Zum Inhalt springen

Pomologische Monatshefte:1. Band:5. Heft:Beschreibung amerikanischer Aepfel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Pomologische Monatshefte
Band 1, Heft 5, Seite 166–167
Hauser
farbige Abbildung des Wagener-Apfels in Band 38, S. 225
fertig
<<<
Ueber die Bezeichnung der von Hrn. Professor van Mons erhaltenen Obstsorten
>>>
Was ist Obst?
[166]
Beschreibung amerikanischer Aepfel.
Vom Herrn Lehrer Hauser in Hall.

Unter denjenigen amerikanischen Aepfelsorten, die in den letzten Jahren auch in Deutschland angepflanzt worden sind, nehmen der „Douse oder Hawley“ und der „Wagener“ wohl eine der ersten Stellen ein. Ersterer erregte bei einer Ausstellung zu Auburn im Staate Fair im Jahre 1845[WS 1] wegen seiner ungeheuren Größe bei den Pomologen großes Aufsehen, und mehrere amerikanische Journale sind seines Lobes voll. Dem Letztern wurde von der Ackerbau-Gesellschaft zu New-York in den Jahren 1847 und 1848 zweimal der höchste Preis zuerkannt, und ihren veröffentlichten Verhandlungen gab sie eine colorirte Zeichnung davon als Titelkupfer bei. Für die Freunde dieser Aepfel folgt nun hier eine freibearbeitete Beschreibung derselben nach dem „Horticultural Advertiser Seneca Lake Highland Nurseries[WS 2] und den „Transactions of New-York State Agriculture Society for 1848,“ page 294.[WS 3]

1. Douse- (spr. Dauß), oder Hawley- (spr. Hâhlei-) Apfel, oder Mehlbeerapfel.

Dieser Apfel ist sehr groß, fast rund, wenig plattgedrückt, etwas unregelmäßig und gerippt; gelblich-grün, und wenn er reif ist, gewöhnlich in’s Blaßgelbe übergehend. Der dünne, ¾″–1″ lange Stiel sitzt in einer weiten, tiefen Höhlung und reicht gewöhnlich kaum bis zum Rande [167] derselben. Der Kelch sitzt in einer engen und ziemlich tiefen, regelmäßigen, etwas gerippten Einsenkung, die jedoch manchmal etwas flacher ist. Das Fleisch ist fein und zart, etwas säuerlich und von ausgezeichnetem Wohlgeschmack. Er reift vom Anfang bis in die Mitte des Herbstes. Der Baum hat in der Baumschule nur ein mittelmäßiges Wachsthum, bildet aber im Obstgarten eine sich weit ausbreitende, gut gestaltete Krone und gibt jedes Jahr eine reiche Erndte.

Was Wohlgeschmack, Größe und Ergiebigkeit betrifft, so hält man den Douse für den besten Spätherbstapfel, den man kennt, sowohl für die Tafel, als für den Herbst. Der „Cultivator“ vom April 1847 sagt noch von ihm: „Von allen Aepfelvarietäten, welche in neuester Zeit bekannt geworden sind, ist wahrscheinlich keine bestimmt, verdientermaßen allgemeiner verbreitet zu werden, als der Hawley- oder Douse-Apfel.“

2. Wagener-Apfel.

Mittlere Größe: ungefähr 3¼″ breit und nahezu 2½″ hoch. Form: rundlich, plattgedrückt und oben sanft gerippt. Aeußere Farbe: ein schönes, tiefes, glänzendes Roth mit Streifen oder besprengten Stellen von hellerer Schattirung, die sich dem Scharlach nähert. Der Grund ist gelb und gewöhnlich mit unregelmäßigen, hellroth bräunlichen Flecken oder Streifen gezeichnet. Die Basis des Stiels ist mit einem rothbräunlichen Grün eingefaßt, und die weite Kelchhöhlung, in welcher der kleine Kelch sitzt, mit Hellgelb umgeben, und mit hellbräunlichen Flecken bedeckt. Das Fleisch ist feinkörnig, brüchig und saftig, der Farbe nach gelblich-weiß, von erhabenem, erfrischendem, weinsäuerlichem Geschmack. Das Kernhaus klein, die Kerne von mittlerer Größe und lichtbrauner Farbe. Der dünne, ¾″–1″ lange Stiel sitzt in einer tiefen, weiten Höhle. Der Apfel reift im Oktober und dauert bis zum Mai. Das Holz ist von dunkelrother Farbe; die Sommertriebe sind blaßgrün. Der Baum wächst nicht stark, trägt aber reichlich.


Nachschrift. Beide Apfelsorten gelangten durch die Güte des verdienten Nestors der Württembergischen Pomologen, des Herrn Major von Buhl-Eltershofen zu Eltershofen bei Hall, welcher sie, sowie viele neuere amerikanische Obstsorten direkt bezog, in das Hohenheimer Sortiment. Ich habe sie auf Sortenbäume veredelt und als Pyramiden angepflanzt; der Wagener’s Apple wird wohl im Herbst 1855 die ersten Früchte liefern, wenigstens hat er mehrere schöne Tragknospen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Die Apfelsorte Hawley wurde zuerst auf der im Jahr 1846 stattgefundenen State Fair zu Auburn (New York) als Dowse vorgestellt (Genesee Farmer. Bd. 9. D. D. T. Moore, Rochester, N. Y. 1848, S. 138 Google) – sie erscheint als Douse in einer Anzeige von Mr. Frost für die Seneca Lake Highland Nurseries (The Cultivator. Neue Serie, Bd. 5. Luther Tucker, Albany, N. Y. 1848, S. 326 Google)
  2. Vorlage: Nureries
  3. Die Sorte Wagener ist in den Transactions auf Seite 285 beschrieben (Transactions of the N. Y. State Agricultural Society. Bd. 8 (1848). Weed, Parsons & Co., 1849 Google)