Ostern (Kämpchen)
[20] Ostern.
Ich mache meinen Ostergang,
In freier Luft, am Bergeshang,
Fernab vom Menschentreiben.
Der lauten Stadt bin ich entfloh’n,
Allein will ich verbleiben. –
Allein – und doch welch’ trüber Hall,
Wie fernverlor’ner Klageschall,
Will jach mein Ohr umtönen.
Vermischt mit Seufzern tief und schwer,
Mit Jammerlaut und Stöhnen. –
Und in der reinen Osterluft
Spür’ ich den moderschwülen Duft,
Aus tausend Grüften schwelt der Hauch,
Aus tausend Klüften, sind sie auch
Verschlossen und umgittert. –
[21] Und jetzt versteh’ ich auch den Klang,
Von dem mein Ohr umhallet.
Es ist der Massenschrei der Not,
Der Hörigkeit nach Dach und Brot,
Der aus der Tiefe schallet. –
Der fern aus Schacht und Stollen bricht,
Aus Werkstatt und Fabriken.
Er steigt herauf wie düst’re Flut,
Er schwillt von Elend, Brand und Blut
Heloten, Fröner – Osterluft,
Ihr wittert sie in Qualm und Gruft,
Und spürt den Geist des Maien. –
Er kommt, er kommt – doch helft auch ihr
Helft mit, euch zu befreien. –