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Pomologische Monatshefte:1. Band:5. Heft:Pomologische Lesefrüchte aus der Thüringer Gartenzeitung

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Pomologische Monatshefte
Band 1, Heft 5, Seite 210–213
Karl Hörlin (1803–1882)
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Pomologische Monatshefte:1. Band:6. Heft:Pomologische Lesefrüchte aus der Thüringer Gartenzeitung
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Pomologische Lesefrüchte aus der Gartenflora
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Aus einer Anzeige von Oberdieck’s Anleitung zur Kenntniß des besten Obstes

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Pomologische Lesefrüchte aus der Thüringer Gartenzeitung, herausgegeben von Freiherrn von Biedenfeld, Jahrg. 1854.

In einer sehr warmen Empfehlung des Werkes von Joh. Metzger in Heidelberg: „Die Kernobstsorten des südlichen Deutschlands“ wird darüber gejammert, daß die Nomenclatur in[WS 1] ein tragikomisches, mitunter sinnloses Chaos versunken sey, aus dem zu retten bis dahin ernste Versuche noch eigentlich gar nicht gemacht worden seyen; erst die neueste Zeit habe den Weg dazu gebahnt und die bei den Nationalausstellungen in Carlsruhe und Naumburg versammelten Pomologen haben den Keim zu einer gründlichen Läuterung und Sichtung in[WS 1] alle deutschen Lande mit nach Haus genommen.

Entgegnung. Es soll der Irrthum, daß von Carlsruhe und Naumburg aus in alle deutschen Lande (wie viele deutsche Länder waren denn in Carlsruhe durch Pomologen vertreten?) der Keim zur Läuterung etc. mitgenommen worden sey, nicht weiter premirt werden; weiß denn aber der Herr Redakteur nichts davon, was die süddeutschen Pomologen seit 20 Jahren bei ihren Versammlungen und Obstausstellungen für die Berichtigung der Nomenclatur gethan haben? Wir können die Bemerkung nicht unterdrücken, daß gewisse Pseudopomologen den größten Antheil an den heillosen Wirren haben, welche sich darin gefallen, ganze Massen von Synonymen zusammenzuhäufen, die sie vom nächsten besten Zaune weglesen, ohne selbst nur eine Frucht gesehen oder untersucht zu haben. Wenn man freilich jede falsch bezeichnete Frucht, welche zu einer Ausstellung gebracht wird, sogleich mit ihrem falschen Namen unter die Synonyme einreiht, so kann man die Ehre, viele liebe Synonyme zusammenzuraffen, leicht erringen. Wie ganz anders gehen Männer wie Oberdieck, Lange, Pochhammer, Lucas, Liegel, Jahn zu Werke, welche ohne Autopsie, auf Katalog-Autoritäten hin, nie ein Synonymum aufstellen. Der Name einer Frucht darf nur dann als Synonymum bezeichnet werden, wenn er von mehreren angesehenen Pomologen oder einer pomologischen Gesellschaft, oder einer ganzen Provinz angenommen und gebraucht wurde. Weil irgend ein Baumschulenbesitzer die Bezy de Lamotte, unter dem Namen Muscatellerbirne, oder die Große Casseler Reinette als Edler Prinzessinapfel etc. aufführt, wie Beispiele aus Metzgers Werk citirt werden; deßhalb ist man noch nicht zum Schlusse berechtigt, also sind Bezy de Lamotte u. s. w. Synonyme. Wie viel Schätzenswerthes das genannte Werk von Metzger enthält, so besteht es doch hinsichtlich seiner Synonyme schlecht vor der Kritik; so findet man z. B. unter den für Hausgärten empfohlenen Birnen drei Sorten unter dreierlei Namen aufgeführt, welche anerkannt Synonyme sind, nämlich Amalie von Brabant, Kronprinz Ferdinand und Hardenpont’s Winterbutterbirne. In der landwirthschaftlichen Pflanzenkunde fällt es Niemanden ein, zu den Hunderten von Waizensorten alle Synonyme zu sammeln, welche die einzelnen Varitäten an verschiedenen Orten haben, weil man wohl weiß, daß dieses eine vergebliche Arbeit wäre, da die Landleute jeden Tag für Fruchtsorten, welche sie als neue erhalten, auch neue Namen schaffen und diese gewöhnlich vom Orte des [211] Bezugs herleiten. Solche Sisyphus-Arbeit wäre zwecklos. Durch die Jagd nach Synonymen hat man die schwere Sünde begangen, den Ballast der pomologischen Nomenclatur in’s Unendliche zu vermehren; ich will hier nur an den sichern Obstführer in der Obstkunde von Dochnahl und das neueste Handbuch des Herrn von Biedenfeld erinnern. In der Zusammenstellung der Synonymen ist gewissenhafte Kritik vor allen Dingen nöthig. Aber selbst anerkannte Pomologen tragen an der Schuld der Verwirrung der Nomenclatur mit, wenn sie Sorten, welche sie ohne Namen erhielten und deren richtige Benennung sie nicht sogleich auffanden, alsbald den Namen eines Freundes oder einer bedeutenden Persönlichkeit beilegten und, um diese dadurch zu ehren, unter dem selbstgeschaffenen Namen verbreiteten, wobei es sich dann nicht selten findet, daß man nach ein paar Jahren die ächte Benennung entdeckt und seine Voreiligkeit zurücknehmen muß, ohne die angerichtete Verwirrung wieder gut machen zu können. Es sollte der Grundsatz amerikanischer Pomologen festgehalten werden: „Niemand darf einer Frucht einen Namen beilegen, der sie nicht selbst erzogen hat, mit Ausnahme pomologischer Vereine; aber auch von diesen nur in dem Falle, wenn es constatirt ist, daß man wirklich eine noch unbekannte Frucht vor sich hat.“ Dagegen ist es mit Entschiedenheit zurückzuweisen, daß Männer, welche die Worte „babylonische Sprachverwirrung“ u. s. w. immer im Munde führen, durch Zusammenstellung aller nur aufzutreibenden Synonymen, ohne Kritik und ohne eigene Erfahrung auf Kataloge basirend, die Wunde in der Nomenclatur noch weiter aufreißen, während sie die Miene machen, Heilmittel dagegen anzubieten.

In Nr. 16 der genannten Gartenzeitung werden die Desiderien hinsichtlich der Obstausstellungen, welche Pinkert zum Verfasser haben, einer Beurtheilung unterworfen und bei Einsendungen zu Obstausstellungen viererlei Angaben gefordert, nämlich: 1) des Standortes, 2) des Bodens, worin der bezügliche Baum gewachsen, 3) der Form der Bäume, 4) der Unterlagen, worauf der Baum gewachsen ist. Dieß ist nun ganz zweckmäßig, bei noch unbekannten Sorten, aber überflüssig bei längst bekanntem Obste. Die Lehre von den Sortenbäumen definirt der Freiherr von Biedenfeld aber in seiner Beurtheilung des genannten Aufsatzes also: „die Lehre von den Sortenbäumen, das ist nach Oberdieck, von der Gleichgültigkeit in Betreff der Resultate, worauf ein Reis veredelt wurde.“ Schon der unklare Ausdruck, noch mehr aber die Sache selbst, zeigt, daß hier Freiherr v. Biedenfeld etwas behauptet, was dem Herrn Superintendenten in dieser Auffassung nicht im Schlafe eingefallen ist. Was der Herr Redacteur in seiner Beurtheilung über das ewige Systematisiren sagt, womit der Zweck: „Vermehrung und Verbesserung des Obstbaues“ nicht erreicht werde, so hat er in so fern Recht, daß der Landmann vom Systematisiren bei Obstausstellungen einen directen Gewinn nicht zieht, und wenn man ihn veranlassen wollte, sich für das System zu interessiren, dieß ihm die Sache nur entleiden würde. Aber wo ist denn in aller Welt einem vernünftigen Pomologen eingefallen, den Landmann bei Obstausstellungen für das System zu interessiren? Weiß denn der verehrte Herr Redacteur nicht, daß es ohne Wissenschaft keine gedeihliche Praxis gibt, daß eine Obstausstellung ohne wissenschaftliche Anordnung ein Scherz wäre, ohne Sinn und Nutzen? Auf welche Weise sollen denn die edelsten und der Verbreitung würdigsten Obstsorten aus Tausenden von Früchten herausgefunden werden, um sie dem Landmann vorlegen und kennen zu lehren, wenn die Wissenschaft nicht die Charaktere dazu an die Hand gibt? Zeigt denn nicht eben die Erscheinung, daß ein System um das andere auftaucht, daß die Nothwendigkeit eines solchen ein tief gefühltes Bedürfniß sey? Ist nur einmal ein einfaches, naturwüchsiges, logisch richtiges und leicht faßliches System geschaffen, so wird man keine Ausstellungen mehr haben, welche nur zur Parade dienen, sondern solche, die von wissenschaftlichem und praktischem Werthe zugleich sind, und dazu bahnen die vielen systematischen Versuche unserer Zeit wenigstens den Weg. Wenn die Thüringer Gartenzeitung die Pomologen auffordert, an die Oeffentlichkeit herauszutreten, d. h. wohl, ihre Ansichten in den Journalen auszusprechen, so nimmt der Landmann daran ja auch keinen unmittelbaren Gewinn, und doch fällt ihm auch davon sein Theil ab, ohne daß er es weiß, und dieß gilt von allen wissenschaftlichen Bestrebungen, welche mit dem Landmann in Verbindung stehen und also auch mit dem Systematisiren in der Obstkunde.

In derselben Nummer wird abermals ein Lamento darüber angestimmt, welch’ eine Schmach bei dem Aufschwung deutscher Wissenschaftlichkeit es sey, daß die Synonymen in den verschiedenen Katalogen, Baumschulen bei Handelsgärtnern etc., in’s Graue anwachsen. (Welch’ ein Wechsel der Ansicht, zuerst heißt’s, [212] bleibt daheim mit eurer Wissenschaft und werdet praktisch, dann wieder: hilf o Wissenschaft!) Bestelle, ruft der Herr Herausgeber der Thüringer Gartenzeitung aus, mir Jemand Pflanzen oder Reiser von der wohlbekannten Goldreinette; was wird er erhalten? Gewiß etwas Anderes als was er erwartete, denn es gibt ein ganzes Schock Aepfel, welche in verschiedenen Katalogen unter dem Namen Goldreinette laufen. Wenn es Kataloge gibt, welche, wie darauf hingewiesen wird, den Weißen Winter-Calville und den Rheinischen Bohnapfel als Goldreinette aufführen, so ist damit nur so viel bewiesen, daß es höchst unwissende Männer unter den Baumschulbesitzern gibt, welches kein billig Denkender der Wissenschaft in’s Gewissen schieben wird; wenn aber der Herr Redacteur sich die Goldreinette bestellt, und er bekommt aus einer Baumschule nicht diejenige Sorte, welche er als vorzüglich kennt, so beweist er nur, daß er selbst noch zu wenig Kunde vom Obste hat und es widerfährt ihm nichts, worüber er zu klagen Ursache hätte. Weiß denn der Herr Redacteur nicht, daß die Goldreinetten eine eigene Abtheilung in der Klasse der Reinetten bilden und daß es in Wirklichkeit viele Goldreinetten gibt, daß daher bei der Bestellung einer Goldreinette dem Gattungsnamen auch die Benennung der Varietät beigefügt werden muß.

In Nr. 27 finden sich abermalige Expectorationen über die „lieben Synonymen,“ wobei gegen die gesammte deutsche Literatur in der Pomologie Luftstreiche geführt werden. Man höre das Lob aus der Feder des Freiherrn von Biedenfeld, das wörtlich also lautet: Von Diel an hat die ganze deutsche pomologische Literatur sich nur mit Zweifeln, Vermuthungen und Hypothesen genährt und träumt und wacht in düsterem Nebel von Synonymen, sie findet den Muth nicht, sich daraus zu helfen, weil sie in ihrer Schüchternheit nicht fragt, ob es auch noch Leute hinter den Bergen gibt. Und nun der Beweis dazu. Es ist vorgekommen, fährt die Thüringer Gartenzeitung fort (oder vielleicht auch nicht vorgekommen, da der Fall auch fingirt seyn könnte), daß Jemand den Wykerpeping und Wykerapfel mit einander verwechselte und nun beide für identisch erklärt. Nun entdeckt der Freiherr von Biedenfeld zum Glück in den Katalogen der Londoner Gartenbaugesellschaft, daß beide Aepfel verschiedene Varietäten sind. Auf alle in deutschen Zeitschriften und Büchern aufgezeigten Identitäten hält der Redacteur nichts (und doch hat er, wie gelegentlich von ihm aufgefunden wurde, davon in sein Handbuch aufgenommen und damit den Werth desselben selbst taxirt), weil bei diesen stets der Zufall in Rechnung kommt (was natürlich jenseits der Berge unmöglich ist). Also das Heil liegt in den Katalogen der Londoner Gartenbaugesellschaft, und wir müssen die Hülfe hinter den Bergen suchen und doch (hört!) versichert der Freiherr von Biedenfeld selbst, daß in den gepriesenen Londoner Katalogen arge Verstöße vorkommen. Wir lassen es dahin gestellt, ob in Bezug auf die Geschichte mit dem Wykerpeping und Wykerapfel die Compilation eine zuverläßige ist; aber eine solche Schmähung deutscher Gründlichkeit, eine solche Verachtung der Verdienste deutscher Pomologen, hätten wir einem deutsch seyn wollenden Manne nicht zugetraut, welcher bei jeder Gelegenheit den Deutschen vorwirft, daß sie das Gute am eigenen Herde verachten und es über den Bergen suchen. Wir lassen dem Freiherrn von Biedenfeld seine schwärmerischen Gefühle für den Londoner Katalog, aber so lange England keine Männer aufzuweisen hat, welche solche Verdienste um die Pomologie sich erworben haben, wie ein Diel, wie Sickler u. A., lassen wir unsern Hut noch vor den Londoner Katalogen auf dem Kopfe. Nil admirari ist unsere Regel.

Nr. 53 und 54 besprechen den Aufruf des Vereins für Beförderung des Gartenbaus in den königl. preußischen Staaten an alle Obstpflanzer Deutschlands: „die besten von denselben erprobten Obstsorten u. s. w. dem Vereine namhaft zu machen,“ um sodann bei der in Wiesbaden beabsichtigten Versammlung die Resultate und Zusammenstellungen bekannt machen zu können. Es wird mit gewandter Feder dieser wohlgemeinte Aufruf unterstützt und gegen Mißverständnisse, welche er erregt zu haben scheint, in Schutz genommen. Wir danken dieser Besprechung recht beherzigungswerthe Vorschläge, unter welche wir folgende zählen: daß, wo es möglich ist, der wissenschaftliche Namen den Provincial-Namen bei Einsendungen beigegeben werde; daß man die anderen deutschen Regierungen zur thätigen Theilnahme auffordere; daß man sich über die beizubehaltenden Namen verständige und die Resultate der Vereinbarung bekannt mache; das sind lauter praktische Vorschläge; daß man aber eine Verbindung mit allen Hauptbaumschulen in aller Welt anknüpfe und mit dem Auslande eine Verständigung herbeiführe; daß in den öffentlichen Staatsbaumschulen die Sortimente aller anderen Staatsbaumschulen [213] zur Prüfung vorgenommen werden sollten; das sind monströse Gedanken, welche unausführbar sind und an das Sprüchwort erinnern: wer zu viel will, der bekommt Nichts! Wahrlich, nicht in den Staatsanstalten an sich liegt die Bürgschaft einer sichern Prüfung, sondern in den Persönlichkeiten. Es gibt viele tüchtige Vorstände von Staatsbaumschulen, welche keine so anläßige und weit umfassende Sortenkenntniß haben, daß ihr Urtheil eine Bürgschaft gäbe für die Zuverläßigkeit des geprüften Sortiments. Die Sache läßt sich praktischer auf einem andern Wege anfassen, von welchem später die Rede seyn wird.

Wir machen hier noch auf einen andern Artikel der Thüringer Gartenzeitung aufmerksam, welcher zwar nicht in unmittelbarem Zusammenhange mit obigem steht, aber doch hier seine Stelle finden mag, weil er auch auf die Wiesbadener Versammlung hinweist. Wer es weiß, auf welche Weise der Freiherr von Biedenfeld im zweiten Theile seines Handbuches aller bekannten Obstsorten das Dochnahl’sche System angriff, wird sich des Erstaunens über die Begegnung nicht enthalten können, wenn er nun in Nr. 49 der Thüringer Gartenzeitung aus derselben Feder lesen muß: „daß das Dochnahl’sche System ein wahrhaft wissenschaftliches, logisch durchgeführtes u. s. w. sey, das als ein wahrer Fortschritt in der pomologischen Systematik bezeichnet werden müsse, wobei diesem System eine Zukunft verheißen wird, sey es nun rein adoptirt, oder modificirt, oder gar widerlegt zu einem andern Systeme führen möge; das ist freilich auch eine Zukunft, widerlegt zu werden, aber keine glänzende!“

Wenn es wahr werden sollte, was in jener Abhandlung als frommer Wunsch ausgesprochen wurde: „hoffentlich wird die im nächsten Jahre in Wiesbaden zu Stande kommende Versammlung der deutschen Pomologen von diesem schätzbaren Systeme und Buche Notiz zu nehmen nicht versäumen, den Werth beider anerkennen, den Fortschritt auf solchem Wege verfolgen und durch die ausführlichsten Resultate ihre Verhandlungen darüber, jeden Falls die gute Sache fördern;“ wenn das in Erfüllung gehen sollte, sage ich, daß die Versammlung in Wiesbaden ihre Zeit und Kräfte an die Würdigung solcher Werke wenden soll, wodurch der Obstkunde mehr geschadet als genützt wird, wie es beim Dochnahl’schen der Fall ist, welches für den Praktiker fast unbrauchbar ist und zwar allerdings mehr Werth und Wissenschaftlichkeit hat, als das Freiherr von Biedenfeld’sche Handbuch, aber von Irrthümern wimmelt und eine Menge unnöthigen Ballastes mit sich führt; – dann fürchte ich, daß sich bei der Mehrzahl der Pomologen in Wiesbaden ein fortlaufender Beifall einstelle und daß das Resultat jener Versammlung mit den großen Hoffnungen wenig zusammenstimmen werde, welche so Viele von ihr hegen. Nun die Sache ist in die Hände von Männern gelegt, welchen wir es getrost überlassen können, wie weit auf die genannten zwei literarischen Produkte in der Pomologie bei der Versammlung in Wiesbaden Rücksicht genommen werden kann. Wie man doch deutschen Pomologen, die von Diel an nach Herrn v. Biedenfeld’s Meinung im Finstern tappen, ein solches Vertrauen schenken kann! Wie man so inconsequent seyn mag, zu verlangen, daß man einmal das Systematisiren aufgebe, womit nichts gewonnen werde und es doch als Aufgabe einer Versammlung deutscher Pomologen zu bezeichnen; prüft das System, adoptirt oder modificirt oder verwerft es, oder macht ein anderes neues daraus. Die Sache ist in der That rührend!

In Nr. 38 wird auf die Erscheinung der pomologischen Monatsschrift hingewiesen und der pomologischen Zukunft Deutschlands ein Prognosticon gestellt, das zu emphatisch klingt. Namentlich von der Vereinigung norddeutseher und süddeutscher Pomologen lasse sich ein günstiges Resultat erwarten. In der vorletzten Nummer des letzten Jahrgangs wird sodann, nach Erscheinung des ersten Heftes der Monatsschrift, besonders die treffliche Abhandlung des Herrn Geheimen Raths v. Flotow hervorgehoben, welche gewiß alle denkenden Pomologen mit Freude begrüßten. Die schönen Worte des Freiherrn von Biedenfeld: „in einer ernsten Sache muß vor Allem das Publikum rein und wahr belehrt werden, und es kann daher niemals darauf ankommen, von wem eine Ansicht und Lehre stamme (dieß ist mit Beziehung auf Herrn Dochnahl’s sicherem Führer in der Pomologie gesagt), sondern was sie enthalte und wie sie sich zur Wissenschaft und Praxis verhalte“, machten wir zu der unsrigen. Es würde uns wirklich leid thun, wenn der Freiherr von Biedenfeld, da wo wir seiner Ansicht entgegentreten zu müssen glauben und seine pomologischen Compilationen, wie er sie selbst zu nennen so aufrichtig ist, Anerkennung nicht spenden können, seine eigenen Worte vergessen würde.

(Schluß folgt.)

Anmerkungen (Wikisource)

  1. a b Vorlage: in in