Orchesterprobe
[228] Orchesterprobe. (Zu dem Bilde S. 225.) Wollte man einen großen Musiker viele und schwere Sünden abbüßen lassen, so müßte man ihn an die Stelle des rundlichen Herrn auf unserm Bilde stellen, dem die entsetzliche Aufgabe zufiel, ein Dutzend Musiklehrlinge zum Orchesterzusammenspiel abzurichten. Verwöhnt ist er nicht, denn das Schicksal hat ihn tüchtig herumgestoßen, bis er hier an der kleinen „Schmiere“ ein Unterkommen fand, und „Nerven“, wie seine berühmten Kollegen, hat er auch nicht. Aber dennoch wird ihm manchmal schwül bei den Schauertönen, welche diese jungen Ungeheuer ihren Instrumenten entlocken, bei den überzähligen Taktteilen und den herumhinkenden Einsätzen, die auf eigene Faust da und dort den Anschluß suchen, uneingedenk des Taktstockes und des Meisters, der ihn energisch, aber fruchtlos schwingt! – Gut, daß wir nur das Bild zu betrachten haben und nicht zugleich hören müssen, was den schwierigen Blick des Vielgeprüften veranlaßt und die kurzen Haare auf seinem Haupte sichtlich in die Höhe sträubt. Bn.