Poesie des Lebens
„Wer möchte sich an Schattenbildern weiden,
Die mit erborgtem Schein das Wesen überkleiden,
Mit trügrischem Besitz die Hofnung hintergehn?
Entblößt muß ich die Wahrheit sehn.
Soll gleich den freien Geist, den der erhabne Flug
Ins grenzenlose Reich der Möglichkeiten trug,
Die Gegenwart mit strengen Fesseln binden;
Er lernt sich selber überwinden,
Der Pflicht, das furchtbare der Noth
Nur desto unterwürfger finden,
Wer schon der Wahrheit milde Herrschaft scheut,
Wie trägt er die Nothwendigkeit?“
Aus der Erfahrung sicherm Porte
Verwerfend hin auf alles, was nur scheint.
Erschreckt von deinem ernsten Worte
Entflieht der Liebesgötter Schaar,
Still traurend nehmen ihre Kränze
Die Schwester Göttinnen vom schön gelockten Haar,
Apoll zerbricht die goldne Leyer,
Und Hermes seinen Wunderstab,
Fällt von des Lebens bleichem Antlitz ab.
Die Welt scheint was sie ist, ein Grab.
Von seinen Augen nimmt die zauberische Binde
Cytherens Sohn, die Liebe sieht,
Den Sterblichen, erschrickt und flieht,
Der Schönheit Jugendbild veraltet,
Auf deinen Lippen selbst erkaltet
Der Liebe Kuß und in der Freude Schwung