diese Tönnies’schen Editionen bilden ein sehr werthvolles Supplement zu Molesworth’s Ausgabe der Werke von Hobbes.
Letzthin ist eine Abhandlung über eine der interessantesten Fragen aus Cromwell’s Zeit erschienen[37]: über die Englischen Bestrebungen nämlich, welche die Herstellung einer staatsrechtlichen Union mit den vereinigten Provinzen der Niederlande im Ziele hatten. Die Arbeit ist eine der Sache auf den Grund gehende und beruht auf kritischer Verwerthung der einschlägigen Deutschen, Englischen und Niederländischen Quellen, wie auch der an selbe anknüpfenden Vorarbeiten anderer Forscher. Wenn der Verfasser, ein Japanese, sich eingangs entschuldigt: man möge ihm als Ausländer Mängel in der Art des Vortrags verzeihen, so bedurfte es dessen wahrhaftig nicht. Er schreibt im ganzen genommen kein schlechteres Deutsch, als man es heutzutage in manchem historischen Aufsatz zu lesen bekommt.
Nachträglich wäre zu erwähnen, dass die Deutsche Uebersetzung von Green’s Engl. Geschichte seit zwei Jahren vollendet vorliegt und das grössere Publicum in Deutschland somit Gelegenheit hat, das mit Recht viel gepriesene Werk kennen und würdigen zu lernen[38].
Anmerkungen
- ↑ W. D. Hamilton, Calend. of State Papers. Domest. 1645–1646. Lond. 1890. Den vorhergehenden Band s. V Nachrr. 60 b. – Wenn weiterhin Druckort und Datum des Erscheinens nicht angegeben sind, so ist stets London und das Jahr 1890 zu verstehen. Für nähere bibliogr. Angaben (wie Verleger, Seiten, Preis) ist in eckigen Klammern auf Nachrr. u. Bibliogr. verwiesen.
- ↑ M. A. Green, Calend. of the Proceedings of the Committee for Compounding. [Nachrr. 60 d.]
- ↑ S. R. Gardiner, The Constitutional Documents of the Puritan Revolution 1628–1660. Oxford 1889. [Nachrr. 60 c.]
- ↑ W. N. Sainsbury, Calend. of St. Pap. Colonial, America and West Indies. [Bd. III Nachrr. 159 d].
- ↑ J. R. Dasent, Acts of the Privy Council. New Series vol. 1: 1542 to 1547. [Nachrr. 57 d.]
- ↑ R. Brown and Bentinck, Cal. of St. Pap. relating to Engl. Affairs existing in the Arch. and collect. of Venice etc. [Nachrr. 57 b.]
- ↑ J. Macdonald, Reports of State Trials. New Series vol. 2: 1823 to 1831. Lond. 1889.
- ↑ Selections from State Pap. in the Foreign Department of the Government of India, 1772 to 1785. Edited by G. W. Forrest. In 3 vols. Calcutta, Governm. Press.
- ↑ Rich. Bagwell, Ireland under the Tudors. Vol. 3. [Nachrr. 58 a.]
- ↑ Gilb. W. Child, Church and State under the Tudors. [Nachrr. 58 b.]
- ↑ F. A. Gasquet and E. Bishop, Edward VI. and the Book of Common Prayer: an Exam. into its Origin and Early History. [Nachrr. 58 f.]
- ↑ P. H. Brown, George Buchanan. Edinburgh. [Nachrr. 58 i].
- ↑ Th. Gr. Law, An Historical Sketch of the Conflicts between Jesuits and Seculars in the Reign of Elizabeth. [Nachrr. 58 k.]
- ↑ E. T. Bradley, The Life of Arab. Stuart. 1889. [Nachrr. 58 q.]
- ↑ P. M. Thornton, The Stuart Dynasty: Short Studies of its Rise, Course and Early Exile. [Nachrr. 61 a].
- ↑ J. W. Stubbs, The Hist. of the Univers. of Dublin from its Foundation to the End of the 18th Century.
- ↑ Correspondence between the Right Honourable Will. Pitt and Charles Duke of Rutland. [Nachrr. 62 b.]
- ↑ The Letters of L. Chesterfield to his Godson, ed. by the Earl of Carnarvon. Oxford 1889.
- ↑ W. E. Lecky, Hist. of England in the 18th Century. Vol. 7 u. 8. [Nachrr. 63 g.]
- ↑ A. Todd, On Parliamentary Government in England; its Origin, Development and Practical Operation. Vol. 2. 1889.
- ↑ J. A. Froude, Lord Beaconsfield. (In der Serie: The Prime Ministers of Queen Victoria.) [Nachrr. 63 g.]
- ↑ J. Mackintosh, Scotland from the Earliest Times to the Present Century (Ser.: Story of the Nations). [Nachrr. 55 c]
- ↑ W. Cl. Russel, Horatio Nelson and the Naval Supremacy of England (Ser.: Heroes of the Nations). [Bibliogr. ’90, 1409 a.]
- ↑ G. Lathom Browne, Nelson. 1891. [Bibliogr. ’91, 1103.]
- ↑ Mand. Creighton, Cardinal Wolsey. 1888. – John Morley, Walpole. 1889. [Nachrr. 62 n.] – (Ser.: Twelve English Statesmen.)
- ↑ W. Stebbing, Peterborough. (Ser: English Men of Action. [Nachrr. 56 a.])
- ↑ Jul. Corbett, Monk. 1889.
- ↑ L. J. Trotter, Warren Hastings. Oxford. (Ser.: Rulers of India.) [Nachrr. 62 l.]
- ↑ G. B. Malleson, Dupleix. Oxford 1889.
- ↑ J. H. Newman, Letters and Correspond. ed. Anne Mozley. 2 Bde.
- ↑ F. W. Newman, Contributions chiefly to the Early Hist. of the late Card. Newman. 1891.
- ↑ W. Michael, Englands Stellung zur ersten Theilung Polens. Hamburg und Leipzig 1890. [Bibliogr. ’91, 977.]
- ↑ F. Salomon, Frankreichs Beziehungen zu dem Schott. Aufstand 1637–1640. Berlin 1890. [Nachrr. 61 c.]
- ↑ K. H. Schaible, Die Juden in England vom 8. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Karlsruhe 1890.
- ↑ Ath. Zimmermann, Maria die Katholische. Eine Skizze ihres Lebens und ihrer Regierung. Freiburg i. Br. 1890.
- ↑ Th. Hobbes, Behemoth or the Long Parliament. Edited for the First Time from the Original MS. by F. Tönnies. Lond. 1889. – Th. Hobbes, The Elements of Law, ed. with critical Notes and selected extracts from unprinted MSS. of Th. Hobbes, by F. Tönnies. Lond. 1889.
- ↑ Englisch-Niederländische Unionsbestrebungen im Zeitalter Cromwell’s. Von Gempachi Mitsukury. Tübingen 1891.
- ↑ J. R. Green, Gesch. des Engl. Volkes, übers. von E. Kirchner. Berl. 1889. 2 Bde. [Vgl. Nachrr. ’89, 141 c]
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage (in der Anmerkung): Eearly