Seite:De Zimmerische Chronik 2 251.jpg

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maister von Rotweil übersehen, oder ob er sich sonst versumpt, er kam uf ain disch, der im sal in ainem winkel stande, und ließ mer dann umbs halb thail ob menigclichen im getrenge sehen. Er hett mer ufsehens, und war ain

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größers nachfragen, wer er doch were, dann sonst kainer. Also blib er das ganz ampt durchauß uf dem tisch und ward sein gnug gelacht. Iedoch wurt denen von Rotweil mit irer cortesia vil zugeben, damit sie bei allen iren nachpurn wol berüempt.

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Aber mit ainem sollichen vilfaltigen, unzeutigen reusperen hat sich uf verschinem reichstag zu Augspurg anno 15[66][1] ain gleichförmiger, aber vil ain lecherlicher handel begeben. Das beschach in ainem banket, do danzet der polnisch orator Lasca mit des curfürsten bei Rein gemahl,

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wollt welsch danzen, kont aber das deutsch nit wol. Es ward sein wol von allen zuseher gelacht, seitmals er so abenteurig danzet und doch vermaint, das er das wol konte. So war aber grave . . . von Rietpurg auch darbei, der stand bei ander grafen und vom adel, sahe dem danz zu, war

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aber so gestoßen voll und darzu so keisterich in der prust, das er one underlassen hustet und köderet. Das trib er immerdar mit ainer holen, dunklen stim, das sich die zuseher und umbstender diser baider zu krank wollten lachen. Aber das ich der verhere zu Stuttgarten widerum ingedenk seie etc. *

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* [1349] Neben der sonnenbergischen und truchseßischen handlung do war ain große verhöre zwischen grave Reinharten von Bitsch und grafe Philipsen von Hanow von wegen irer anforderungen und zenk, die sie hetten umb die herrschaft Liechtenberg, die ieder zum halben tail inhaben

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sollt und sie dessen sich nit vergleichen konten. Es sas der kaiser Maximilian selbs in der verhöre, sampt etlichen chur- und fürsten. So het iedtweder graf ein fürsten uf seiner seiten und ain großen beistandt von der freundtschaft. Bei graf Reinharten stande herzog Ulrich von Würtemberg als

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sein nechster vetter, bei graf Philipsen aber marggraf Ernst von Baden, sein schwager, dessen schwester er verheirat. Was nun in diser verhöre ußgericht, das ist hieher zu vermelden undienstlich, allain ist zu wissen, das baider grafen redner mit spaiworten an ainandern kamen, von der princi-


  1. 15[66] die minderzahl ergänzt; da die chronik in und um das jahr 1566 geschrieben ward, so ist wohl dieser reichstag gemeint.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_251.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)