Pomologische Monatshefte:1. Band:1. Heft:Zusammenstellung

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Pomologische Monatshefte
Band 1, Heft 1, Seite 9–16,
unter: Pomologie
Johann Georg Conrad Oberdieck
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Der Grafensteiner Apfel
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Was soll die Obstkunde leisten
[9]
Zusammenstellung

der bisher von mir, unter den in meinem Besitze befindlichen Obstsorten wahrgenommenen Identitäten, wie solche größtentheils schon in meiner Schrift „Anleitung zur Kenntniß und Anpflanzung des besten Obstes für das nördliche Deutschland“ etc. aufgeführt, und im Einzelnen näher erörtert sind;

mitgetheilt vom Superintendenten Oberdieck zu Jeinsen.




Vorbemerkung. So freundlich und belobend auch, wie ich mit vielem Danke anerkennen muß, meine in der Ueberschrift dieser Mittheilung genannte Schrift von Pomologen und Obstfreunden aufgenommen ist, so ist doch in Anzeigen derselben, – an sich ganz mit Recht, – von Mehreren als ein Mangel der Schrift das Fehlen eines nachweisenden Registers bemerklich gemacht worden, durch welches namentlich die von mir angegebenen Identitäten unter Früchten leichter würden aufzufinden gewesen seyn. Indeß gilt noch recht oft jenes: „habent sua fata libelli“ und oft bringen Umstände mit sich, was an sich der Autor gern vermieden hätte. Wie die Schwierigkeit, welche die Herausgabe selbst gediegener pomologischer Werke schon länger gefunden hatte, mich nöthigte, bei Abfassung meiner Schrift weder allein bloße Gartenfreunde und Obstpflanzer, noch auch Pomologen allein, zu berücksichtigen, und ich dennoch längere Zeit einen Verleger nicht zu finden vermochte, wobei mehrere namhafte Buchhandlungen mir geradezu äußerten, daß pomologische Schriften ein nur kleines Publikum finden und die Druckkosten nicht decken, so wünschte auch Herr Manz, der [10] die Herausgabe sehr freundlich übernahm, daß nicht nur auf dem Titel der Schrift die Bezeichnung „1ster Theil“ wegfalle, die nur die Abnahme verringern würde, sondern daß auch um die Bogenzahl nicht unnöthig zu vermehren, lieber ein nachweisendes alphabetisches Register wegbleibe, welches durch den alphabetischen, über den einzelnen Seiten der Schrift fortlaufenden Index ziemlich entbehrlich gemacht werde. Ein nachweisendes Register mußte daher zurückgestellt werden, bis möglicherweise doch noch einmal eine Fortsetzung des Werkes erschiene; da diese indeß ungewiß bleibt, und ich den Mangel selbst wohl fühle, so legte ich schon auf der letzten Versammlung der Pomologen eine Zusammenstellung der von mir bemerkten Identitäten unter Obstfrüchten vor, die nunmehr hier, vermehrt mit den Beobachtungen der letzteren Jahre zu veröffentlichen ich mir erlaube. Sie kann nur als ein Beitrag zur Kenntniß der Synonymen unter den Obstfrüchten angesehen werden, und will keineswegs als Zusammenstellung aller Synonymen angesehen seyn, sondern bezieht sich vielmehr immer zunächst auf die von Truchseß, Diel und Liegel verbreiteten Früchte, und die bei diesen Pomologen vorkommenden Benennungen des Obstes, indem für wissenschaftlichen Weiterbau der Pomologie es durchaus erforderlich seyn wird, sich zunächst streng an die von diesen Pomologen, die mit Vorsicht und Kritik arbeiteten, den Obstfrüchten beigelegten Namen zu halten. Ob diese Männer die und jene einzelne Frucht vielleicht nicht unter rechten Namen hatten, kann vorerst unberücksichtigt bleiben. Ich führe jedoch auch diejenigen von mir wahrgenommenen Identitäten mit auf, wo sich ergab, daß Früchte, die ich unter größtentheils neueren, bei jenen Pomologen nicht vorkommenden Benennungen besitze, unter sich, oder mit anderen von den gedachten Pomologen bereits beschriebenen Früchten identisch seyen, und sollen nebenbei Bestätigungen der von mir statuirten Identitäten durch Andere mit erwähnt, auch die bei den von mir aufgeführten Birnen, die im Kataloge der Kgl. Baumschulen zu Bilvorde bei Brüssel angegebenen Synonymen mit bemerklich gemacht werden. Zu besserer Uebersicht lasse ich die einzelnen Früchte in alphabetischer Ordnung folgen, so daß derjenige Name voransteht, den ich als den allein beizubehaltenden in meiner obgedachten Schrift vorgeschlagen habe.

Aepfel.

1. Edler Winterborsdorfer und Herbstborsdorfer. Was ich unter diesen Namen von Diel erhielt, und unverwechselt erhalten haben muß, da Baum und Frucht in Allem, nur nicht in der Reifzeit gleich seyn sollen, kann ich bisher in Nichts unterscheiden. Da indeß auch Herr Garteninspector Lucas in seiner Schrift „die Obstsorten Württembergs“ angibt, daß der Herbstborsdorfer früher zeitige, und von geringerer Güte sey, so bedarf die Identität weiterer Untersuchung. Von mehreren Pomologen indeß erhielt ich als Herbstborsdorfer eine Frucht, die der Diel’sche Herbstborsdorfer keinesweges seyn kann.

2. Gestreifter gelber Herbstcalville und Gewürzcalville. Ueber eigentliche Identität bin ich zwar noch nicht vollkommen entschieden, jedenfalls aber sind diese Früchte allzu ähnlich, als daß nicht eine davon untergehen müßte.

3. Gestreifter rother Herbstcalville und Früher Hainbuttenapfel.

4. Königscalville und Violetter Cardinal. Auch der Lothringer bunte Gulderling, dem ich früher wieder den Rothen Augustiner sehr ähnlich fand, lieferte 1853 vollkommene [11] Früchte, die dem Königscalville völlig gleich schienen.

5. Rother Herbstcalville, Edelkönig, Großer rother Sommer-Himbeerapfel, Braunrother Himbeerapfel. Es ist möglich, jedoch nicht gerade wahrscheinlich, daß Diel als Roi très noble eine unrichtige Sorte gehabt hätte, da wenigstens das Teutsche Obstcabinet, das manche französische Früchte liefert, als Roi très noble eine dem Engl. Goldpepping ähnliche Frucht abbildet.

6. Rother Sommercalville, Rother Herbst-Strichapfel, Veilchenapfel. Diel’s Rother Sommer-Strichapfel, wird wohl auch noch dahin gehören, den ich von Burchardt mit dem Rothen Sommercalville überein erhielt, und nennen schon Duhamel und der Teutsche Obstgärtner den Passe pomme rouge d’automne auch mit dem Beisatze P. p. r. d’été, welcher in den meisten Jahren die Reifzeit richtiger bezeichnet. Auch Bavay führt im Vilvorder Kataloge als Synonym mit Galville rouge d’été, Passe pomme rouge an.

7. Weißer Wintercalville und vielleicht Gelber Wintercalville, wie ich diesen aus Muschens Collection habe. Wenigstens sind beide Früchte zu ähnlich.

8. Grüner Sommerkarthäuser, Cludius früher Spitzapfel und Feierabend’s Tafelapfel sind zwar wohl nicht identisch, aber doch höchst ähnliche Früchte, so daß eine die andere vertreten kann. Am ersten ist überflüssig der Grüne Sommerkarthäuser, dessen Baum im leichten, trockenen Boden bei Nienburg sehr schlecht wuchs.

9. Purpurrother Winter-Cousinot, Engl. Büschelreinette, Rhoner und Hrn. Dr. Liegels Rother Taffetapfel (nicht der Schwarzrothe Tafftapfel, der ein anderer ist). Ich bin noch nicht ganz entschieden, ob diese Sorten sämmtlich identisch sind, (namentlich auch in der Vegetation); doch kann von diesen wenigstens allzuähnlichen Früchten nur Eine bleiben. Eine ganz ähnliche Frucht erhielt ich auch von zwei Orten als Pretiosa, deren Abstammung ich noch nicht weiß.

10. Weißer Sommer-Gewürzapfel, Weiße Sommer-Schafsnase, Weißer Augustcalville, Schönebeck’s früher Gewürzapfel, Engl. Kantapfel. Die zwei zuerst genannten Sorten erklärt schon Diel für identisch. Ich erhielt diese Frucht auch noch von mehreren Orten als Foxley Russian apple, und Rosely (wahrscheinlich verschrieben statt Foxley) Russian apple. Auch der Sommerpostoph wird nach den Angaben über denselben, und der Vegetation, die die davon erhaltenen Reiser entwickeln, ganz dieselbe Sorte seyn, die endlich auch als Pomme avant toutes vorkommt, und in Herrnhausen Langer Augustapfel heißen wird. Von Herrn Kanzleidirector Bödiker in Meppen erhielt ich diese Frucht als Liefländer Liebling, vielleicht durch Verwechslung, wiewohl Diel den Liefländer Liebling ziemlich ähnlich beschreibt.

11. Goldzeugapfel, Deutscher Gulderling und die von mir besonders geschätzte und recht häufig in Reisern versandte Oberdieck’s große gelbe Zuckerreinette. Ueber die völlige Identität dieser Sorten bin ich zwar noch in weiterer Prüfung, da ich durch Früchte von dem noch mehrmals bezogenen Goldzeugapfel und Deutschen Gulderling erst noch gewisser werden muß, ob ich diese Diel’schen Sorten ächt habe, auch Diel in irgend einer Note, (ich bin nicht im Stande gewesen, gleich wieder aufzufinden, bei welcher Frucht?) selbst Zweifel äußert, ob der von ihm beschriebene Goldzeugapfel der rechte Duhamel’sche seyn möge. Doch wird die Identität wohl völlig richtig seyn, und wird die Frucht dieselbe seyn, die Herr Lieutenant Donauer als Reinett-Rambour verbreitet [12] hat und schätzt. In Oesterreich hat man die Frucht — wohl erst neuerdings, — Reinette Joseph II. getauft, wie ich sie aus Prag und von Herrn Dr. Liegel erhielt; Herr Pfarrer Urbanek in Majtheny in Ungarn sandte sie mir als Ananasapfel, und bemerkt Lucas in seiner Schrift „die Obstsorten Württembergs,“ daß sie in Württemberg als Berlinger oder Berlichinger häufig angebaut sey, fälschlich auch Weiße französische Reinette genannt werde.

12. Grafensteiner und Blumencalville, wohl auch noch Diel’s Sommerkönig. Ein von Herrn Kanzleidirector Bödiker in Meppen durch Bestäubung des Weißen Sommercalville mit dem Rothen Sommer-Rambour erzogener, von mir Bödiker’s Liebling genannter Sämling, ist in Frucht und in den jungen Bäumen vom Grafensteiner in Nichts wesentlich zu unterscheiden, und habe ich in meiner Eingangs gedachten Schrift an mehreren Beispielen es wahrscheinlich gemacht, daß an ganz verschiedenen Orten und unter sehr verschiedenen Bedingungen aus Kernen doch ganz Gleiches entstanden seyn mag. Ich erhielt die Frucht auch noch, vielleicht aber durch Verwechslung, als Ostens Rosmarinreinette; wiewohl der Name doch eine Hindeutung auf den Geschmack des Grafensteiners zu enthalten scheint. Von Diel’s Sommerkönig hatte ich zusammen mit dem Grafensteiner, noch nie vollkommene Früchte; findet Verschiedenheit unter beiden Statt, so ist der Sommerkönig doch völlig entbehrlich und von geringerer Güte.

13. Danziger Kantapfel, Rother Liebesapfel, Florentiner, Calvillartiger Winter-Rosenapfel, Dittrich’s Winter-Rosenapfel, und ganz sicher auch wohl der Bentleber-Rosenapfel und Rosenfarbige gestreifte Herbstcousinot. Die zwei letzteren Früchte beobachtete ich hinsichtlich der Identität erst Einmal; doch hält man auch in Meiningen und andern Orten und nach dem Bericht über die Naumburger Fruchtausstellung auch in Potsdam den Bentleber Rosenapfel für identisch mit dem Danziger Kantapfel, der auch als Lorenzapfel vorkomme, während man in Potsdam den Rosenfarbigen gestreiften Herbstcousinot vom Danziger Kantapfel unterscheidet. Sollten aber etwa auch mehrere der gedachten Sorten sich nicht stets so stark röthen, als der Danziger Kantapfel, so müssen sie doch, um Verwirrung zu vermeiden, wegen sonstiger zu großer Uebereinstimmung, namentlich auch in Fleisch, Geschmack, Reifzeit, Dauer, bis auf Eine beseitigt werden.

14. Gelbe gestreifte Sommerparmäue und Kleiner Favoritapfel.

15. Ribstons Pepping, Engl. Granatreinette, Travers Goldreinette. Es wäre möglich, daß Diel die Engl. Granatreinette aus England unrichtig erhalten hätte; Ribstons Pepping heißt aber auch in England Travers apple, und kommt außerdem vor als Formosa Pepin und Glory of York. Ich erhielt diese Frucht auch noch als Reinette Dahlberg.

16. Holländischer Goldpepping, von Hrn. Kanzleidirector Bödiker bezogen, und Dörell’s goldgelbe Reinette, wie ich sie von Herrn Dr. Liegel erhielt, hatten sehr viel Aehnlichkeit mit Hughes Goldpepping; doch kann ich noch nicht Identität behaupten.

17. Winter-Postoph und Rother Apollo; doch bin ich über die Identität noch nicht ganz entschieden, ob ich von Letzterem nur vor Jahren ein paar Mal nicht hinlänglich vollkommene Früchte hatte. In der Potsdamer Baumschule unterscheidet man beide.

18. Bunter Prager und Rother Specialapfel. Diese Identität ist bereits auch von Andern wahrgenommen.

[13] 19. Prinzenapfel (im Hannover’schen), Nonnenapfel (Nonnentütte, bei Lübeck und in Holstein) und Haberapfel bei Christ. Diel hat diese Frucht als Hasenkopf von Lübben beschrieben, wie ich sie durch Burchardt aus Diel’s Collection erhielt, und kommt sie ganz sicher bei ihm auch noch als Fränkischer Nonnenapfel und in der 2ten Fortsetzung des Katalogs als Bunter Langhans vor. Ich möchte stark vermuthen, daß auch der Ananasapfel (Rothgestreifter Schlotterapfel), welchen Herr Garteninspektor Lucas in den Obstsorten Württembergs aufführt, dieselbe Frucht sey, zumal der Geschmack, wenn die Frucht nicht überzeitig ist, an Ananas erinnert.

20. Edler Prinzessinapfel und Gestreifter Winteragatapfel sind sich mindestens zu ähnlich; doch hält man auch in Potsdam, nach dem Naumburger Berichte, beide für identisch.

21. Französischer edler Prinzessinapfel und Lütticher platter Winterstreifling sind mindestens zu ähnlich, wahrscheinlich aber identisch. Einigemal wurde der Letztere mir beträchtlich größer, doch nicht auf demselben Probebaume.

22. Großer edler Prinzessinapfel, Mautapfel und sicher auch der Gestreifte Imperial.

23. Engl. Winter-Quittenapfel, Amerikanischer Kaiserapfel und Cornelis frühe gelbe Herbstreinette, welcher letzterer Name bei Diel nicht vorkommt. Auch was ich von Herrn Dr. Liegel und nach der leicht kenntlichen Vegetation ebenso aus Frauendorf als Norfolk Storing erhielt, (Früchte sah ich von dem Frauendorfer Reise noch nicht), war vom Engl. Winter-Quittenapfel nicht verschieden, dem ich 1853 auch noch erhaltene recht vollkommene Früchte der Wahren weißen Herbstreinette ganz gleich fand, welche 2 Sorten ich schon länger nach der Vegetation auf Identität angesehen hatte. Nicht weniger trug mir Dörell’s große Goldreinette, wie ich sie aus Rinz’s Collection, durch Herrn Bornmüller in Suhl erhielt, ganz dieselbe, schon durch den häufig am Stiele sich findenden, vorstehenden starken Wulst, kenntliche Frucht.

24. Baumanns rothe Winterreinette ist in neuerer Zeit auch als Couronne des Dames in Umlauf gekommen, welche Identität, die auch schon Herr Kanzleidirector Bödiker bemerkte, sich mir 1853 durch Früchte, die auf dem Baume der letzteren zusammen erwachsen waren, völlig bestätigte.

25. Carmeliter Reinette, Lange rothgestreifte grüne Reinette, Getüpfelte Reinette. Schon Diel bezeichnete diese Sorten als identisch. Diettrich’s Holländische- oder Ludwigsburger-Reinette wird auch dieselbe Frucht seyn.

26. Citronen-Reinette und Weißer italienischer Wintercalville fand ich 1853 nicht wesentlich verschieden, und auch Herr Inspektor Lucas hält beide für identisch.

27. Französische Goldreinette und Sickler’s Reinette die v. Mons erzogen haben will, konnte ich nicht unterscheiden, höchstens ist letztere kleiner, und welkt eben so gern.

28. Große Casseler Reinette und Holländische Goldreinette. Schon Diel fand diese Identität; dieselbe Frucht erhielt ich von Diettrich und nochmals durch Urbaneck aus Diettrich’s Sammlung, also wohl nicht durch Verwechslung, auch als Kleine engl. Reinette.

29. Deutsche Goldreinette von Herrn Dr. Liegel hatte 1851 viele Aehnlichkeit mit Diel’s vortrefflichem Königin Louisensapfel; doch mag ich Identität noch nicht beanspruchen.

30. Edelreinette und Gelbe Zuckerreinette. Diel streitet gegen die schon vor ihm statuirte Identität, jedoch nur, weil er zu oft [14] veränderliche Merkmale für wesentliche Unterschiede hielt.

31. Engl. Spitalsreinette und Mennonistenreinette. Die von Anderen schon statuirte Identität unter diesen Früchten ist auch mir bereits höchst wahrscheinlich. Die erstere soll in England nicht Sickhouse heißen, sondern nach einem Orte Sykehouse benannt seyn, doch lasse man ihr in Deutschland ja jenen Namen, unter dem sie durch Diel sich weit verbreitet hat; die Pomologen mögen die Berichtigung des Namens sich merken.

32. Glanzreinette, Borsdorfer Reinette, Guckenberger Krachapfel und Mascons späte Glasreinette. Die Sorte ist in Frucht und Vegetation leicht kenntlich, und kommt nach Lucas auch noch als Taffetapfel vor.

33. Goldgelbe Sommerreinette kommt nach „Lucas Kernobstsorten Württembergs“ bei Stuttgart auch als Rambouillet vor. Letztere Sorte erhielt ich durch Herrn Geheimerrath von Flotow aus Dittrich’s Sammlung und fand 1853 Aehnlichkeit auch; doch waren die Früchte der letzten Sorte weit kleiner und nicht so edel im Fleisch. Weitere Fruchtproben müssen Näheres ergeben.

34. Kronenreinette und Röthliche Reinette gab ich früher als identisch an, besonders wegen des leicht kenntlichen starken Wuchses der jungen Bäume, und habe später zwar die Identität wieder etwas bezweifelt, doch macht sie auch Lucas in den „Obstsorten Württembergs“ bemerklich. Ich erhielt die Frucht noch als Feuerröthliche Reinette.

35. Lothringer grüne Reinette (Canada) und Dittrich’s Prachtreinette zeigten sich 1853 völlig identisch, und sagt schon Diel bei der Engl. grünen Nordreinette, daß Christ die Canada, auch Prachtreinette genannt habe, da sie auch wohl den Namen Reinette pompeuse trage. Meine frühere Vermuthung nach nur unvollkommenen Früchten, daß Diettrich’s Prachreinette mit der Pariser Rambourreinette überein seyn werde, hat sich daher nicht bestätigt; doch bemerkt Lucas, daß auch die Pariser Rambousreinette bei Calw Prachtreinette heiße, und will ich noch erwähnen, daß er auch die Grüne Atlasreinette, wie sie von Lämmerhirt nach Hohenheim kam, von der Lothringer grünen Reinette nicht unterscheiden konnte. Meinerseits hatte ich Früchte von der Grünen Atlasreinette noch nicht. Von Liegel erhielt ich als Prachtreinette eine stark rothgestreifte gute, doch nicht ausgezeichnete Frucht.

36. Muscatreinette, Margil (in England so benannt), und Gestreifte Winterreinette. Auch Andere fanden schon diese Identität. Ich erhielt auch eine Neue Muscatreinette deren Abstammung ich noch nicht kenne, die von der Muscatreinette in Frucht und Vegetation sich nicht unterscheidet.

37. Pariser Rambourreinette, Antillische weiße Winterreinette, Incomparable des Antilles, Harlemer Reinette, Weiberreinette, Reinette von Windsor. Die 2te und 4te Frucht erklärte schon Diel für identisch; die verschiedenen Benennungen und Beschreibungen werden zum Theil daher kommen, daß die Frucht nicht in allem Boden oder Jahren ihren sehr edlen Geschmack hat. 1853 hatte ich endlich vollkommene Früchte von der ächten Weißen französischen Reinette, die ich von der zugleich tragenden Harlemer Reinette und Reinette von Windsor in Nichts wesentlich unterscheiden konnte, und wäre, wenn durch weitere Fruchtproben diese Identität sich bestätigt, da endlich der ursprüngliche Name dieser unter vielen Namen vorkommenden trefflichen Frucht gefunden, aber auch ein eclatantes [15] Beispiel weiter gegeben, wie man sich hüten muß, durch unwesentliche Verschiedenheiten nicht gleich verschiedene Sorten zu machen. Ich erhielt dieselbe Frucht auch noch als Reinette de Granville, Michael Henry Pepping (durch Herrn Geheimenrath von Flotow aus Metzger’s Collection) und wohl auch (durch Herrn von Flotow) als Oesterreichische Nationalreinette, von welchem Reise ich aber genügende Früchte noch nicht sah, um gewisser zu urtheilen. Vielleicht kommt sie auch als Wyker Pepping vor, welcher Name jedoch richtiger der Reinette von Orleans zukommt.

38. Reinette von Orleans und Triumphreinette, welche früher öfter bestrittene Identität auch andere Pomologen jetzt anerkennen. In Holland heißt die Frucht Wyker Pepping, wie ich sie auch von Bödiker und Diettrich erhielt und ein in Holland gewesener Gastwirth sie mir nannte. Ich erhielt diese unter vielen Namen vorkommende köstliche Frucht noch als Graf Sternberg’s röthliche Reinette (aus Prag), Dörell’s Rosmarinreinette (Urbanek), und wohl nochmals als Dörell’s Ananasreinette; ferner als Cornelis Goldreinette, (Bödiker) Dattenfelder Goldreinette (von Ermmanns durch Bödiker) Reinette Glasgow (Booth.) Im Hannover’schen ist sie als Pearmain d’or, Doppelte Goldreinette weit verbreitet, und aus Herrnhausen erhielt ich sie auch als Pearmain Royal. — Einzelne meinen, daß sie auch gleich der Kleinen Casseler Reinette sey, was aber unrichtig ist, da diese nicht vorzügliche Frucht, die ich sowohl von Diel als von mehreren Anderen habe, von ihr sehr weit verschieden ist.

39. Gestreifter Rosenapfel und Tulpenapfel hat Herr Dr. Liegel für identisch erklärt, und ist dies, wie Diettrich und Christ beide Früchte hatten, auch wohl richtig. Ich erhielt aber vor 20 Jahren durch Herrn Magister Schröder zu Hamburg einen Gestreiften Rosenapfel, den derselbe, so viel ich weiß, aus St. Florian bezog, welcher viele Aehnlichkeit, namentlich in Fleisch und Geschmack, mit dem Großen edlen Prinzessinapfel hat, aber schon im Herbste zeitigt. Herr Dechant Mandl aus St. Florian sah vor zwei Jahren hingesandte Früchte davon, und erklärt die Sorte für den rechten von Schmidtberger versandten, in St. Florian erzogenen Gestreiften Rosenapfel, der daher diesen Namen ausschließlich behalten möge.

40. Engl. rothe Winterparmäne und was ich von Diel als Piles Rousset erhielt, konnte ich nicht unterscheiden; doch wird letztere Sorte wohl unecht seyn.

41. Astracanscher (weißer) Sommerapfel und Grüner Liefländer Sommerapfel.

42. Rother 3 Jahre dauernder Streifling und der in meiner Schrift aufgeführte im Hannover’schen sehr verbreitete Braunsilienapfel zeigten sich 1853 identisch.

43. Königlicher Täubling und Rother Winter-Taubenapfel, vielleicht auch noch Diettrich’s Rosenfarbiger Taubenapfel. Die Identität wird von einigen Pomologen bestritten; wer aber sicher darüber urtheilen will, muß durchaus beide Früchte auf denselben Baum und in gleiche Sonnenlage bringen, da sie mehr, als andere, nach dem Grundstamme und Boden abändern.

44. Mayer’s weißer Winter-Taubenapfel und Weißer gerippter Herbst-Täubling.

45. Wachsapfel und Röstell’s gelber Weinling. Im Hannover’schen ist diese, meistens nicht, wie sie es verdient, gehörig geschätzte Frucht als Weißer Taffetapfel weit verbreitet, und wird auch Diel’s Weißer Winter-Tafftapfel mit dem Wachsapfel wohl identisch seyn. Der Name Tafftapfel ist sehr passend.

[16] 46. Den Gestreiften Sommer-Zimmtapfel und Edlen Rosenstreifling, wie ich Letztern erhielt, fand ich durchaus identisch; Herr Garteninspector Lucas erklärt jedoch beide Sorten für verschieden und muß ich auch seine Sorte einmal zur Vergleichung beziehen. Auch die Marmorirte Rusette ist sehr ähnlich, aber stärker gestreift und geröthet, kleiner und schmeckt nicht zimmtartig.

(Birnen, Pflaumen und Kirschen im nächsten Heft.)