Novellen von Hieronymus Lorm

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Novellen von Hieronymus Lorm
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 49, S. 819
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Blätter und Blüthen
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[819] Novellen von Hieronymus Lorm. Die realistische Richtung unserer Zeit drängt auch in der Romanliteratur auf realen Inhalt: ist dieser vorhanden, so läßt sich das lesende Publicum sogar das Fehlen einer „Tendenz“, die mit der Zeit gleichfalls ein Erforderniß des modernen Lesers geworden ist, gefallen. Der gewaltige Erfolg, den Freytag’s „Ahnen“, Scheffel’s „Ekkehard“, und Ebers[WS 1] ägyptische Romane errungen, beweist zur Genüge, daß unser heutiges Publicum eine reiche Empfänglichkeit besitzt für materiell-gewaltige, poetisch-großartige Gestaltungen.

Aber auch jener schöne uralte deutsche Gemüthsdrang, der sich mit einem Erzähler so verständnißreich und liebevoll einspinnt, ist im Wesentlichen nicht ganz verloren gegangen. Um aber auf diesen nationalen Charakterzug mit Erfolg zu wirken, kommt es neben einer heute freilich selten gewordenen geistigen Begabung dafür nur noch darauf an, der Form einige Concessionen zu machen. Diese bestehen hauptsächlich in der Anwendung des Modernen und Pikanten bei strenger Vermeidung des mit diesen Begriffen so leicht sich verbindenden Flachen und Vergänglichen.

Der fast einzige Vertreter dieser letzteren Richtung unserer heutigen Roman- und Novellenliteratur ist Hieronymus Lorm, dessen ergreifende Lebensschicksale die „Gartenlaube“ (Nr. 35 des Jahrgangs 1877) schon erzählt hat. Den diesjährigen Bücher-Weihnachtstisch werden zwei Novellen-Sammlungen Lorm’s, „Am Kamin“ und „Intimes Leben“ (Hamburg, J. F. Richter) schmücken und damit ihr zweites Geburtsfest feierlich begehen, nachdem sie vor schier zwanzig Jahren zum ersten Male das Licht der Welt erblickt hatten.

Schon bei ihrem ersten Erscheinen hat man diesen Erzählungen Lorm’s nachgerühmt; daß sie Tiefe mit Klarheit vereinigen und einem See gleichen, der bis auf den Grund schauen läßt und Gestein und Pflanzen, die niemals auf der Oberfläche vorkommen, so nahe legt, als ob sie nur zu greifen wären. Trotz des gänzlichen Fehlens alles Zweideutigen stehen jene Erzählungen doch inmitten des modernen Gesellschaftslebens, mit psychologischer Feinheit all den Gängen und Irrgängen des modernen Strebens, Fühlens und Denkens nachschreitend. Diese Eigenschaften machen Lorm’s Novellen und Romane zu einem Familienbuche in des Wortes edelster Bedeutung. Zwanzig Jahre freilich haben jene Bücher gebraucht, um es zu einer zweiten Auflage zu bringen, und das gereicht dem gebildeten deutschen Publicum wahrlich nicht zur Ehre.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Eber’s