Polnischer Hochzeitsreiter

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Textdaten
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Autor: C. B.
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Titel: Polnischer Hochzeitsreiter
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 89, 100
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[89]

Polnischer Hochzeitsreiter.
Nach dem Gemälde von A. v. Wierusz-Kowalski.

[100] Polnischer Hochzeitsreiter. (Zu dem Bilde S. 89.) Dichter und Maler sind die Sittenschilderer eines Volkes und bewahren mit Feder und Pinsel das Andenken an Bräuche, die von Jahrzehnt zu Jahrzehnt mehr schwinden. So auch Alfred von Kowalski, der jetzt 46jährige polnische Meister. Mag sein „Hochzeitsreiter“ noch so fröhlich in die Welt schauen, daß die weißen Zähne hervorblitzen, und mögen die bunten Bänder am Hut an Farbenpracht auch mit dem breiten gestickten Hüftengurt wetteifern – wie lange noch und auch der drużba gehört der Sage an. Der drużba (in Galizien auch starosta wesela genannt) ist eben der Hochzeitsreiter. Wie der pommersche „Köstebitter“ (Köstebirre) ladet er die Gäste ein, hier und da sogar in scherzhaften Versen, und am großen Tage selbst reitet er stolz dem Zuge der Wagen vorauf. Aber damit sind seine Obliegenheiten noch nicht erschöpft: er arrangiert auch das Mahl, die Tänze u. s. w. Und je nach dem Reichtum des Bauern, der die Hochzeit ausrichtet, hat er wohl bis zwanzig Burschen unter sich, die gleichfalls zu Pferde den Brautzug begleiten.

In den preußisch-polnischen Provinzen ist die Sitte beinahe völlig geschwunden. Das liegt an den sozialen Verhältnissen. Es giebt nur sehr wenig wohlhabende polnische Bauern im östlichsten Deutschland, und wenn man ja in der Prvvinz Posen mal einen drużba sieht, so reitet er nicht stolz den fiedelnden Musikanten voran, sondern sitzt selbst auf dem Wagen – einfach in Ermangelung eines Pferdes. Häufiger ist die Sitte noch in Galizien, und hier kann man den starosta wesela wohl noch treffen, wie er ausgelassen den Hochzeitszug durch die herbstlichen Gefilde nach dem kleinen Landstädtchen führt, wo die Tranung stattfinden soll. Auf dem Hinwege scheint auch noch der Hochzeitsreiter unsres Bildes zu sein; denn bei der Rückkehr sitzt er meistens weniger stramm und schneidig im Sattel. C. B.