Noch einmal der Daimlersche Motor

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Titel: Noch einmal der Daimlersche Motor
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aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 148
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Fig. 1. Sitzrad mit Daimlerschem Motor.

Noch einmal der Daimlersche Motor. Wir haben schon einmal, im Jahrgang 1888 der „Gartenlaube“, S. 148, von dem Daimlerschen Motor berichtet, der zu der Reihe der durch Petroleum in Gang gesetzten Motoren zählt und dessen Verwendung in der Industrie und in unserem Verkehrsleben eine überaus vielseitige ist. Mit diesem Motor können nicht allein Maschinen aller Art, wie Wasserpumpen, Obstmühlen, Feuerspritzen u. s. w. in Betrieb gesetzt werden, sondern er eignet sich auch vorzüglich zur Fortbewegung von Wagen sowohl auf geschienten Bahnen wie auch auf gewöhnlichen Straßen. Der Daimlersche Motor macht die Bespannung entbehrlich und ist darum geeignet, unsere Verkehrsmittel zu vervollkommnen. Die Art und Weise, in welcher dies geschieht, wollen wir ganz kurz an zwei Beispielen erläutern. – Zunächst führen wir unsern Lesern ein Sitzrad vor, welches durch diesen Motor in Gang gesetzt wird. Die Anordnung des Mechanismus ist aus Fig. 2 ersichtlich. Unter dem Sitz (B) befindet sich der Motor A von 1/2 Pferdekraft; er findet zwischen den Beinen des Reiters bequem Platz. Der Motor saugt das zum Betrieb nöthige Petroleum selbstthätig aus dem Behälter C ein und der Radfahrer braucht nur die Menge des Zuflusses an dem Hahne d zu reguliren. Soll nun der Motor in Gang gesetzt werden, so wird die Lampe e angezündet und der Motor mittels der Kurbel einmal angedreht. Diese Vorbereitung ist in einer Minute geschehen; der Motor arbeitet ruhig, da zur Dämpfung des Auspuffes der Topf F in die Auspuffleitung (f) eingeschaltet ist. Das Stahlrad steht noch still. Soll dieses in Bewegung gesetzt werden, so besteigt der Radfahrer dasselbe, ergreift das Steuer G und bringt den Motor mit dem Velocipedrade in Verbindung. Dies geschieht durch den Hebel H, die Schnur i und die Spannrolle k. Durch diese wird nämlich der Treibriemen L gegen die Scheiben M und N angezogen. Auf unserer Abbildung sehen wir zwei verschieden große Riemscheiben; die eine ist durch eine punktirte, die andere durch eine dickausgezogene Linie angedeutet. Diese Riemscheiben dienen zur Erzielung verschiedener Geschwindigkeiten. Wird der Treibriemen in die punktirte Lage gebracht, so fährt das Stahlrad langsam, wird er dagegen in die dick ausgezogene Lage gebracht, so wird ein schnelleres Fahren erzielt. Die Bremse p wird durch die Schnur o angezogen. Durch Zurücklegen des Hebels H wird der Treibriemen wieder los und die Bewegung des Fahrzeugs erreicht ihr Ende.

Fig. 2. Konstruktion des Sitzrades.

Der erste erfolgreiche Versuch mit dieser Fahrmaschine wurde am 10. November 1886 in Cannstatt angestellt. Für die praktische Verwendung derselben ist besonders zu betonen, daß sie, wenn eine entsprechende, leicht auszuführende Konstruktion des Sitzes wie des Radgestelles angebracht wird, auch als selbst lenkbarer Krankenwagen für Gelähmte verwendet werden kann.

Fig. 3. Straßenwagen mit Daimlerschem Motor.

Als zweites Beispiel für die Verwendung des Daimlerschen Motors bei unseren Fahrzeugen führen wir eine selbstfahrende Kutsche an, mit der zuerst am 4. März 1887 in Eßlingen Versuche angestellt wurden.

Ihr Betrieb (vergl. Fig. 4) ist ähnlich dem des Sitzrades. Auch hier sitzen auf der Achse des Motors A zwei Riemscheiben b und c, die durch den Handhebel d bequem aus- oder eingerückt werden können, wobei sie entweder lose oder fest auf der Achse sitzen. Die eine (b) ist für den Schnellgang, die andere (c) für den Langsamgang bestimmt, während für den Stillstand der Kutsche beide Scheiben ausgerückt werden. Diese Riemscheiben stehen durch je einen Riemen mit den Scheiben e und f in Verbindung. e und f sitzen auf der Achse g, welche am Hintertheil des Wagens unter den Wagenfedern gelagert ist. Diese Achse trägt die Zahnräder h, welche in die Zahnkränze i eingreifen, die an den Speichen der hinteren Räder angebracht sind. Wird nun durch die Drehung der Riemscheiben auch die Achse gedreht, so greifen die Zahnräder h in die Zahnkränze i ein, die Räder drehen sich vorwärts und die Kutsche wird fortbewegt. Der Kutscher, der wie üblich vorne sitzt, lenkt den Wagen mit dem Steuer k, das zu seiner Linken liegt. Der Drehapparat ist an dem Vordergestell durch den Zahnkranzbogen l angebracht, in den das Zahnrad m eingreift. Der Hebel d, durch den die Kutsche in Gang gesetzt oder zum Stillstand gebracht wird, befindet sich zur Rechten des Kutschers, außerdem ist an der Kutsche eine gewöhnliche Bremse vorgesehen.

Fig. 4. Konstruktion des Straßenwagens.

An einer großen Anzahl der vorhandenen Kutschen, Postwagen etc. kann die Daimlersche Betriebsvorrichtung angebracht werden. – Welcher Vortheil für das Verkehrsleben erwachsen würde, wenn man Pferde durch brauchbare kleine Maschinen ersetzen könnte, liegt klar auf der Hand. Der Daimlersche Motor scheint berufen zu sein, die Lösung dieser Frage, die schon seit langen Jahren angestrebt wird, wirklich zum Austrag zu bringen. *