Seite:De Zimmerische Chronik 3 530.jpg

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nit weit von Staufen, dem stetlin im Breisgew, gestorben. Der ist bei seiner zeit ein wunderbarlicher nigromanta gewest, als er bei unsern zeiten hat mögen in deutschen landen erfunden werden, der auch sovil seltzamer hendel gehapt

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hin und wider, das sein in vil jaren nit leuchtlichen wurt vergessen werden. Ist ain alter mann worden und, wie man sagt, ellengclichen gestorben. Vil haben allerhandt anzeigungen und vermuetungen noch vermaint, der bös gaist, den er in seinen lebzeiten nur sein schwager genannt, hab

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ine umbbracht. Die büecher, die er verlasen, sein dem herren von Staufen, in dessen herrschaft er abgangen, zu handen worden, darumb doch hernach vil leut haben geworben und daran meins erachtens ein sorgclichen und unglückhaftigen schatz und gabe begert. Den münchen zu

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Lüxhaim im Wassichin hat er ain gespenst in das closter verbannet, desen sie in vil jaren nit haben künden abkommen und sie wunderbarlich hat molestirt, allain der ursach, das sie ine einsmals nit haben wellen übernacht behalten, darumb hat er inen den unrüebigen gast geschafft, zu gleich

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wie man sagt, das dem vorigen apt von S. Diesenberg auch ain sollichs gespenst von ainem neidigen varenden schueler seie zugerüst und angehenkt worden. Zu dem selbigen ist der bös gaist mehrmals sichtbarlichen in die cammer kommen, auch etwann an andern orten in manicherlai gestalt,

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zu zeiten wie ain kiriser, auch zu zeiten wie ain ross, oder in ainer andern form, [943] und zu im mit verstendtlichen worten gesagt: »Wolan münch, du bist mein! woluf! her, mit mir!« So hat im dann der apt ganz angsthaft

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widersprochen, darauf der bös gaist repliciert: »Es wurt dich dein ußrede nit helfen, dann alle die äpt, deine vordern in disem closter, sein mein; so will ich dich auch haben, dann ich hab dich zue ainem apt gemacht, das waist, und darumb so ergib dich mit guetem willen, es wurt dich doch sonst

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nichs darfür helfen künden!« Diese reden und gegenwürf hat ime dann der apt widersprochen und gesagt, er liege in an, und setz alles sein vertrawen zu Gott. Solche kirweihe hat der bös gaist lenger, dann ain monat, mit ime getriben. Zu letst ist dem apt gerathen worden, er soll communiciern.


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 530. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_530.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)