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Polnische Fastnachtsfeier

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Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Polnische Fastnachtsfeier
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 99–100
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[99]

Polnische Fastnachtsfeier: Der Kulig.
Nach einer Zeichnung von T. Rybkowski.

[99] Polnische Fastnachtsfeier. (Zu dem Bilde S. 96 und 97.) Wie so vielfach das Eigenartige unter dem nüchternen, ausgleichenden Zuge der Zeit zu leiden hat, wie da und dort altüberkommene Sitten und Gebräuche zurückgedrängt werden und zu verschwinden drohen, so geht es ganz besonders dem Karneval mit allem, was drum und dran hängt. Unser [99] heutiges Geschlecht ist nicht mehr naiv genug zu solch allgemeiner, rückhaltloser Hingabe an die tolle Lust der närrischen Tage; nur einige vereinzelte Bezirke haben sich ihren alten Karneval mit all seinem urwüchsigen Humor als örtliche Merkwürdigkeit erhalten - und auch dort hört man die Klage: „Es ist nicht mehr wie einst!“ Auch die polnische Fastnachtsfeier, die unser Bild vorführt, kämpft um ihr Dasein. Doch wird sie noch immer da und dort in herkömmlicher Weise begangen. Es ist der „Kulig“, eine Festfahrt und ein Festball in Kostüm, der sich in die äußeren Formen einer Hochzeit kleidet. Wenn es gegen den Schluß der Faschingszeit geht, da sucht sich der reichste Glutsbesitzer der Gegend zwei schmucke junge Männer, die zugleich tüchtige Reiter sind, verabredet sich mit ihnen, daß er den „Kulig“ auf seinem Gute halten will, und beauftragt sie mit dem Laden der Gaste. Die zwei Vertrauensmänner lassen sich das nicht zweimal sagen; sie miethen sich eine Musikbande, wie sie fast in allen polnischen Städten zu haben ist, setzen sie auf einen Schlitten und fahren mit ihr beim ersten der zu Ladenden vor. Hier ein lustiges Gelage - dann ziehen Wirth und Gäste zum zweiten, dritten, vierten; überall wird gegessen, getrunken, getanzt - dann geht's weiter. Immer länger wird der Zug, immer mehr Schlitten folgen, oft bis zu vierzig oder fünfzig. Das schönste Paar der Gesellschaft wird für Braut und Bräutigam erklärt und spielt die vornehmste Rolle, vorn bei dem Musikschlitten reiten die zwei Festordner. Endlich trifft die Kavalkade auf dem Gute des Reichsten ein - und nun beginnt erst die richtige Faschingslust, die fortgeht, bis der Aschermittwoch mit seinen grauen Schatten heranbricht.