Noch einmal!

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Autor: Rudolf Presber
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Titel: Noch einmal!
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aus: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. S. 190–191
Herausgeber: Maximilian Bern
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Otto Eisner
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Erscheinungsort: Berlin
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[190]

Noch einmal!
(Lied einer Modegrösse.)

Einst rauschten wilde Frühlingswetter
Durch dieses Herz voll[WS 1] Ungestüm –
Heut[WS 2] schreib’ ich für Familienblätter
Histörchen auf von »ihr« und »ihm«.

5
Einst träumt’ ich kühn von heissen Siegen

Von Leidenschaft, die fehlt und irrt, –
Heut[WS 3] sorg’ ich nur, dass »sie sich kriegen«
Und die Moral gerettet wird.

Einst Gast im Garten, drin die Schlange,

10
Grell den Erkenntnisbaum umschlingt,

Spazier’ ich nun im Thal schon lange,
Wo noch der Storch die Kinder bringt.
Ich schwärme brav mit Fritz und Kätchen;
Dass Liebe sündigt – ahn’ ich kaum

15
Und leg’ dem bleichsuchtblassen Mädchen

Sein Büchlein unter’n Weihnachtsbaum.

Einst stürmt’ ich keuchend mit Titanen
Der Götter Burg in Sturm und Not,
Heut roll’ ich hin auf glatten Bahnen

20
Und bin ein guter Patriot.

Mein Hirn wirft eine hübsche Rente,
Ich lobe Staat und Unterricht;
Und dass man wo was bessern könnte
An dieser Welt – ich ahn’ es nicht.

25
Nennst du mich, strahlen die Gesichter;

Ich werd’ gekauft, gelobt, besucht;
Ich bin ein »erster deutscher Dichter«,
Als solcher am Parnass gebucht . . .
Nur – wenn mich Siebzehnjähr’ge preisen

30
Und alte Weiber jubeln laut,

Ist mir’s, ich müsst’ zusammenschmeissen,
Was ich in dreissig Jahr’n gebaut;

[191]

In Thränen schwimmen die Gesichter,
Ein toller Beifallssturm erschallt,
Man ruft berauscht den kühnen Dichter – –
»Komm, Mann! sonst wird die Suppe kalt!«

Edwin Bormann.




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